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Konjunktur: Aufschwung rückt in weite Ferne

Bis zu einem tragfähigen Aufschwung wird es noch dauern. Nur sieben Prozent der deutschen Unternehmen erleben ihn bereits jetzt. Die meisten rechnen erst 2011 oder noch später damit.

Düsseldorf/Frankfurt am Main - Das geht aus dem Finanzmarkt-Trendmonitor hervor, für den die Agenturen News Aktuell, Cat Consultants und Faktenkontor zusammen mit dem „Handelsblatt“ 131 Fach- und Führungskräfte großer deutscher Firmen befragt haben. Auffällig: Trotz der schlechten Aussichten klagen nur wenige Firmen über eine Kreditklemme.

Immerhin, fast alle Großunternehmen gehen davon aus, dass die Talfahrt, die im Sommer 2008 begonnen hat, gestoppt ist: 65 Prozent erkennen Licht am Ende des Tunnels. Doch befragt nach dem Ende der Krise, antwortet nur eine Firma, dass diese noch dieses Jahr vorbei ist. Mit Blick auf 2010 fürchten die meisten sinkende Preise und schwache Nachfrage.

Auch in Quartalsberichten und Ausblicken sind die Unternehmen skeptisch. So zeigte sich der Düngemittelhersteller K+S besorgt, die gegenwärtigen Kalipreise nicht halten zu können. Der Stahlkonzern Salzgitter warnte angesichts der lange Zeit hohen Investitionen vor Überkapazitäten. Auch Daimler sieht Belastungen – die Krise bringt immer mehr Geschäftspartner in Schwierigkeiten. Das könnte 2010 Stützungsmaßnahmen der Stuttgarter notwendig machen. Viele Firmen scheuen einen Ausblick gänzlich, etwa der Handelsriese Metro.

Zwei Drittel der befragten Experten gehen davon aus, dass die Krise erst 2011 oder noch später vorüber sein wird. Noch immer berichten rund doppelt so viele Firmen (27 Prozent) über fallende wie über steigende Auftragseingänge (13 Prozent). Mit höheren Umsätzen noch in diesem Jahr rechnet so gut wie niemand. 28 Prozent der Befragten erwarten dies 2010, weitere 17 Prozent erst 2011.

Finanzmarktexperten haben konkrete Vorstellungen darüber, wie sich die Firmengewinne 2010 entwickeln. Durchschnittlich rechnen die Analysten aller großen Investmenthäuser damit, dass die 30 Dax-Konzerne ihre Nettogewinne um mehr als ein Drittel gegenüber 2009 steigern werden. Anders als noch im laufenden Jahr, als Banken zu den Gewinnern zählten, dürften die Erträge in der klassischen Industrie anziehen.

Ungeachtet der zeitlich weitreichenden Krisenauswirkungen klagen die meisten Unternehmen aber nicht über eine Kreditklemme. Nur jede zehnte Firma erkennt starke Probleme bei der Finanzierung. Die Hälfte (51 Prozent) sieht für sich gar keine Probleme, wenn es um Kredite geht, weitere zwölf Prozent allenfalls sehr geringe Schwierigkeiten.

Auffällig ist, dass sich die Firmen darüber sogar optimistischer äußern als bei der Befragung im März. Der Anteil derjenigen Firmen, die keine Kreditprobleme haben, ist um vier Prozentpunkte gestiegen. „Kaum jemand investiert. Deshalb brauchen wir auch kein Geld von den Banken“, sagt der Finanzchef eines großen Maschinenbauers. Um eine Kreditklemme abzuwenden, will die Finanzbranche Mittelständlern mehr Eigenkapital verschaffen. Das soll deren Kreditchancen verbessern. Eine entsprechende Idee von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann beim Kreditgipfel der Regierung erntete breite Zustimmung. som/scc/HB

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