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Die Kasse klingelt. Experten schätzen, dass die 30 Dax-Konzerne insgesamt 25,6 Milliarden Euro ausschütten. Foto: ddp

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Wirtschaft: Ausgezahlt

Experten erwarten satte Dividenden für 2011 – danach könnte es abwärtsgehen.

Frankfurt am Main - Nach einer glänzenden Bilanzsaison für die großen deutschen Konzerne können Anleger nun hoffen, gebührend am Erfolg der Unternehmen teilzuhaben: Größtenteils noch unbeeindruckt von der Euro-Schuldenkrise stehen den Anteilseignern der Dax-Konzerne im Frühjahr satte Dividenden ins Haus. Zwar ist noch offen, wie viel genau ausgeschüttet wird. Klar aber ist: Es wird ein dicker Batzen sein, den die Konzerne im kommenden Jahr an ihre Eigentümer überweisen werden.

Von Krise jedenfalls ist bei diesen Zahlen wenig zu sehen. „Es wird nochmals eine starke Dax-Dividendensaison“, prophezeit Andreas Hürkamp von der Commerzbank. „Insgesamt könnten die 30 Dax-Unternehmen 27,1 Milliarden Euro an ihre Aktionäre ausschütten, vier Prozent mehr als 2010“, prognostiziert der Experte der Commerzbank. Das wäre gerade einmal eine Milliarde weniger als 2007, dem bisherigen Rekordjahr für die Unternehmen, deren Aktien im Deutschen Aktienindex Dax notiert sind.

Damit liegt Hürkamp an der Spitze der Schätzungen. Im Schnitt, sagen die Experten, sollen für die Aktionäre 25,6 Milliarden Euro herausspringen. 21 Unternehmen werden für 2011 mehr zahlen als für das Jahr zuvor. Nur die Energieversorger Eon und RWE setzen den Rotstift an und kürzen die Ausschüttung. Die Atomkatastrophe von Fukushima und der hierzulande beschlossene Atomausstieg hinterlassen ihre Spuren.

Auch die Lufthansa wird an ihre Aktionäre wohl weniger ausschütten, nachdem sie ihre Gewinnschätzung für 2011 reduzieren musste. Dies zeigt, dass es künftig generell nicht so gut weiterlaufen wird. Ein Wirtschaftsabschwung kündigt sich in der Regel in den Passagierkabinen und Frachträumen der Flugzeuge als Erstes an. Angesichts der schwächeren Konjunktur werden die Gewinne im kommenden Jahr schrumpfen und die Unternehmen bei den Dividenden für 2012 wieder kürzen müssen, sagt Hürkamp. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass 2013 die Dividenden-Saison deutlich schlechter ausfallen wird“, vermutet auch ein Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Aber wer 2011 auf Dax-Unternehmen gesetzt hat, kann einigermaßen zufrieden sein. Nicht mit dem Kurs, aber mit der Dividendenrendite (siehe Grafik), also der Höhe der Ausschüttung gemessen am Aktienkurs. Im Schnitt dürfte sie für 2011 bei 4,3 Prozent liegen. Ein Drittel der Dax-Firmen rangiert darüber, mit RWE, Telekom und Munich Re an der Spitze, die jeweils auf mehr als sieben Prozent kommen. Zwei Drittel der Konzerne schlagen mit ihrer Dividendenrendite zehnjährige Bundesanleihen. Die kommen derzeit auf nicht einmal 2,2 Prozent. Abzüglich der Inflationsrate liegt der Ertrag dort bei null.

Freilich geht eine hohe Dividendenrendite oft einher mit niedrigen Aktienkursen. Das Papier von RWE etwa hat 2011 rund 40 Prozent verloren, bei Eon und Munich Re sind es jeweils etwa minus 20 Prozent. Umgekehrt hat der Kurs von Merck um gut 20 Prozent zugelegt, die Dividendenrendite liegt aber nur bei 2,1 Prozent. SAP ist um 17 Prozent gestiegen, die Rendite liegt bei vergleichsweise mageren 1,7 Prozent. Trotzdem: Sachwerte und vor allem Aktien dividendenstarker Unternehmen stehen derzeit in der Gunst vieler Vermögens- und Anlageberater ganz oben. Auch vor dem Hintergrund der Schuldenkrise und der mageren Rendite von Bundesanleihen.

Anleger, die Direktinvestments in einzelne Aktien mit einer guten Dividendenrendite scheuen, weil es ihnen möglicherweise zu teuer ist, können Dividendenfonds ins Auge fassen. Eine jüngst veröffentlichte Umfrage des Vermögensverwalters Black Rock unter 600 Fondsmanagern und Anlageberatern in Europa zeigt, dass auch Profis mehr und mehr auf Dividendenfonds setzen. „Unter den in Deutschland befragten Experten erwarten 53 Prozent ein Marktwachstum bei Dividendenfonds“, sagt Andrej Brodnik von Black Rock. Sogar mehr als 60 Prozent halten die Fonds als langfristige Anlage für die Altersvorsorge als am besten geeignet. Damit könne man konstante und stabile Erträge erzielen und zugleich Inflationsgefahren abmildern, betont Brodnik. Alle großen Anbieter haben Dividendenfonds im Angebot.

Alternativ können Anleger auch börsengehandelte Indexfonds, sogenannte ETFs, in Erwägung ziehen. Sie bilden Indizes nach, die auf dividendenstarke Aktien ausgerichtet sind. So zum Beispiel auf den Dividenden-Dax, der die 15 dividendenstärksten Aktien aus dem Dax enthält, oder auf den Euro-Stoxx Select Dividend 30. Die Auswahl an solchen Indexfonds ist groß. Vorteil gegenüber aktiv gemanagten Fonds: Die Gebühren bei ETFs sind niedriger. Privatanleger, sagen Börsenprofis, hätten Dividenden-ETFs bis heute noch gar nicht entdeckt.

Doch auch Dividendenfonds und Dividenden-ETFs leiden, wenn die Börsen auf Talfahrt gehen. Mitunter konzentrieren sich die Fondsmanager auf Branchen, was sowohl Chancen als auch Risiken erhöht. 2007 waren Finanzwerte die dividendenstärksten Titel. Davon sind sie heute weit entfernt, auch die Kurse sind im Keller. Generell, sagt Thomas Schüssler, Fondsmanager bei der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS, seien zu hohe Dividenden auch ein Warnsignal. Sie resultieren nicht selten aus einem starken Kursverfall, der wiederum aus dem Misstrauen der Börse erwachsen ist. Womöglich stehen diese Firmen vor einer schwierigen Zukunft, was auch die Dividenden drücken dürfte – wie bei Eon und RWE.

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