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Arbeitskampf: Telekom will Streik mit Geld brechen

Der Arbeitskampf bei der Deutschen Telekom zieht immer weitere Kreise. Auch die Vorbereitungen für den G8-Gipfel sollen beeinträchtigt werden. Die Telekom versucht indes Streikbrecher mit Geldangeboten zu locken.

Bonn - "Die Wirkung des Streiks wird in dieser Woche deutlich zunehmen", sagte Verdi-Bundesvorstand Lothar Schröder. Je länger der Protest dauere, desto mehr Arbeit bleibe liegen. Verdi-Streikleiter Ado Wilhelm sprach von bislang "mehreren zehntausenden liegen gebliebenen Aufträgen", was der Konzern nicht bestätigte. Am Montag beteiligten sich rund 15.000 Telekom-Beschäftigte an dem Arbeitskampf.

Betroffen waren den Angaben zufolge alle Bundesländern, wobei der Schwerpunkt in Berlin-Brandenburg, Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen lag. Der Streik betrifft auch die technischen Vorbereitungen für den G8-Gipfel Anfang Juni in Heiligendamm. Der Konzern beteuerte aber, dass "die notwendigen Installationsarbeiten termingerecht ablaufen". Beamtete Monteure würden eingesetzt. Telekom-Sprecher Christian Schwolow appellierte an Verdi, mit dem Streik den G8-Gipfel nicht zu gefährden und bei einem für Deutschland so wichtigen Ereignis mit Augenmaß vorzugehen.

Beeinträchtigungen möglich

Am Dienstag wollen wieder 15.000 Telekom-Mitarbeiter gegen die geplante Auslagerung von rund 50.000 Stellen in den neuen Bereich T-Service protestieren. "Wir werden in gleicher Größenordnung den Arbeitskampf fortsetzten", sagte Wilhelm. Erneut würden alle Bereiche wie die Callcenter und der Technische Kundendienst betroffen sein. Es werde weiter Verzögerungen etwa bei der Auftragsbearbeiterung und der Entstörung geben. Ein Telekom-Sprecher bestätigte Beeinträchtigungen, machte aber keine Angaben zum Umfang. Die Auswirkungen durch den Streik auf die Kunden will das Unternehmen so gering wie möglich halten.

Mit Geldprämien will die Telekom Mitarbeiter zur Rückkehr zum Arbeitsplatz bewegen. In einer SMS an Beschäftigte hieß es wörtlich: "Hallo Kollegen, wer ab morgen wieder seinen Dienst antritt bekommt täglich 50 Euro solange gestreikt wird." Die Telekom bestätigt den Versand einer solchen SMS an streikende Mitarbeiter nicht. Im Konzern gebe es lediglich eine grundsätzliche Regelung, wonach Mitarbeiter bei außergewöhnlichen Belastungen mehr Geld bekommen könnten, sagte ein Sprecher. Verdi zweifelte am Erfolg der Maßnahme: "Die Leute lassen sich nicht für 50 Euro täglich kaufen, wenn sie künftig im Monat mehrere hundert Euro weniger verdienen sollen", sagte Wilhelm.

Glos: Verdi soll an Verhandlungstisch zurückkehren

Der Berliner Verdi-Fachbereichsleiter Mike Döding warf dem Unternehmen zudem vor, einzelnen Streikenden mit Entlassung gedroht zu haben, Führungskräfte hätten Streikposten auf Betriebsgelände bedrängt. Vorgesetzte versuchten außerdem, Beschäftigte mit einem Kopfgeld von 500 Euro vom Streik abzubringen.

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) forderte Verdi zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. Man müsse miteinander sprechen, sagte er in Rosenheim. Die Telekom müsse ein wirtschaftlich leistungsfähiges Unternehmen bleiben, damit sie nicht etwa von Ausländern aufgekauft werde. Klar sei aber, dass man die Probleme "nicht auf dem Rücken der Arbeitnehmer lösen kann".

Der Protest richtet sich gegen die Auslagerung von rund 50.000 Mitarbeitern in T-Service, den das Unternehmen nach der Ablehnung durch Verdi im Alleingang umsetzen will. Mit dem Personalumbau, der zum 1. Juli stattfinden soll, will die Telekom ihre Kosten senken. Das Unternehmen sieht sich gegenüber Konkurrenten im Nachteil, da diese ihre Beschäftigten nach Telekom-Angaben deutlich schlechter bezahlen. Die Mitarbeiter sollen künftig mehr arbeiten und dabei weniger verdienen. (tso/dpa)

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