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Auf neuem Parkett: Kabel Deutschland will an die Börse

Kabel Deutschland will an die Börse und die erste Notierung wäre bereits in den kommenden Wochen möglich. Gelingt der Schritt, könnte das Signalwirkung für andere haben.

München - Theo Kitz spricht den Börsianern aus der Seele. „Das könnte das Eis brechen“, sagt der Analyst des Münchner Bankhauses Merck Finck zum geplanten Börsengang von Kabel Deutschland (KDG). Gelingt der Schritt, könnte das Signalwirkung für andere haben. KDG- Chef Adrian von Hammerstein hat jetzt begonnen, potentielle Investoren in Europa und den USA zu umwerben. Ein Platzierungsvolumen von bis zu einer Milliarde Euro ist angeblich geplant. Die Details gefallen aber nicht jedem.

Der Vorstand der Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger, Klaus Schneider, hat noch den Fall der Kabelnetzfirma Primacom vor Augen, die vor einigen Jahren hoch verschuldet an die Börse ging und dann in schwere Probleme geriet. KDG ist mit drei Milliarden Euro verschuldet. Beim Börsengang geht das Unternehmen leer aus. Nur den Altaktionären, die Anteile abgeben – allen voran der US-Finanzinvestor Providence, der 88 Prozent an KDG hält – fließt Geld zu. „Wir haben gesehen, wie gefährlich das ist“, warnt Aktionärsschützer Schneider mit Blick auf die Kombination aus hoher Verschuldung und Einnahmeinteressen der Eigentümer.

Auch sein Kollege von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapiere (DSW) ist skeptisch. „Ein klassischer Fall, wie man es nicht machen soll“, kritisiert DSW-Experte Marco Cabras den KDG-Hauptaktionär, der sich alles Geld in die eigenen Taschen stecken und Altlasten im Unternehmen lassen wolle. Privatanlegern rät er, die Finger von KDG zu lassen, auch weil der Kabelmarkt sehr umkämpft sei. KDG selbst ist mit Informationen zum Börsengang noch sehr zurückhaltend. Gerade mal der Umstand als solcher wird bestätigt. Insider wissen, dass vorerst etwa 40 Prozent der Anteile an die Börse sollen. Als Ziel gilt der M- Dax. Der Firmenwert der Münchner wird auf 5,7 bis 6,6 Milliarden Euro geschätzt. Davon sind die drei Milliarden Euro Schulden abzuziehen. Geht alles glatt, könnte die erste Notierung noch vor Ostern stattfinden.

Organisiert wird der Schritt aufs Parkett von der Deutschen Bank, UBS, Morgan Stanley und JP Morgan. Morgan Stanley prognostiziert für KDG in den nächsten Jahren im Schnitt sieben Prozent Umsatzwachstum und ein Gewinnplus von zehn Prozent. Die Deutsche Bank liegt noch höher. KDG selbst sagt für das Anfang April endende Geschäftsjahr knapp 1,4 Milliarden Euro Umsatz und 571 Millionen Euro operativen Gewinn voraus. Der Konzern hat 2800 Beschäftigte und 8,9 Millionen Kabelkunden in 13 Bundesländern. Thomas Magenheim

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