zum Hauptinhalt

Luxus zum Verkauf?: Arcandor bereitet Trennung von KaDeWe vor

Der angeschlagene Handels- und Touristikkonzern Arcandor gliedert seine Luxus-Warenhäuser aus. Betroffen davon ist auch das Berliner Traditionshaus KaDeWe. Arcandor hofft wohl auf einen guten Preis, denn für die Sanierung braucht der Konzern fast eine Milliarde Euro.

Luxus auf 60.000 Quadratmetern, vom Erdgeschoss bis in die siebte Etage. Schon beim Betreten des Foyers erkennen die Besucher, dass das KaDeWe kein gewöhnliches Kaufhaus ist. Die aufwändig gestaltete und mehrmals im Jahr wechselnde Dekoration erinnert manchmal schon mehr an Kunst als an Konsum. Und wer unter dem Dach in der Lebensmittelabteilung angekommen ist, hat eine ähnliche Vielfalt an exquisiten und exotischen Waren in Deutschland wohl selten gesehen.

Seit mehr als 100 Jahren lockt das Kaufhaus am Wittenbergplatz Berliner und Touristen an. Die werden kaum mitbekommen, wenn das KaDeWe bald einen neuen Besitzer hat. Denn der täte wohl nicht gut daran, das einmalige Flair des Hauses zu verändern. Auf den Ruf und das Flair kommt es dem derzeitigen Eigentümer allerdings nicht an. Der Handels- und Touristikkonzern Arcandor braucht Geld und will seine Luxus-Kaufhäuser, darunter auch das Berliner KaDeWe, loswerden.

Bereits am Wochenende war darüber spekuliert worden, am Montag machte es Konzern-Chef Karl-Gerhard Eick öffentlich: Arcandor will sich künftig auf seine profitablen Kernbereiche konzentrieren. Das Berliner KaDeWe und weitere Premium-Warenhäuser gehören nicht dazu. Ebenfalls betroffen sind demnach auch das Hamburger Alsterhaus und das Oberpollinger in München.

Teilen, verkaufen oder schließen

Die genannten Häuser werden ebenso wie neun weitere der insgesamt 108 Waren- und Sporthäuser in einem eigens dafür geschaffenen Vorstandsressort gebündelt. Dazu gehören zusätzlich 115 Quelle-Technikcenter und rund 1500 Quelle-Shops. Wie der  neue Arcandor-Chef Eick in Düsseldorf sagte, will der Konzern für die Geschäfte Partner finden. Möglich seien aber auch Verkäufe und Schließungen. Die Reisetochter Thomas Cook bleibt von den Maßnahmen unberührt.

Ob die Sanierung auch Arbeitsplätze kostet, sagte Eick nicht. Von der Sanierung sind den Angaben zufolge rund 12.500 der derzeit knapp 52.000 Mitarbeiter bei Karstadt und im Versandhandel betroffen. Die Aktie des im M-Dax geführten Konzerns fiel am Montag in den ersten Handelsminuten um bis zu knapp acht Prozent, erholte sich dann aber wieder etwas.

Harte Einschnitte schon im März angekündigt

Vorstandschef Eick hatte bereits bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als neuer Konzernlenker im März harte Einschnitte angekündigt und der finanziellen Stabilisierung oberste Priorität eingeräumt. Arcandor ist mit fast einer Milliarde Euro verschuldet und schreibt rote Zahlen. Ziel sei es, dass Arcandor sowohl bei Karstadt als auch bei Primondo und Thomas Cook positive Ergebnisse erwirtschaften werde, so der Konzern am Montag.   Der Konzern sieht in den kommenden fünf Jahren einen zusätzlichen Finanzierungsbedarf von bis zu 900 Millionen Euro. Neben der Finanzierung über Banken prüft Arcandor auch die Optionen für staatliche Hilfen. Erste Sondierungsgespräche darüber wurden den Angaben vom Montag zufolge bereits geführt.

Weitere Einsparungen verspricht sich der Konzern durch die Bündelung des Einkaufs bei Karstadt und Primondo. Innerhalb von zwei bis drei Jahren sollen Synergien von bis zu fünf Prozent des Arcandor-Einkaufsvolumens (ohne Thomas Cook) in Höhe von mehr als sieben Milliarden Euro erzielt werden. Ziel sei es, die durchschnittlichen jährlichen negativen Cash Flows von rund 300 Millionen Euro möglichst schnell auf Null zu bringen. (sf/sp/Reuters/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false