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Wirtschaft: Banken und Versicherer rücken zusammen

In fünf Jahren andere Bankenlandschaft / Oligopole befürchtet / Schlüsselstellung der AllianzVON ROLF OBERTREIS, FRANKFURT (MAIN)Die Großbankenfusion in München ist so gut wie perfekt.Die Commerzbank erhöht ihr Kapital, angeblich um die Gefahr einer feindlichen Übernahme zu begrenzen.

In fünf Jahren andere Bankenlandschaft / Oligopole befürchtet / Schlüsselstellung der AllianzVON ROLF OBERTREIS, FRANKFURT (MAIN)

Die Großbankenfusion in München ist so gut wie perfekt.Die Commerzbank erhöht ihr Kapital, angeblich um die Gefahr einer feindlichen Übernahme zu begrenzen.Die Dresdner Bank kürt einen neuen Chef, weil der alte die Bank offenbar nicht entscheidend voranbringt.Und die Deutsche Bank tritt mit Vehemenz auf die Kostenbremse.Nachrichten der letzten Tage, die zeigen, daß die Branche schwer im Umbruch steckt.Da paßt es, daß sich führende Banker zwei Tage lang in Frankfurt (Main) den Kopf über die Lage der Branche zerbrachen.Fazit: In fünf Jahren ist die Bankenlandschaft eine völlig andere.Banken und Versicherer rücken enger zusammen.Hierzulande wird sich dabei die Allianz mehr und mehr zur Schlüsselfigur entwickeln. Vor allem Deutsche Bank-Vorstandssprecher Rolf E.Breuer zeigte bei der Veranstaltung wieder einmal höchst interessante Perspektiven auf, die darauf schließen lassen, daß die Nummer eins der Branche zumindestens hierzulande kein gesteigertes Interesse an der Übernahme eines Konkurrenten hat.Commerzbank-Vorstandssprecher Sprecher Martin Kohlhaussen und sein "Noch"-Kollege Jürgen Sarrazin von der Dresdner Bank blieben dagegen eher vage.Begnügten sich, wie Sarrazin, mit der luftigen Einschätzung, der Wettbewerbsdruck nehme zu, der Konzentrationsprozeß werde sich rasant beschleunigen und die Bankenlandschaft werde in Deutschland völlig anders aussehen als heute.Eine Bankenkrise wird es nach Ansicht von Professor Wolfgang Gerke von der Universität Erlangen/Nürnberg zwar nicht geben.Aber die Zahl der Genossenschaftsbanken werde dramatisch abnehmen, bei den Sparkassen werde das Regionalprinzip fallen, eine oligopolistische Struktur könnte am Ende stehen.Deutsch-Banker Rolf Breuer sieht diese Gefahr weniger, zumal sich sein Haus längst als europäische und nicht mehr nur als deutsche Bank betrachtet.Er erwartet weniger Fusionen unter Banken als ein Zusammenrücken von Banken und Versicherungen, was nicht unbedingt mit einer Übernahme des einen durch den anderen verbunden sein müsse.Grund: Das Thema Vermögensverwaltung und private Altersvorsorge nehme eine immer wichtigere Rolle ein.Dabei beherrschten die großen Banken die Kunst der Vermögensverwaltung, während das den Versicherungen bis auf wenige nicht so gut gelingt. Banken fehlt dagegen, sagt Breuer, ein wirklich schlagkräftiger Vertrieb wie ihn die meisten Versicherer haben.Dabei wird der Vertrieb nach Ansicht des Vorstandssprechers eine entscheidende Größe.An Bankprodukten selbst lasse sich immer weniger verdienen, die Gewinne verlagerten sich mehr und mehr auf den Vertrieb."Nur durch mehr Kundennähe, durch besseren Service und natürlich auch bessere Produkte gewinnt man neue Kunden." Insofern sei das Privatkundengeschäft auch in der Filiale nicht am Aussterben.Im Gegenteil: "Wenn man es richtig betreibt, ist es eine der profitabelsten Tätigkeiten." Für Breuer ist auch klar, daß die neuen Vertriebswege über PC, Telefon oder Internet nicht die alten Verkaufsformen ersetzen."Sie kommen dazu, und das kostet." Dabei müssen die Banken nach Ansicht Breuers auch immer mehr Geld ausgeben, um technologisch auf dem laufenden zu bleiben und die entsprechenden Fachleute bezahlen zu können.Dazu kommen für die Großen der Branche milliardenschwere Investitionen im Investmentgeschäft, um den Firmenkunden weltweit zur Seite stehen zu können.Dabei fehle den europäischen Banken noch eine "vernünftige" Präsenz in den Vereinigten Staaten. Am Ende des derzeitigen Umbruchs muß für den Deutsche-Bank-Chef die "neue" Universalbank stehen.Das dürfe keine Bank sein, die alles für jedermann an jedem Ort bereithalte.Sondern die die Möglichkeit hat, auszuwählen, was sie wo für wen anbietet.Und die ihre Aktivitäten bündelt auf das, was sie am besten kann und was zu ihren Kernkompetenzen zählt.Trotz dieser Analyse weiß aber auch Breuer, "daß es keinen Königsweg gibt".

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