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ANLEGER Frage: an Malte Diesselhorst Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz

Lassen Euro-Bonds die Zinsen steigen?

Die politisch umstrittenen Euro-Bonds würden die Zinsbelastung für Deutschland bei der Ausgabe neuer Staatsanleihen tendenziell vergrößern. Würden nach einer Einführung auch die Anleihezinsen für private Anleger, die deutsche Bonds zeichnen, steigen? Gäbe es in der Folge auch für Sparbriefe, Tages- und Festgeld mehr Zinsen?

Die Folgen der Einführung gemeinsamer Euro-Bonds aller oder auch einiger ausgewählter Euro-Länder werden von Politikern und Wissenschaftlern kontrovers diskutiert. Ziel ist, den Märkten, also vor allem den Anleihegläubigern, Sicherheit zu vermitteln, indem auch die starken Euro-Länder wie Deutschland für die Schulden schwächerer Staaten mithaften.

Wie bei allen Geldanlagen gilt hier das Prinzip, dass die Rendite stark vom Risiko der Anlage abhängt. Wegen des geringeren Risikos im Vergleich zu Anleihen schwächerer Euro-Staaten dürfte also die Rendite der gemeinsamen EuroBonds deutlich schlechter sein als die Rendite stark risikobehafteter Anleihen aus hoch verschuldeten Euro-Ländern. Interessant ist, wie die Anleihezeichner das Risiko im Verhältnis zu Anleihen starker Euro-Länder, etwa Deutschland, einschätzen. Wenn es gelingt, den Märkten zu vermitteln, dass EuroBonds sicher sind, weil gleichzeitig die notwendigen Strukturmaßnahmen in der Euro-Zone umgesetzt werden, dürfte die Rendite solcher Anleihen für Anleger zwar etwas höher sein als bisher bei deutschen Staatsanleihen. Eine wirklich attraktive Geldanlage dürften sie aber, wenn das Konzept aufgeht, nur unter Sicherheits-, nicht unter Renditegesichtspunkten sein. Oder umgekehrt: Euro-Bonds mit einer guten Rendite sprächen eher gegen den Erfolg des Konzepts und könnten auf Dauer zu noch größeren Problemen bei der Finanzierung der Staatshaushalte führen.

Auch auf Zinsen für Spareinlagen oder Festgelder dürfte ein aus Anlegersicht positiver Effekt kaum eintreten, wenn das Konzept der gemeinsamen Euro-Bonds erfolgreich ist. Denn schon wegen der hohen Staatsschulden ist ein niedriges allgemeines Zinsniveau eines der wichtigsten Ziele der europäischen Politik. Ein höheres allgemeines Zinsniveau würde die Staatshaushalte zusätzlich mit Zinszahlungen belasten und damit die Bonität der hoch verschuldeten Staaten verschlechtern. Solange das Zinsniveau also niedrig gehalten wird, ist kaum mit deutlich besseren Zinsen für Spareinlagen zu rechnen. Derzeit wird bei solchen Anlagen nicht einmal ein Inflationsausgleich erreicht. Dafür wird, jedenfalls bei einlagengesicherten Anlagen, eine hohe Sicherheit geboten. Wer höhere Renditen sucht, muss höhere Risiken in Kauf nehmen – etwa bei deutlich besser rentierenden Unternehmensanleihen.

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