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In Berlin ist die Arbeitslosenquote erneut am höchsten.

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Arbeitsmarktzahlen: Berlin ist erneut auf dem letzten Platz

Berlin hat mit 12,3 Prozent erneut die höchste Erwerbslosenquote Deutschlands. Die übliche Frühjahrsbelebung fiel auch in Berlin aus. Die Wirtschaft kritisiert die weiterhin hohe Zahl an Langzeitarbeitslosen in der Stadt.

Eine gewisse Besorgnis ist in der Berliner Wirtschaft spürbar. Die aktuelle Arbeitslosenzahl zeige, dass der Jobmarkt in der Region „noch stabil“ sei, kommentierte Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB), die jüngsten Arbeitsmarktzahlen. Dabei richtete er den Blick insbesondere auf die Hauptstadt. Im Ländervergleich rutschte Berlin nach vier Monaten wieder ans Ende der Tabelle. Mit 12,3 Prozent fiel die Arbeitslosenquote im April verglichen mit dem Vorjahresmonat zwar um 0,6 Prozentpunkte. Damit liegt sie aber ebenso hoch wie im März und 0,1 Prozentpunkte über der in Mecklenburg-Vorpommern – dem bisherigen Schlusslicht. Die sonst übliche Frühjahrsbelebung blieb also in Berlin aus. Im Gegenteil: Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Vergleich zum Vormonat sogar leicht auf 216 122.

Der lange Winter sorgt dafür, dass die Arbeitslosenquote hoch ist

Die regionale Arbeitsagentur erklärte das mit dem Wetter. „Der lange Winter verhinderte die saisonale Frühjahrsbelebung, die sonst im April den Arbeitsmarkt in Berlin bestimmt“, sagte Dieter Wagon, Chef der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der BA. Verglichen mit dem Vorjahresmonat sank die Zahl der Menschen ohne Job in der Hauptstadt jedoch um 7675. Wagon verwies darauf, dass wegen der ungewöhnlich langen Kälteperiode Saisonkräfte in Restaurants und Cafés entsprechend selten angeworben worden seien. Auch im Baugewerbe und im Garten- und Landschaftsbau hätten sich die Betriebe mit Neueinstellungen zurückgehalten. Die Stellen seien aber nicht verloren – nur „hinausgeschoben“. „Dennoch ist der Berliner Arbeitsmarkt weiterhin robust“, betonte Wagon.

UVB-Geschäftsführer Amsinck forderte hingegen mehr Einsatz von der Arbeitsverwaltung. Der Sockel der Langzeitarbeitslosen sei noch immer deutlich zu hoch. „Mehr als jeder dritte Arbeitslose in der Hauptstadt ist länger als ein Jahr ohne Arbeit.“ Gar 16 Prozent hätten auch nach zwei Jahren in der Arbeitslosigkeit noch keinen Job gefunden. Die „Potenziale flexibler Beschäftigungsformen“ – also etwa Leiharbeit und Minijobs – müssten besser genutzt werden, machte der Arbeitgebervertreter deutlich. Ähnlich äußerte sich BDA-Chef Dieter Hundt bei der Bewertung der bundesweiten Kennzahlen. Grundvoraussetzung für einen weiterhin stabilen Arbeitsmarkt sei weiterhin dessen „notwendige Flexibilität und Durchlässigkeit“, sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

Bundesweit hat sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zugenommen

Auch im übrigen Bundesgebiet belastete der ungewöhnlich lange Winter: Die Bundesagentur für Arbeit (BA) registrierte 3,02 Millionen Arbeitslose. Das waren 78 000 weniger als im März, aber 57 000 mehr als vor einem Jahr, teilte die Behörde in Nürnberg mit. Die Quote sank verglichen mit März um 0,2 Punkte auf 7,1 Prozent. Vor einem Jahr hatte sie 7,0 Prozent betragen. BA-Chef Frank-Jürgen Weise sprach angesichts des vergleichsweise mauen Frühjahrsaufschwungs von einer „eher gedämpften“ aktuellen Entwicklung.

Steigende Beschäftigung am Bau und in der Landwirtschaft führt normalerweise im April zu einem stärkeren Rückgang der Arbeitslosenzahl. Trotz konjunktureller Schwäche im Zusammenhang mit der europäischen Finanzkrise haben Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Vorjahresvergleich zugenommen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Erwerbstätigen im März gegenüber dem Vorjahr um 300 000 auf 41,53 Millionen gestiegen. 28,99 Millionen Menschen waren im Februar nach Angaben der Agentur für Arbeit sozialversicherungspflichtig beschäftigt, gut 400 000 mehr als ein Jahr zuvor.

Arbeitgeberpräsident Hundt betonte, der Arbeitsmarkt sei stabil, weil die Tarifpolitik gut und die Reformen der Agenda 2010 erfolgreich gewesen seien. „Hier haben flexible Erwerbsformen wie befristete Beschäftigung oder Zeitarbeit auch ihre soziale Wirkung erwiesen.“ Nahezu Vollbeschäftigung gibt es in Bayern (Arbeitslosenquote bei 3,9 Prozent) und Baden-Württemberg (4,2 Prozent). Allerdings stieg die Quote in beiden Ländern verglichen mit dem Vorjahresmonat um 0,2 Punkte an. Am stärksten stieg sie im Saarland, um einen Punkt auf 7,6 Prozent. Brandenburg hat nach Thüringen und Sachsen unter den fünf Ostländern die geringste Arbeitslosenquote. Sie sank im Jahresvergleich um 0,3 Punkte auf 10,3 Prozent. Im April waren dort 138 421 Menschen ohne Arbeit – knapp 6000 weniger als im Vormonat.

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