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Pfizer macht schlapp.

© dpa

Auch Berlin betroffen: Viagra-Produzent Pfizer streicht 500 Stellen

Der US-Pharmakonzern Pfizer will gut 500 seiner insgesamt 4000 Arbeitsplätze in Deutschland abbauen, also jede achte Stelle – auch in Berlin werden Mitarbeiter entlassen.

Betroffen ist vor allem der Außendienst. Ein kleinerer Teil der Kürzungen soll auf Verwaltungsfunktionen in Berlin entfallen, erfuhr das „Handelsblatt“ aus Unternehmenskreisen. Für die Produktionsstätten in Freiburg, Illertissen und das Logistikzentrum plant Pfizer dagegen keinen Abbau. Man habe den Plan dem Betriebsrat vorgestellt und werde nun mit ihm über die Umsetzung verhandeln, sagte Pfizer-Sprecher Martin Fensch. Gerüchte, wonach Pfizer rund 50 Stellen direkt in Berlin abbauen will, mochte er nicht kommentieren.

Das Unternehmen hatte seine Deutschlandzentrale im Herbst 2008 von Karlsruhe an den Potsdamer Platz verlegt und zunächst so gut 500 Arbeitsplätze in der Hauptstadt geschaffen. Heute sind es gar 750 Stellen. Dies galt als einer der bisher größten Erfolge der landeseigenen Standortförderungsagentur Berlin Partner. Diese reklamierte für sich, Pfizer den Umzug erst schmackhaft gemacht zu haben. Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) bezeichnete die Entscheidung seinerzeit als „wichtige Weichenstellung“ für die Entwicklung der Gesundheitswirtschaft in der Hauptstadt.

Nun, wo es wenige Tage vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus erstmals einen Knick in dieser Standorterfolgsstory gibt, hängt man das Thema bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft nicht mehr so hoch. „Es handelt sich um eine weltweite Konzernentscheidung. Der geplante Stellenabbau wird Berlin kaum betreffen und nichts an der Stärke des Pharmastandortes ändern“, sagte Wolfs Sprecher Stephan Schulz dem Tagesspiegel, „wir bedauern den geplanten Stellenabbau und erwarten, dass er sozial verträglich geschehen wird.“ Auch bei Pfizer hieß es: „Das Ganze hat mit Berlins Landespolitik absolut nichts zu tun.“

Bei Pfizer will man die Streichungspläne als Teil eines globalen Sparprogramms verstanden wissen. Weltweit will der Konzern die Zahl seiner Mitarbeiter noch um rund 16 000 oder 15 Prozent reduzieren. Dabei hat Pfizer seit der Übernahme des US-Konkurrenten Wyeth Ende 2009 bereits rund 13 000 Jobs gestrichen. Indirekt spielen offenbar aber auch gesundheitspolitische Einschnitte auf dem deutschen Pharmamarkt eine Rolle. „Die Erwartungen für das künftige Geschäft haben sich deutlich eingetrübt“, sagte der Pfizer-Sprecher. Der US-Konzern muss etwa fürchten, dass sein wichtiger Umsatzträger Lyrica unter Festbetrag fällt. Für das Schmerzmittel würde in diesem Fall ein Erstattungshöchstbetrag auf dem Niveau preiswerter Generika festgelegt, was Pfizer viel Umsatz kosten würde. Der Löwenanteil der Stellen soll daher im Vertrieb des Bereichs „Primary Care“ entfallen, in dem Pfizer das Geschäft mit Produkten für die Allgemeinmedizin gebündelt hat.

Auch bei anderen Pharmakonzernen wie Sanofi, die ihre Marketing- und Vertriebszentrale ebenfalls in Berlin haben, zeigt sich das Topmanagement zusehends verstimmt über die Entwicklung auf dem deutschen Markt. Mitarbeitervertreter des französischen Konzerns rechnen damit, dass etwa 400 Stellen gestrichen werden – die aber vor allem in der Forschungsabteilung am Standort Frankfurt am Main. (HB / Mitarbeit: Kevin P. Hoffmann)

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