zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Autoindustrie erwartet Gegenwind

Absatz soll 2012 aber trotz Krise stabil bleiben.

Berlin - Die deutschen Autohersteller und ihre Zulieferer erwarten nach einem glänzenden Jahr 2011 in den kommenden Monaten deutlich „mehr Gegenwind“. 2012 wird ein hartes, schwieriges Arbeitsjahr“, sagte Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), am Freitag in Berlin. Trotz der Unsicherheiten an den Finanzmärkten und einer schwächeren Autonachfrage in einigen Exportmärkten trauen sich die deutschen Hersteller aber insgesamt stabile Absatzzahlen zu. Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden bis Ende November in Deutschland 2,93 Millionen Neuwagen zugelassen. Die Auftragsbücher der Industrie sind voll: Die aktuellen Bestellungen – insgesamt 433 000 Fahrzeuge – reichten bis weit ins Frühjahr, sagte Wissmann. Zuletzt stieg vor allem die Nachfrage nach Firmenwagen. „Wir sind an der Kapazitätsgrenze“, sagte der VDA-Präsident.

Der „realistische Optimismus“ für 2012 werde getragen vom anhaltenden Wachstum in Asien, insbesondere in China (2012: plus acht Prozent), und einem robusten Automarkt in den USA (plus fünf Prozent). In Westeuropa erwartet der VDA hingegen eine stagnierende Nachfrage, in Teilen Südeuropas auch schrumpfende Märkte. „Beim Pkw-Inlandsmarkt rechnen wir 2012 mit einem Volumen, das mit über 3,1 Millionen Pkw dem Absatz von 2011 entspricht“, sagte Wissmann. Mit einem Jahresumsatz von 358 Milliarden Euro setzt die deutsche Autoindustrie 2011 so viel um wie nie zuvor. Die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland steigt um rund acht Prozent. Auch das Exportvolumen von 4,55 Millionen Autos (plus sieben Prozent) soll 2012 „mindestens“ gehalten werden. Drei von vier Autos, die in Deutschland produziert werden, werden im Ausland verkauft. Jedes fünfte der weltweit 65,4 Millionen verkauften Pkw stammt aus deutscher Fertigung. 2012 werden nach VDA-Schätzung weltweit 68 Millionen neue Autos verkauft – „unter einigermaßen günstigen Umständen“, wie Wissmann hinzufügte.

Sorgen bereitet der deutschen Autoindustrie neben der Schuldenkrise und dem Fachkräftemangel der „wachsende Protektionismus“ in einigen Schwellenländern, der mitunter „bizarre Formen“ annehme, wie der VDA-Präsident betonte. Wissmann appellierte an die EU-Kommission, keine internationalen Handelsabkommen zu Lasten der Industrie abzuschließen. „Man darf in Brüssel nicht nur an Finanzen und Dienstleistungen denken“, warnte er.

Die Produktion im Ausland wird immer bedeutsamer: 2011 werden die Hersteller rund sieben Millionen Pkw in ihren ausländischen Werken produzieren – 15 Prozent mehr als 2010. Die Zahl der direkt in der Industrie Beschäftigten stieg 2011 um 23 600 auf 730 000. Hinzu kommen 60 000 Zeitarbeiter. Henrik Mortsiefer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false