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Per Schiff. Die deutschen Autohersteller setzen vor allem auf den Export. Foto: dpa

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Autohersteller: Heimat im Rückwärtsgang

Autohersteller verkaufen 2010 hierzulande so wenig wie vor der Einheit. Die Gewinner des Abwrackjahres 2009 sind die größten Verlierer.

Berlin - Allzu viel Patriotismus sollte die deutsche Autoindustrie nicht an den Tag legen, wenn sie ihren Weg aus der Krise feiert. Denn der deutsche Heimatmarkt bot zuletzt wenig Anlass zum Jubel. 2010 wurden hierzulande so wenige Neuwagen zugelassen wie nie seit der Wiedervereinigung. Auch für 2011 sind die Aussichten bescheiden: Bestenfalls eine Rückkehr auf das Vorkrisenniveau erwarten die deutschen Hersteller.

Ihre Hoffnungen richten sie auf den Export: „Wir erwarten für 2011 ein neues Rekordniveau beim Export in Höhe von 4,4 Millionen Pkw“, teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Dienstag mit. Auf der North American International Auto Show in Detroit (10. bis 23. Januar) haben die Deutschen in diesen Tagen Gelegenheit, ihre Neuheiten und Zukunftsvisionen zu präsentieren.

Nach Auslaufen der Abwrackprämie gab es 2010 in Deutschland nach VDA- Angaben nur noch 2,92 Millionen Neuzulassungen. Das ist ein Minus von 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Erstmals wurden damit im wiedervereinigten Deutschland weniger als drei Millionen Neuwagen verkauft. 2009 hatte die Abwrackprämie zu einem Neuwagen-Boom geführt. Damals hatte die Zahl der Neuzulassungen mit 3,81 Millionen einen Wert erreicht, wie er zuletzt in den 90er Jahren gemessen worden war.

Die Gewinner des Abwrackjahres waren 2010 die größten Verlierer: Europas größter Automobilhersteller VW büßte bei einem Minus von 23,8 Prozent fast ein Viertel der Zulassungen ein. Bei Opel (minus 31,0 Prozent) und Ford (minus 31,8) gingen die Neuzulassungen um fast ein Drittel zurück, wie das Kraftfahrtbundesamt (KBA) am Dienstag mitteilte.

Der Autoverband VDA tröstet sich mit einer Belebung der Nachfrage Ende 2010. Nach den Monaten der Flaute seien im Dezember mit 230 400 Wagen erstmals wieder mehr Fahrzeuge neu zugelassen worden als im Vorjahresmonat. Trotz der extrem schwachen Nachfrage im Inland sei 2010 ein gutes Jahr für die deutschen Autobauer gewesen – zumindest, was die Produktion angeht. Mit 5,5 Millionen Neuwagen hätten die Unternehmen im vergangenen Jahr rund zwölf Prozent mehr Autos hergestellt als 2009.

Aus dem Ausland erhielten die deutschen Firmen rund 20 Prozent mehr Aufträge als noch 2009. 4,2 Millionen Fahrzeuge wurden jenseits der Grenzen abgesetzt. Vor allem der Verkauf in den USA zog kräftig an: Porsche hat 2010 in den USA 25 320 Fahrzeuge verkauft – 29 Prozent mehr als 2009. BMW steigerte den Absatz um zehn Prozent auf 265 757 Autos, Volkswagen setzte so viele Wagen ab wie seit sieben Jahren nicht: 256 830 Stück, ein Fünftel mehr als 2009. Daimler verkaufte auf dem US-Markt 225 000 Limousinen und Transportern der Marke Mercedes-Benz, ein Plus von 18 Prozent, bei Smart brach der Verkauf aber um fast 60 Prozent auf nur noch 5927 Autos ein. VDA-Präsident Wissmann erwartet eine Fortsetzung dieses Trends: Die Rahmenbedingungen „für ein gutes Autojahr 2011 sind durchaus gegeben“, sagt er.

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