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Wirtschaft: Bälleschubsen auf Bayerisch

Beim Golfclub Pankow golft es sich gemütlich. Ein Schnupperkurs an Trolley und Wasserhahn

„Golfen ist für uns Freizeit. Und Freizeit bedeutet Spaß“, sagt Golflehrer Rudi Hilscher zur Philosophie des Golfclubs Pankow. Jeder sei willkommen, auch ohne Mitgliedsbeitrag und Golferkleidung. Er sei der Rudi aus Bayern, und auf dem Platz sei Duzen angesagt. „Wie am Berg.“ Immer samstags um acht ist Schnupperkurs auf dem neu angelegten Platz am Blankenburger Pflasterweg. Eine frische Brise weht auf der Driving Range, wo neun neugierige Golflehrlinge von 16 bis 66 Jahren ihre Trolleys parken.

Der Kurs geht über zwei Stunden und kostet 35 Euro, einen halben Satz Leihgolfschläger inklusive. Zuerst stellen sich alle auf die Abschlagplätze und nehmen Eisen 7 in die Hand. Der Golflehrer zeigt, wie man den Schläger anfasst und welche Haltung gut ist. „Erst mal den Gumminippel treffen“, sagt Rudi und macht’s vor. „Und dann einen Ball rauflegen und abschlagen.“ Klack! Der Golfball trudelt so knapp über den Rasen, dass der Morgentau spritzt. Das waren höchstens zehn Meter. „Ping“ müsse der Ball machen, sagt Rudi, dann sei’s richtig. Der Ball hört nicht und macht schon wieder „Klack“. Der Golfer denke immer positiv, motiviert Rudi seine Schützlinge.

Die jetzt startende Saison ist erst die zweite auf dem Golfplatz Pankow. Ende 2005 hat der Golfclub die 70 Hektar große Anlage zwischen Malchow und Blankenburg eröffnet. Und immer noch werden frische Bäume und Büsche in den märkischen Sand gesetzt. Bis in die 70er Jahre waren hier Rieselfelder und danach Ackerflächen und Spazierwege. Der Golfclub Pankow hat den Grund für 30 Jahre vom Umweltamt gepachtet. Die 150 Mitglieder sollen erst der Anfang sein. Der Golfplatz verfügt über einen 18-Loch-Platz, der nach Torwartlegende Sepp Maier, dem bayerischen Club- Schirmherrn, benannt ist, einen 9-Loch-Kurzplatz und einen 3-Loch- Übungsplatz. Auf den dürfen auch die Schnupperkursler. „Abschlagen mit weiten Schlägen, chippen mit kurzen Schlägen und putten – also einlochen –, das ist eigentlich alles beim Golfen“, sagt Rudi Hilscher. Der Rest sei reine Übungssache. Jakob aus Pankow ist schon zum zweiten Mal da. Der 16-Jährige mit trendiger Topffrisur findet Golf „interessant“. Sein Vater nehme ihn immer mit. Dem gefällt, dass man überall auf der Welt nach denselben Regeln spielen kann. Und sein Junior macht sich nicht schlecht auf der Übungsbahn. „Ping!“ Das seien locker 70 Meter, lobt Golflehrer Hilscher. Der 62-Jährige ist seit 15 Jahren diplomierter PGA-Golflehrer. Früher hat er den Bundesliga-Fußballclub Wacker Burghausen trainiert. Den Maier Sepp, der immer den Golfclub Pankow besuche, wenn er in der Stadt sei, kenne er schon ewig.

Was ihn am Golfen außer Natur und Bewegung fasziniert? „Dass du nie zufrieden bist, und dass kein Spiel wie das nächste ist.“ Golfen sporne an – und mache den Kopf frei. Man könne alleine spielen und trotzdem nette Leute treffen. So ähnlich formuliert es auch Eva Isabel Spilker. Die Anwältin spielt seit zehn Jahren Golf und sticht mit ihrer schicken weißen Golftasche und dem forschen Platzschritt alle Golfneulinge aus. Beherzt gibt sie einem Freund Tipps beim Einlochen. „Golf ist der evangelischste Sport, den ich kenne“, sagt sie. An allem sei man selber schuld, für jeden Schlag selbst verantwortlich. Das klingt aber deutlich weniger gemütlich als Rudis bajuwarisches Spaßgolfen. Jetzt nochmal selbst probieren. Geschafft! Den ersten Ball selbst eingeputtet nach zwei Stunden Lehrzeit.

Dann zotteln alle ermattet zurück zum Clubhaus. Vorm Abgeben der Golftaschen heißt es, Sand und Gras von den Schlägern waschen. Mit der Bürste unterm Wasserhahn. Das sei für Männer mitunter ungewohnt, flachst Rudi Hilscher und verabschiedet sich von der Schnuppertruppe. Ein Golfschüler wartet auf ihn; die Einzelstunde gibt’s für 40 Euro.

Gegen halb elf herrscht Hochbetrieb auf den Bahnen. Und vorm Bistro des kleinen weißen Clubhauses sitzt schon ein Golfer in der Sonne und trinkt Weißbier. Susanne Pelka, 28, aus Weißensee will jetzt öfter kommen. Und ihre Freundin meint: „Das Beste war: Ich hab völlig die Uhrzeit vergessen.“ Das ist Bälleschubsen, wie Golfer selber manchmal sagen, auf bayerische Art.

Infos über den Golfclub Pankow gibt es im Internet unter www.golf-pankow.de, Telefon 500 194 90.

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