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Energiekonzerne: Auflagen für Eon bei Endesa-Übernahme

Die spanische Regulierungsbehörde hat der Übernahme des heimischen Versorgers Endesa durch den deutschen Eon-Konzern zugestimmt, allerdings nur unter strikten Auflagen. Der deutsche Konzern hält am Milliardendeal fest.

Madrid/Düsseldorf - Der größte deutsche Energiekonzern Eon kann den spanischen Versorger Endesa übernehmen, allerdings nur unter rigorosen Auflagen. Die spanische Regulierungsbehörde CNE gab grünes Licht. Zur Bedingung machte CNE unter anderem, dass Eon rund ein Drittel der Produktionskapazitäten von Endesa in Spanien abstößt. Der Regulierer behält sich außerdem das Recht vor, über einen Zeitraum von zehn Jahren seine Genehmigung zu revidieren. Eon nannte die Auflagen ungerechtfertigt. Der Energiekonzern hält aber an dem 29-Milliarden-Euro-Geschäft fest.

Die CNE begründete ihre strikten Auflagen damit, dass bei der Übernahme die strategischen Interessen des Landes im Energiesektor gewahrt werden müssten. Sie verlangt deshalb, dass Eon den Atommeiler Asco 1 verkauft, der Endesa zu 100 Prozent gehört. Über andere Nuklearanlagen, die Endesa nur teils gehören, soll der deutsche Konzern die Kontrolle an spanische Partner abgeben. Auch soll Eon mehrere Kohlekraftwerke abstoßen, die in Spanien geförderte Kohle verwenden. Ferner soll sich der deutsche Konzern den Endesa-Investitionsplan für 2002 bis 2011 zu eigen machen. Dieser sieht eine Verbesserung der Infrastruktur für den Gastransport vor. Eon müsse die Versorgung des spanischen Marktes mit Erdgas garantierten, betonte die CNE.

Laut Eon laufen die Vorgaben darauf hinaus, dass der Konzern ingesamt rund 7600 Megawatt der Endesa-Produktionskapazität in Spanien abgeben muss. Nach Berechnungen der spanischen Zeitung "El País" entspricht dies 40 Prozent des Kapitals von Endesa innerhalb Spaniens. Außerdem soll Endesa über zehn Jahre hinweg weiter die juristische Vollmacht innerhalb des neuen Unternehmens ausüben. Innerhalb dieses Zeitraums behält sich die CNE das Recht vor, ihre Genehmigung zu überprüfen, falls eine Gruppe "direkt oder indirekt die Kontrolle über mehr als 50 Prozent des Eon-Kapitals übernimmt".

Eon will Auflagen prüfen

Allerdings verzichtete die CNE darauf, dem Vorschlag ihres Berichterstatters Jorge Fabra zu folgen und von Eon den Verkauf der Tochter Ruhrgas zu verlangen. Dies wäre nach Ansicht von Kommentatoren de facto einem Veto gegen die Übernahme gleichgekommen. Dennoch reagierte Eon kritisch auf die Liste von insgesamt 19 Vorgaben, die rechtsverbindlichen Charakter haben. Der Konzern behalte sich juristische Schritte dagegen vor, erklärte Eon. Für die Auflagen gebe es "keine Berechtigung". Eon messe der angestrebten Übernahme jedoch weiter "große Bedeutung" zu und sei überzeugt, dass Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre davon ebenso profitieren würden wie die spanische Wirtschaft.

Der Entscheidung der CNE war ein monatelanges Tauziehen vorausgegangen. Die sozialistische Regierung in Madrid hatte massive Einwände gegen die von Eon zum Kaufpreis von 29,1 Milliarden Euro angestrebte Übernahme erhoben. Sie würde den Energiesektor am liebsten weiter unter nationaler Kontrolle sehen und favorisiert deshalb den Aufkauf von Endesa durch den katalanischen Konkurrenten Gas Natural, der 22,5 Milliarden Euro geboten hat.

Mit Blick auf die Eon-Offerte hatte die Regierung deshalb per Dekret eigens die Rechte der CNE gestärkt. Sie geriet deshalb aber in Konflikt mit der EU-Kommission. Die Brüsseler Behörde betrachtet das Dekret als wettbewerbswidrig und leitete deshalb im Mai ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Madrid ein. (tso/AFP)

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