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Autokrise: Saab pleite – Opel in Not

Die schwedische Tochter von General Motors beantragt Insolvenz, die deutsche braucht möglicherweise noch mehr Hilfe.

Berlin / Stockholm - Die weltweite Autokrise erreicht ein neues Stadium. Mit dem schwedischen Unternehmen Saab beantragte der erste Hersteller nun Insolvenz. Saab ist wie die deutsche Opel GmbH eine Tochter vom US-Konzern General Motors (GM), dem weltweit größten Autobauer nach Toyota. GM ist nur mit zweistelligen Milliardenhilfen der US-Regierung überlebensfähig und muss bis Ende März einen Überlebensplan vorlegen. Opel hat sich bereits Ende 2008 mit der Bitte um Bürgschaften an die deutsche Regierung gewandt. Bislang waren 1,8 Milliarden Euro im Gespräch, am Freitag wurde mit 3,3 Milliarden Euro eine deutlich höhere Summe kolportiert. Die Bundesregierung wollte die Zahl nicht kommentieren und verwies auf die nächste Woche, wenn Opel/GM ein Konzept für die Zukunft vorlegen wollten. BMW und Mercedes dementierten, an einer Übernahme des Rüsselsheimer Unternehmens interessiert zu sein.

Anders als in Deutschland und den USA, wo die Regierungen bereits geholfen haben oder Hilfen zumindest erwägen, lehnen die Schweden für Saab ab. „Die Wähler haben mich gewählt, weil sie Vorschulerzieher, Polizisten und Krankenschwestern haben wollen, nicht um Autofabriken zu kaufen“, sagte Wirtschaftsministerin Maud Olofsson. Der schwedische Staat könne wohl kaum das Unternehmen retten, wenn GM es in den vergangenen zehn Jahren nicht vermocht habe, Saab profitabel zu kriegen. Nach Einschätzung der Ministerin lässt GM die schwedische Tochter hängen und konzentriert sich auf Opel, weil der deutsche Markt größer und die deutsche Tochter nicht so schwindsüchtig ist wie Saab.

Dabei wird die Option diskutiert, dass Saab enger an die bisherige Schwester rückt oder sogar in Opel aufgeht. Das in diesem Jahr neu auf den Markt kommende Saab-Modell 9-5 wird bereits auf der Plattform des Opel-Insignia in Rüsselsheim gebaut. Der bisherige Saab-Chef Jan Ake Jonsson sagte dem „Handelsblatt“ hingegen, dass das neue Modell künftig in Schweden gebaut werden solle.

Der Antrag auf Insolvenz oder „Rekonstruktion“, wie es in Schweden heißt, bedeutet, dass Forderungen zurückgestuft werden, Saab also erst mal grob gesagt „schuldenfrei“ weiter wirtschaften kann. Im Insolvenzantrag werden als Ursache für die Misere die gesunkene Nachfrage, veraltete Produkte, ein schmales Sortiment „sowie eine viel zu umfassende Produktionskapazität mit entsprechenden Kosten“ genannt. Wie die Kapazitäten im Werk Trollhättan bei Göteborg nun reduziert werden, ist im Insolvenzverfahren zu klären. Der Betrieb läuft jedenfalls erst mal weiter.

Darauf weist auch Saab-Händler Martin Weber aus Berlin-Zehlendorf hin. „Es verändert sich nichts“, sagte Weber. In Berlin gibt es drei Saab-Händler, bundesweit seien es etwa 100. Der Verkauf in den letzten Monaten sei gar nicht schlecht gelaufen, sagte Weber. Doch alles in allem „wären wir froh, wenn wir aus der Umklammerung von GM rauskämen“.

Das gilt auch für Opel. „Es ist offensichtlich, dass wir eigentlich nur eine Zukunftsperspektive durch eine Teilherauslösung aus dem General-Motors-Konzern haben“, sagte Opel-Betriebsratschef Klaus Franz am Freitag. Diese Variante ist nicht unrealistisch. Die Führung von GM Europa hatte am Mittwoch eine Partnerschaft mit Dritten oder sogar einen Einstieg nicht ausgeschlossen. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt griff die Idee auf und plädierte für eine nationale Rettungsaktion, also eine Beteiligung der Premiumhersteller Mercedes oder BMW, für die Opel eine gute Ergänzung auf der Produktpalette bedeute. Ähnlich argumentiert Helmut Becker vom Münchener Institut für Wirtschaftsforschung und Kommunikation. „Weder Opel noch BMW noch Daimler haben genug Stückzahlen, um allein überleben zu können“, sagte Becker dem Tagesspiegel. Allerdings, so der Experte, der lange für BMW gearbeitet hat, sei der Leidensdruck bei den Premiumherstellern noch nicht groß genug, um sich auf Opel einzulassen. Die dementierten auch jedes Interesse. „Die BMW Group hat keinerlei Pläne oder Absichten, sich an Opel zu beteiligen“, hieß es. Und: „Daimler ist nicht an einer Übernahme interessiert.“ mit dpa/anw

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