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Arbeitgeber-Studie: Berlin: Wirtschaftsschwache Metropole mit Aufwärtstrend

Berlin gehört weiterhin zu den wirtschaftsschwächsten Städten Deutschlands, behauptet eine Arbeitgeber-Studie. Aufstiegschancen gestehen die Unternehmer der Hauptstadt jedoch zu.

Immerhin: Brandenburg an der Havel, Salzgitter und Herne haben gegen die Hauptstadt keine Chance. In puncto Wirtschaftskraft ist Berlin diesen Städten weit überlegen. Nur knapp vorbei ziehen können Dessau-Roßlau, Krefeld und Kaiserslautern. Unerreichbar an der Spitze liegen Erlangen, Ingolstadt und Ulm – hier gibt es Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze in großen Mengen. Das ist das Ergebnis eines bundesweiten Städtevergleichs, den die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und das Institut der deutschen Wirtschaft (IW), beide den Arbeitgebern nahestehend, am Freitag vorgelegt haben. Berlin belegt Rang 81, hat nach Ansicht der Autoren aber gute Chancen, bald weiter nach oben zu kommen. Immerhin ist sie eine der 30 dynamischsten Städte der Republik.

Neun der zehn wirtschaftsstärksten Kommunen liegen in Bayern oder Baden-Württemberg – die Volkswagen-Zentrale Wolfsburg ist die einzige norddeutsche Stadt, die es in die Spitzengruppe geschafft hat. Überhaupt gelingen solchen Städten gute Platzierungen, in denen sich Großunternehmen angesiedelt haben: München mit sechs Dax-Konzernen, Erlangen und Ingolstadt mit großen Fabriken von Siemens und Audi stehen vorne. „Wir haben uns schwer getan, dort echte Schwächen zu finden“, sagte INSM-Chef Hubertus Pellengahr mit Blick auf Erlangen. Dürftig schneiden dagegen Städte in den neuen Ländern ab – Jena auf Platz 33 ist noch die beste ostdeutsche Kommune.

Für das Ranking im Auftrag der „Wirtschaftswoche“ haben Ökonomen aus 57 Einzelindikatoren den Wohlstand und die Perspektiven der 100 größten kreisfreien Kommunen berechnet – Kaufkraft, Beschäftigung, Infrastruktur, Bildungsniveau, gesellschaftliche Lage und Ähnliches. Zusätzlich haben sie je Stadt 40 zufällig ausgewählte Unternehmer zu ihrer Sicht auf den Standort befragt.

Das Ergebnis ist neben einem Indikator zur aktuellen Lage ein „Dynamikranking“ – hier steht oben, wer sich zuletzt besonders deutlich verbessert hat, etwa durch den Rückgang der Arbeitslosigkeit oder den Anstieg der verfügbaren Einkommen. Fünf der zehn am stärksten aufstrebenden Städte sind ostdeutsche Kommunen. An der Spitze steht Stralsund, gefolgt von Bayreuth und Greifswald. Den letzten Platz belegt Wuppertal, auch viele Städte im Ruhrgebiet befinden sich ausweislich der Studie im Niedergang.

Für Berlin gilt das nicht. Zwar ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt noch immer schlecht, nur jeder Zweite im erwerbsfähigen Alter hat einen sozialversicherungspflichtigen Job. Allerdings besserte sich die Lage stärker als andernorts – zwischen 2004 und 2009 ging die Arbeitslosenquote um 3,5 Prozentpunkte zurück, ein Drittel mehr als im Durchschnitt. Auch die Zahl privater Schuldner sank deutlich stärker als im Mittel der Republik. Punkten kann die Hauptstadt daneben beim Tourismus, bei der Kinderbetreuung und beim Anteil hoch qualifizierter Beschäftigter. „Die hohe Dynamik spricht dafür, dass Berlin bald auf ein höheres Niveau kommt“, sagte Karl Lichtblau, einer der Autoren der Studie.

Negativ zu Buche schlug die gesunkene Steuerkraft, hier liegt die Hauptstadt nur auf dem vorletzten Platz. Auch die Zahl der Schulabbrecher ging nicht so stark zurück wie andernorts und gegen den republikweiten Trend gab es mehr Bezieher von Arbeitslosengeld II. Obendrein bekam die Verwaltung von den Firmen schlechte Noten: Nur knapp die Hälfte attestierte ihr, wirtschaftsfreundlich gesinnt zu sein – das entspricht Rang 96 von 100. Und nur ein Sechstel der Manager findet, dass die Beamten kostenbewusst mit den öffentlichen Finanzen umgehen.

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