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Wirtschaft: Banken bleiben auf hohen Kreditrisiken sitzen

London / Berlin - Die Krise an den internationalen Kreditmärkten nimmt bedrohliche Ausmaße an. Nach Schätzungen des britischen Vermögensverwalters Barings mussten Banken infolge der US-Immobilienkrise allein im vergangenen Monat Finanzierungspakete im Wert von 60 Milliarden Dollar vom Markt zurückziehen, da die Nachfrage der Investoren wegbrach.

London / Berlin - Die Krise an den internationalen Kreditmärkten nimmt bedrohliche Ausmaße an. Nach Schätzungen des britischen Vermögensverwalters Barings mussten Banken infolge der US-Immobilienkrise allein im vergangenen Monat Finanzierungspakete im Wert von 60 Milliarden Dollar vom Markt zurückziehen, da die Nachfrage der Investoren wegbrach.

Insgesamt beläuft sich das Volumen der Finanzierungen, für die die Banken Zusagen gemacht haben, die aber noch nicht am Markt untergebracht sind, in Europa und Nordamerika auf rund 470 Milliarden Dollar. Davon entfallen rund 345 Milliarden Dollar auf Übernahmen durch Beteiligungsgesellschaften. Das ergab eine Studie des Informationsdienstes Dealogic. In vielen Fällen haben die Banken die Finanzierung dieser Transaktionen garantiert, so dass sie am Ende das Risiko tragen, wenn sich die Kredite nicht an Investoren weiterreichen lassen.

Auch unter den Börsianern dominieren wegen der Probleme in den USA mittlerweile die Pessimisten. Nach einer Blitzumfrage des Frankfurter Researchinstituts Sentix unter 600 Investoren gehen zwei Drittel der professionellen und privaten Anleger davon aus, dass den Börsen eine ausgedehnte Korrektur von mehreren Wochen bevorsteht. Dabei dürften die Kurse um mehr als zehn Prozent nachgeben.

In der deutschen Politik ist derweil ein Streit um die Rolle der KfW-Bankengruppe und deren sozialdemokratische Führungsspitze entbrannt. An der KfW halten der Bund 80 Prozent und die Länder 20 Prozent. „Die KfW sollte sich auf ihren eigentlichen Auftrag konzentrieren und den deutschen Mittelstand fördern“, sagte Michael Fuchs (CDU), Vorsitzender des Parlamentskreises Mittelstand der Union, dem „Handelsblatt“. „Aus risikobehafteten Finanzmarktsgeschäften sollte sich die Staatsbank aber heraushalten.“ Fuchs machte die KfW-Führungsspitze mitverantwortlich für die IKB-Krise: „Es ist unerklärlich, warum KfW-Vorstandssprecherin Ingrid Matthäus-Maier solche riskanten Geschäfte nicht verhindert hat.“ Die KfW sollte sich von der Düsseldorfer Bank trennen, forderte Fuchs: „Ich sehe nicht ein, dass eine Geschäftsbank mit Steuermitteln saniert wird. “

Das Bundesfinanzministerium betonte aber am Sonntag, ein Ausstieg der KfW bei der IKB stehe derzeit nicht auf der Tagesordnung. „Der Spiegel“ hatte berichtet, Finanz- und Wirtschaftsministerium hätten den Ausstieg beschlossen. Ein Sprecher der KfW bekräftigte: „Über einen Verkauf der IKB-Beteiligung gerade zum jetzigen Zeitpunkt zu spekulieren, wäre gegenüber der IKB fahrlässig.“ Die KfW hatte zuletzt versichert, der IKB weiter beizustehen, sich dabei aber zurückhaltender geäußert als noch vor wenigen Wochen.

Die IKB hatte einem in Schieflage geratenen US-Immobilienfonds Kredite in Milliardenhöhe garantiert und stand am Rande des Zusammenbruchs. Zusammen mit mehreren Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken hatte die KfW, die mit einem Anteil von 38 Prozent Haupteigentümerin der IKB ist, eine Kreditlinie von 8,1 Milliarden Euro für das Institut organisiert. HB

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