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Nur noch E10.

© dapd

Streitthema E 10: Ausverkauf an der Tankstelle

Der neue Biosprit E10 ist billiger geworden. Berlin ist das egal – Super wird langsam knapp

Berlin - Alle Versuche, Autofahrer an den neuen Biosprit E10 zu gewöhnen, sind bislang gescheitert. Trotz des Benzingipfels beim Bundeswirtschaftsminister und obwohl das ungeliebte E10 jetzt billiger geworden ist, machen die Verbraucher weiter einen Bogen um den neuen Treibstoff. Sie tanken lieber die gewohnten Sorten – Super und Super plus. Konsequenz: An einigen Berliner Tankstellen ist der Super-Sprit inzwischen ausverkauft.

„Bei uns sieht es mau aus mit normalem Super. Wir haben seit 14 Tagen keine neue Lieferung mehr erhalten“, sagt Wilhelm Rohrbeck, der eine Tankstelle in der Steglitzer Albrechtstraße betreibt. Die E-10-Tanks seien dagegen voll. „Die Leute haben Angst, dass der neue Kraftstoff ihre Autos beschädigt“, berichtet Rohrbeck. Deswegen würden die meisten Kunden lieber Super plus tanken, obwohl es deutlich teurer ist.

Um den Ladenhüter an den Mann zu bringen, haben die Mineralölkonzerne den Preis gesenkt. Nach Angaben des ADAC ist der Preis seit Dienstag um 1,5 Cent gesunken und liegt nun im Bundesschnitt bei 1,513 Euro pro Liter.

Trotz der Preissenkung hält der Run auf das Super-Benzin an. Das stellt die Tankstellen vor logistische Probleme. Ihre Super-Tanks sind zu klein, um große Mengen zu lagern. Der Tankwagen muss daher mehrmals am Tag vorfahren und Nachschub bringen, sagt Michael Martin von der Tankstelle GO in der Gatower Straße. Da könne es dann auch mal passieren, dass stundenweise kein Super plus oder Super verfügbar sei, bis die Vorräte wieder aufgefüllt sind.

Karin Retzlaff vom Mineralölwirtschaftsverband (MWV) bestätigt, dass es bei Super und Super plus flächendeckend zu befristeten Versorgungsengpässen kommen kann. „Wir haben unsere Raffinerien umgestellt. Die größte Raffinerie PCK in Schwedt produziert jetzt 80 Prozent E10 und nur noch 20 Prozent Super Plus.“ Das reicht nicht, um die große Nachfrage zu decken. Trotzdem steht der Verband weiter hinter dem E10. „Wir haben uns auf dem Gipfel dazu bekannt und werden jetzt nicht umschwenken“, versichert Retzlaff.

Die Mineralölkonzerne suchen nach Auswegen. Esso kauft Super und Super plus im Ausland ein, berichtet Sprecherin Gabriele Radke. Auch Manuel Fuchs von Total Deutschland spricht von einem größeren Aufwand. „Es müssen extra Konvois eingesetzt werden, die quer durch die Republik fahren, um Lieferengpässe zu bewältigen.“ Dadurch würden Mehrkosten entstehen, „und diese müssen wir an den Verbraucher weitergeben“, sagt Fuchs.

Der ADAC will gegen Tankstellenbetreiber Anzeige erstatten, die kein Super mehr verkaufen. Nach der Bundes-Immisionsschutzverordnung müssten die Anbieter von E10 auch Super haben. Karin Retzlaff vom MWV kann das nicht nachvollziehen: „Auf dem Benzingipfel stand der ADAC noch hinter der Einführung von E10.“

Anieke Walter

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