zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Automobilindustrie: Daimler-Chrysler steht vor Strategiewechsel

Der deutsch-amerikanische Autokonzern Daimler-Chrysler will zur Restrukturierung der Nordamerika-Aktivitäten das Fahrzeuggeschäft von einem neuen Gremium kontrollieren lassen. Außerdem sollen Presseberichten zufolge vermehrt Mercedes-Teile in Chrysler-Autos eingebaut werden, um Kosten zu senken.

Der deutsch-amerikanische Autokonzern Daimler-Chrysler will zur Restrukturierung der Nordamerika-Aktivitäten das Fahrzeuggeschäft von einem neuen Gremium kontrollieren lassen. Außerdem sollen Presseberichten zufolge vermehrt Mercedes-Teile in Chrysler-Autos eingebaut werden, um Kosten zu senken. Aktienhändler warteten am Freitag skeptisch auf die Bekanntgabe des Chrysler-Restrukturierungsprogramms am Montag - das Papier verlor mehr als drei Prozent.

Von der Sitzung des Aufsichtsrats, der über Auswege aus der Krise beriet, wurde am Nachmittag zunächst nichts bekannt. Doch die Eckpunkte des Restrukturierungsprogramms, das Daimler-Chef am Montag bekannt geben will, stehen bereits fest: Mit Stellenabbau und einer besseren Zusammenarbeit der Konzern-Töchter soll die vor allem von Chrysler verursachte Krise überwunden werden. Laut "Wall Street Journal Europe" denkt Daimler-Chrysler darüber nach, Mercedes-Benz-Motoren in Chrysler-Modelle einzubauen. Auch Chrysler und Mitsubishi sollen eng zusammenarbeiten. Außerdem sollten verschiedene Modelle auf gleichen Plattformen gebaut und Bestandteile wie Getriebe zur Kostenersparnis baugleich in verschiedenen Modellen eingesetzt werden. Dies würde eine Abkehr von der Strategie bedeuten, nach der aus Imagegründe Teile zwischen den Marken nicht ausgetauscht wurden. Ein Konzernsprecher nannte dies "reine Spekulation".

Der Chrysler-Bereich hat zuletzt einen Quartalsverlust von 512 Millionen Dollar (rund 1,09 Milliarden Mark) ausgewiesen und angekündigt, dass der Verlust im vierten Quartal des Geschäftsjahres noch mehr als doppelt so hoch ausfallen könnte. Allerdings könnte der Autokonzern bereits im Jahr 2002 wieder die Gewinnschwelle erreichen. Der operative Gewinn des Daimler-Chrysler-Konzerns war wegen der Chrysler-Verluste im Jahr 2000 um knapp 50 Prozent gesunken. Er hatte aber immer noch 10,1 Milliarden Mark betragen. Bereits Ende Januar hatte der Autobauer die Schließung von sechs Fabriken und den Abbau von 26 000 Stellen bei Chrysler bekanntgegeben. Wie mehrere Medien berichten, soll nun auch das Management neu geordnet werden. Demnach soll ein neues Komitee entstehen, in dem die Pkw-Sparte markenübergreifend kontrolliert wird. Dies habe der Vorstand bei seiner letzten Sitzung beschlossen. Den Vorsitz soll Vorstandschef Jürgen Schrempp übernehmen. Das Gremium koordiniere alle übergeordneten Fragen in den Bereichen Entwicklung, Produktion, Vertrieb und Marketing sowie die Produktstrategie, hieß es aus Firmenkreisen.

Auch beim japanischen Daimler-Chrysler-Partner Mitsubishi Motors sollen Stellen gestrichen und Werke geschlossen werden. Nach japanischen Medienberichten vom Freitag will das Management mindestens zehn Prozent der weltweit 65 000 Arbeitsplätze streichen und die Modellpalette um die Hälfte kürzen. Ein Sprecher des Konzerns nannte dies reine Spekulation und verwies auf die offizielle Bekanntgabe des Sanierungsplans am Montag. Nach Informationen der führenden japanischen Wirtschaftszeitung "Nihon Keizai Shimbun" wird Mitsubishi im Rahmen eines bis zum März 2004 laufenden Drei-Jahres-Plans mindestens 6500 Stellen streichen. Zu diesem Zweck sollen Arbeitsplätze nicht neu besetzt und Frühpensionierungen angeboten werden, hieß es. Andere Berichte sprachen von rund 8000 wegfallenden Arbeitsplätzen. Daimler-Chrysler ist mit 34 Prozent an dem verschuldeten Autohersteller beteiligt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false