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Handel und Tourismus: Arcandor-Aktie bricht ein

Konzernchef Thomas Middelhoff dementiert Probleme mit der Finanzierung und sieht das Weihnachtsgeschäft nicht in Gefahr. Große Hoffnungen setzt er auf den Tourismus.

Berlin - Arcandor-Chef Thomas Middelhoff hat Gerüchte über eine angebliche Finanzierungslücke des Handels- und Tourismuskonzerns zurückgewiesen. „Dass wir angeblich eine Kapitalerhöhung planen, ist totaler Quatsch“, sagte Middelhoff dem Tagesspiegel. Die Arcandor-Aktien waren am Dienstag zeitweise um knapp 21 Prozent eingebrochen und hatte ihre Vortagesverluste damit drastisch ausgebaut. Zum Börsenschluss notierte das Papier bei 3,50 Euro – noch immer ein Minus von 14,6 Prozent.

Zu weiteren Spekulationen über die Finanzsituation sagte Middelhoff: „Wir müssen nicht jeden Unsinn kommentieren.“ Es sei schlicht unmöglich, vom Zustand der Aktie auf den Zustand eines Unternehmens zu schließen, was der Markt derzeit offenbar mache.

Bereits am Montag war bekanntgeworden, dass der Kreditversicherer Euler Hermes Ausfallsgarantien für Warensendungen an Arcandor eingeschränkt hat. Grund dafür sind einem Bericht zufolge Gespräche über Problem bei der Umfinanzierung der Arcandor-Kredite. Der Handelsexperte Volker Dölle hatte in „Focus Money“ dazu gesagt, Euler Hermes „kann wegen der ständigen Refinanzierungsgespräche mit den Banken nicht mehr von der Solvenz des Arcandor-Konzerns überzeugt sein“. Da die ursprünglich übernommene Versicherungssumme für die Lieferanten ab sofort nicht mehr gelte, dürften diese nun zutiefst verunsichert und irritiert sein. Arcandor hat inzwischen bestätigt, dass Euler Hermes die Garantiesumme gedeckelt habe. Davon seien mögliche Lieferungen an die Handelstöchter Karstadt und Quelle aber nicht betroffen, betonte Middelhoff. „Das Weihnachtsgeschäft ist nicht gefährdet.“ Das Weihnachtsgeschäft ist die umsatzstärkste Zeit des Jahres und daher für den Handel besonders wichtig. Auch bei der weiterer Finanzierung sieht Middelhoff keine Probleme. „Die Gespräche mit den Banken über die Refinanzierung werden voraussichtlich noch in der laufenden Woche abgeschlossen“, sagte er dieser Zeitung.

Der Arcandor-Konzern hatte zum Halbjahr Nettofinanzverbindlichkeiten von über 1,5 Milliarden Euro. Probleme hat der Konzern vor allem mit seiner Warenhaustochter Karstadt, die ihre Verluste in den ersten sechs Monaten ausgeweitet hat. Auch der Versandhändler Primondo schreibt rote Zahlen. Obwohl es die Tourismussparte Thomas Cook deutlich besser läuft, musste Middelhoff seine Mittelfristprognose im vergangenen Monat nach unten schrauben. Er erwartet für 2008/09 jetzt ein operatives Ergebnis von 1,1 Milliarden Euro statt wie bisher 1,3 Milliarden Euro.

Große Hoffnungen setzt Middelhoff auf den Tourismus, die dritte Säule des Konzerns, die knapp 60 Prozent zum Gesamtumsatz beiträgt. Der Wert des Tourismusbereichs der Arcandor sei vielen Menschen nicht gegenwärtig, sagte Middelhoff. Thomas Cook werde in dem Ende September ablaufenden Rumpfgeschäftsjahr eine operative Marge (Ebitda) von fünf Prozent erreichen. Das sei mehr, als viele einem Tourismuskonzern jemals zugetraut hätten.

Middelhoff sieht aber trotz des anhaltend mäßigen Konsumklimas weiterhin eine Zukunft für die Warenhäuser. Im gehobenen Segment funktioniere das Geschäftsmodell hervorragend, sagte er am Dienstagabend bei einer Tagesspiegel- Veranstaltung vor rund 150 Kunden. Auch erwarte er eine Renaissance der Städte, die den Einzelhändlern wieder mehr Umsatz bringe.

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