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Wissmann

© dpa

Autoindustrie: "Wir sind durch die Talsohle"

Die deutsche Autoindustrie sieht sich auch ohne Abwrackprämie auf dem Weg aus der schwersten Krise der Nachkriegszeit. Verbandspräsident Matthias Wissmann hofft auf den Export und die IAA.

Frankfurt am Main -  „Wir können eine Bodenbildung erkennen“, sagte Matthias Wissmann, Präsident des Branchenverbandes VDA am Mittwoch in Frankfurt am Main. „Die Internationale Automobilausstellung IAA Mitte September findet zum richtigen Zeitpunkt nach der schwersten Krise der Branche statt." Wissmann lehnte ausdrücklich eine irgendwie geartete Verlängerung der Abwrackprämie ab. Er warnte auch vor weiteren Rabattschlachten. „Da haben wir schon jetzt kritische Limits erreicht.“

Vor allem wegen der Abwrackprämie erwartet der VDA in diesem Jahr mehr als 3,5 Millionen Neuzulassungen in Deutschland. Experten sagen für 2010 einen herben Einbruch auf bis zu 2,5 Millionen voraus. Wissmann dagegen lehnte jede Prognose als „Kaffeesatzleserei“ ab, allerdings werde es einen Rückgang bei Klein- und Kompaktmodellen geben. Aktuell haben die deutschen Hersteller nach Angaben des VDA noch 521 000 Bestellungen in den Büchern und damit 39 Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt 2008. Allein im August stieg der Auftragseingang um 40 Prozent. Insgesamt wurden von Januar bis August in Deutschland 2,7 Millionen neue Pkw und Kombi zugelassen, 27 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Export brach freilich um fast 30 Prozent ein, die Produktion ging um 20 Prozent zurück.

Für die nahe Zukunft und für das nächste Jahr baut Wissmann vor allem auf den Export. Drei von vier in Deutschland hergestellten Autos werden traditionell jenseits der Grenze verkauft. Während die Bestellungen aus dem Ausland in den ersten acht Monaten um 22 Prozent schrumpften, lag das Minus im August nur noch bei drei Prozent. Auch die Produktion ging nur noch um vier Prozent zurück. „Eine Bodenbildung ist also deutlich erkennbar. Wir haben die Talsohle durchschritten“, sagte Wissmann.

Die Krise wird auch bei der 63. IAA sichtbar, die vom 17. bis 27. September in Frankfurt stattfindet. Die immer noch weltgrößte Autoschau muss diesmal mit 753 Ausstellern aus 30 Ländern und damit mit sieben Prozent weniger auskommen als vor zwei Jahren. Viele Zulieferer konnten zudem nur mit Nachlässen und Zugeständnissen zur Teilnahme ermuntert werden. Zwar sind alle großen Hersteller vertreten, aber es fehlen unter anderem Nissan, Honda, Mitsubishi, Daihatsu sowie die General-Motors-Tochter Cadillac. Bei anderen Automessen seien die Absagen in diesem Jahr aber viel zahlreicher gewesen, oder die Messen seien komplett gestrichen worden.

Trotzdem rechnet Wissmann durch die Schau, zu der rund 750 000 Besucher und damit 17 Prozent weniger als 2007 erwartet werden, mit wichtigen Impulsen für den Markt. „Wer auf die IAA kommt, beabsichtigt in absehbarer Zeit auch ein Auto zu kaufen.“ Auf der IAA würden 82 Weltpremieren vorgestellt, davon 42 komplett neue Modelle deutscher Hersteller. Die sieht Wissmann den neuesten Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) zufolge jetzt im Übrigen auch in Sachen Umwelt- und Klimaschutz ganz vorne, was ebenfalls zu verstärktem Kaufinteresse führen werde. „In neun von zehn Segmenten vom Kleinwagen bis zur Oberklasse haben deutsche Konzernmarken niedrigere CO2- Werte als die Importeure. Und in sechs der zehn Bereiche liegen deutsche Modelle auf dem ersten Platz, in sechs auf Rang zwei und in acht auf Rang drei.“ Dies zeige, dass die deutschen Hersteller beim Klima- und Umweltschutz mittlerweile eine weltweite Spitzenposition erreicht haben. „In diesen Anstrengungen werden wir nicht nachlassen“, versprach der Autopräsident.

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