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Automobilmesse: "Fahrspaß und Klimaschutz"

Die deutschen Hersteller präsentieren in Frankfurt viele neue Modelle, große Versprechen und glänzende Zahlen.

Frankfurt am Main - Grün ist die Hoffnung der deutschen Autohersteller. In einem insgesamt flauen Binnenmarkt präsentiert sich die Branche umweltbewusst und innovationsfreudig auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) vom 13. bis 23. September in Frankfurt. VW, BMW, Daimler-Chrysler und Porsche versuchen dabei mit Verweisen auf ihre Ingenieurstradition und zahlreiche Weltpremieren den Marketing-Vorsprung japanischer Hersteller wie Toyota wettzumachen, die mit Hybridautos ihr Umweltimage aufpoliert haben.

VOLKSWAGEN

VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech kündigte einen neuen Anlauf zum Ein-Liter-Auto an. Es solle bis 2010 auf den Markt kommen. Ziel sei ein CO2-Ausstoß von maximal 45 Gramm pro Kilometer. Ob das Auto als VW, Skoda oder Seat vermarktet werde, ließ er offen. Audi-Chef Rupert Stadler sagte dem Handelsblatt, seine Marke komme nicht in Frage.

Europas größter Autokonzern, der bereits am Montagabend acht neue Fahrzeuge vorgestellt hatte, kündigte am Dienstag an, in den kommenden drei Jahren zwölf weitere Neuheiten präsentieren zu wollen. Dabei versucht VW mit seinen Konzernmarken einen gewagten Spagat, wie in der Frankfurter Ballsporthalle deutlich wurde. Neben der mit Spannung erwarteten Kleinwagen-Studie „Up!“ zeigte VW-Chef Martin Winterkorn auch den 1001-PS-starken und 400 km/h schnellen Supersportwagen Veyron EB 16.4 „Pur Sang“, dessen Karosserie aus Karbonteilen und unlackiertem, auf Hochglanz poliertem Aluminium besteht. Maximal fünf Fahrzeuge sollen von ihm gebaut werden – zum Stückpreis von 1,4 Millionen Euro ohne Steuern. Am Montagabend waren noch vier zu haben.

Ob auch der 3,45 Meter kurze Kleinwagen „Up!“, dessen Zwei- bzw. Drei-Zylinder-Motor nicht mehr als 3,5 Liter Benzin verbrauchen soll, in der gezeigten Form produziert wird, hänge auch von den Reaktionen des IAA-Publikums ab, sagte Winterkorn. Er hatte das Kleinwagenprojekt („ein echter VW“) unmittelbar nach seinem Amtsantritt forciert, weil es ein VW-Credo verkörpere: „Bezahlbare Mobilität für jedermann.“ Der viersitzige Cityflitzer soll 2010 in verschiedenen Ausstattungsvarianten auf den Markt kommen und um die 9000 Euro kosten. Für das Jahr 2007 gab sich VW-Chef Winterkorn insgesamt optimistisch. Seit Jahresbeginn habe der Konzern gut vier Millionen Fahrzeuge ausgeliefert, 8,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Ziel für 2007 – sechs Millionen verkaufte Autos – sei damit in Reichweite.

BMW

„Efficient Dynamics“ – sparsame, saubere und sportliche Fahrzeugtechnik steht im Mittelpunkt der Produkt-Offensive, mit der BMW 2007 aufwartet. 14 neue Modelle bringt der bayerische Autokonzern in diesem Jahr auf den Markt. Überzeugender als andere Premiumhersteller kann BMW-Chef Norbert Reithofer dabei über die gesamte Modellpalette hinweg aktuelle Autos präsentieren.

„Fahrspaß und Klimaschutz schließen sich bei BMW nicht aus“, sagte er am Dienstag in Frankfurt. Im Herbst dieses Jahres verfüge BMW über 22 Modelle, die höchstens 140 Milligramm CO2 pro Kilometer ausstoßen, sagte Reithofer. Das entspreche 40 Prozent der in Europa verkauften BMW-Fahrzeuge. Ende 2007 werde BMW 400 000 Autos mit „Efficient Dynamics“-Technologie ausgeliefert haben. In Frankfurt stellte BMW unter anderem das neue 1er-Coupé vor, das als 204 PS-starker Twinturbo-Diesel nur 138 Gramm CO2 ausstößt. Im laufenden Geschäftsjahr will BMW 1,4 Millionen Autos verkaufen. Reithofer bestätigte am Dienstag außerdem die Gewinnprognose: Bereinigt um einen Buchgewinn in Höhe von 375 Millionen Euro aus der Abwicklung einer Umtauschanleihe auf den britischen Triebwerkshersteller Rolls Royce werde der Gewinn vor Steuern über Vorjahresniveau liegen. Dies wären mehr als 3,75 Milliarden Euro.

PORSCHE

Der Sportwagenbauer Porsche ist nach den Worten von Vorstandschef Wendelin Wiedeking ebenfalls viel versprechend ins neue Geschäftsjahr gestartet. Der August habe dem Konzern „sehr viel Freude gemacht“, sagte er, ohne Zahlen zu nennen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (30. Juli) steigerte Porsche den Umsatz nach vorläufigen Angaben um 3,4 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro. Mit 97 515 weltweit ausgelieferten Autos legten die Verkaufszahlen aber nur um 0,7 Prozent zu. Beim Gewinn vor Steuern habe es gleichwohl im Vergleich zum Vorjahr einen „deutlichen Ausreißer nach oben“ gegeben, sagte der Porsche- Chef. 2006 verdiente Porsche 2,1 Milliarden Euro. Details will das Unternehmen im November bekannt geben. Der Absatz des sportlichen Geländewagens Cayenne, von dem Porsche auf der IAA einen Hybrid-Prototyp vorstellt, blieb wegen des Modellwechsels im Februar anders als geplant knapp hinter dem Vorjahreswert zurück. Vom Traditionsmodell 911 wurden dagegen 8,8 Prozent mehr verkauft, insgesamt 37 415 Fahrzeuge.

MERCEDES CAR GROUP

Mit 19 spritsparenden und emissionsarmen Fahrzeugen präsentiert sich die Mercedes Car Group (Mercedes, Smart, Maybach). Dabei ist dem Publikum allerdings meist nur ein Blick in die Zukunft der Modell-Palette vergönnt – die meisten Autos kommen erst 2008, 2009 und 2010 auf den deutschen Markt. So soll zum Beispiel die B-Klasse F-Cell, das erste Mercedes-Serienmodell, das mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle angetrieben wird, erst 2010 zu haben sein. Auch die 258- PS-Studie F 700 – ein Luxusfahrzeug das von einer sehr effizienten Mischung aus Benzin- und Dieselmotor („Diesotto“) angetrieben wird, der nur 5,3 Liter Benzin auf 100 Kilometern verbraucht – wird vorerst nicht auf der Straße zu sehen sein. Bausteine sollen aber in Serienmodellen eingebaut werden, wie Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte.

Schon in wenigen Wochen liefert Mercedes die in den USA schon eingeführte E- Klasse mit Bluetec-Motor in Europa aus. Im Dezember wird auch der C-Klasse- Kombi bei den Händlern stehen. Der Kleinwagen Smart erlebt demnächst auf den Straßen von London eine besondere Premiere: 100 Fahrzeuge sollen dort als Elektroauto in den Testbetrieb gehen.

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