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Autokonzern: VW startet mit Porsche durch

VW startet selbstbewusst und angriffslustig ins Autojahr 2008. Der Konzernchef Winterkorn soll in eine neue Liga vorstoßen.

Wolfsburg - Vorstandschef Martin Winterkorn bekräftigte am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanz 2007 in Wolfsburg ehrgeizige Wachstumsziele für die kommenden zehn Jahre. Nach Rekorden bei Absatz (6,2 Millionen Fahrzeuge), Umsatz (108,9 Milliarden Euro) und Gewinn vor Steuern (6,5 Milliarden Euro) im vergangenen Jahr will der größte Autohersteller Europas gemeinsam mit Porsche und nach dem Erwerb der Mehrheit am Lkw- Hersteller Scania „in eine ganz neue Liga“ vorstoßen, wie Winterkorn sagte.

Maßstab für die Wolfsburger ist Toyota, der weltgrößte Autobauer. VW werde mit seinen nunmehr neun Marken (VW, VW Nutzfahrzeuge, Audi, Seat, Skoda, Bentley, Bugatti, Lamborghini und Scania) produktiver, vielseitiger und internationaler denn je auftreten, versprach Winterkorn. „Die Zeiten des Weltautos sind eindeutig vorbei.“ Bis 2010 sollen 20 zusätzliche neue Modelle auf den Markt gebracht werden. Zugleich soll die Autoherstellung jedes Jahr um zehn Prozent produktiver werden. Mittelfristig will VW eine Kapitalrendite von mehr als zehn Prozent erreichen; 2007 lag sie schon bei 9,5 Prozent. „Der Volkswagen-Konzern greift an“, sagte Winterkorn. 2011 werde VW acht Millionen Fahrzeuge pro Jahr verkaufen.

Für das nötige Tempo soll dabei Porsche sorgen. Mit dem künftigen Mehrheitseigentümer werde Volkswagen „eine völlig neue Ära einläuten“, so Winterkorn. Porsche und Volkswagen, das sei so, „als ob sich das Talent und die Stürmerqualitäten von Marcelinho und Mario Gomez in einem Spieler vereinen“, zog der VW-Chef eine Parallele zum Fußball. „Hier kommen zwei absolute Branchenchampions zusammen.“ VW fühle sich dabei durchaus als „Spielgestalter“. „Wir freuen uns auf die bald noch engere Zusammenarbeit“, sagte Winterkorn.

Porsche hält 31 Prozent an VW und will diesen Anteil auf mehr als 50 Prozent aufstocken. Er hoffe, dass die aktuelle Auseinandersetzung der Betriebsräte beider Konzerne über die Mitbestimmung in der neuen Porsche Holding „bald und einvernehmlich gelöst“ werde, sagte der VW-Chef. „Wir brauchen Klarheit.“ Personalvorstand Horst Neumann nannte den Streit „ärgerlich, auch weil er öffentlich ausgetragen wird“. Er sei aber zugleich Ausdruck der Leidenschaft und des Selbstbewusstseins zweier Belegschaften und Betriebsratschefs.

Das neue Jahr hat für VW vielversprechend begonnen: Mit 952 500 Auslieferungen wurde im Januar und Februar 10,5 Prozent mehr abgesetzt als im Vorjahreszeitraum. Zwar dürfe man diesen Anstieg nicht überbewerten, weil der Vergleichswert wegen der Mehrwertsteuererhöhung Anfang 2007 sehr niedrig gewesen sei, sagte Vertriebschef Detlef Wittig. „VW ist aber gut unterwegs.“ Umsatz und operatives Ergebnis des Jahres 2007 sollen 2008 übertroffen werden.

Auf dem Weg zu neuen Bestmarken muss sich VW auf die eigenen Stärken verlassen. Von der globalen Wirtschaftsentwicklung werde es keine Unterstützung geben, fürchtet Winterkorn. „Wir bewegen uns in einem Umfeld, in dem uns nichts geschenkt wird.“ Um die anhaltende Dollarschwäche auszugleichen und den für VW schwachen US-Absatz in Schwung zu bringen, will der Konzern ein Werk in Nordamerika bauen. Bis zum Sommer soll entschieden werden. „Wir konzentrieren unsere Standortsuche auf die USA“, sagte Produktionsvorstand Jochen Heizmann. In zwei bis drei Jahren soll die Produktion mit einer Anfangskapazität von 100 000 bis 150 000 Fahrzeugen beginnen. Henrik Mortsiefer

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