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Wirtschaft: Bankgesellschaft verliert ihren Kopf

Falls Aufsichtsrat, Vorstand und Mitarbeiter der Bankgesellschaft Berlin für die Tage zwischen den Jahren auf Ruhe gehofft haben, sind sie bitter enttäuscht worden. Noch hat sich die Aufregung um ein Angebot eines ausländischen Investors für den Immobilienbereich der Bankgesellschaft, das die scheidende Finanzsenatorin Christane Krajewski (SPD) verschwiegen haben soll, nicht gelegt, da gab der Aufsichtsratsvorsitzende des Konzerns, Dieter Feddersen, seinen Rücktritt zum 31.

Falls Aufsichtsrat, Vorstand und Mitarbeiter der Bankgesellschaft Berlin für die Tage zwischen den Jahren auf Ruhe gehofft haben, sind sie bitter enttäuscht worden. Noch hat sich die Aufregung um ein Angebot eines ausländischen Investors für den Immobilienbereich der Bankgesellschaft, das die scheidende Finanzsenatorin Christane Krajewski (SPD) verschwiegen haben soll, nicht gelegt, da gab der Aufsichtsratsvorsitzende des Konzerns, Dieter Feddersen, seinen Rücktritt zum 31. Dezember 2001 bekannt.

Beobachter mögen einen Zusammenhang zwischen dem ignorierten Angebot aus London und dem Rückzug von Feddersen nicht ausschließen, denn Krajewski soll das Angebot nicht nur der Öffentlichkeit sondern auch dem Aufsichtsrat verschwiegen haben. Tatsächlich hatte Krajewski der in London ansässigen Immobiliengesellschaft Lend Lease geschrieben, man habe ihr Angebot für die IBAG/IBG als "äußerst konstruktiv" empfunden, habe es aber mit Rücksicht auf Gespräche mit Investoren "bisher nicht weiterverfolgt". Bekanntlich ist die Finanzsenatorin für eine Gesamtlösung und gegen eine Zerschlagung des Konzerns. Doch Krajewski bleibt dabei: Sie habe zwar mit Vertretern von Lend Lease gesprochen, ein Angebot, den Immobilienbereich für einen Euro erwerben und gleichzeitig alle Risiken übernehmen zu wollen, habe es aber nie gegeben. Dieser Aussage widersprechen Insider. Vertreter von Lend Lease bestätigen die Gespräche, wollen aber keine Aussagen zum Inhalt machen.

Feddersen begründete seinen Rückzug mit persönlichen und beruflichen Umständen. Er wolle sich künftig auf seine anderen Tätigkeiten konzentrieren. Feddersen ist Partner der Anwaltssozietät White & Case, Feddersen (WCF). Helmut Tesch, Personalrat der Bankgesellschaft und Mitglied im Aufsichtsrat, könnte persönliche Gründe verstehen. Feddersen sei in seiner Sozietät sehr stark eingebunden gewesen. Tatsache ist aber auch, dass der Aufsichtsratschef nicht den erwünschten Erfolg in Berlin hatte.

Nun wird über seinen Nachfolger spekuliert. Seit dem Sommer ist Ernst-Otto Sandvoß im Gespräch. Der ehemalige Chef der DGZ/Deka-Bank sitzt zwar im Aufsichtsrat der Bankgesellschaft, doch er habe nicht die rechte Lust, den Vorsitz zu übernehmen, sagen andere Mitglieder des Gremiums. Sandvoß selbst erklärte nur, dazu gebe es keine Absprachen. Auch der Name Karl Otto Pöhl wird genannt. Der ehemalige Präsident der Deutschen Bundesbank soll von dem US-Investor Flowers favorisiert werden.

Trotz der Vorwürfe genießt die Finanzsenatorin bei den Arbeitnehmern das volle Vertrauen. Bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gewann man zuletzt offenbar den Eindruck, dass Krajewski eine Stand-alone-Lösung anstrebe, die Bankgesellschaft nicht verkaufen, sondern unter Landesregie sanieren wolle. Ein Modell, das von Verdi nachdrücklich unterstützt wird. Auch auf der Belegschaftsversammlung der Bankgesellschaft eine Woche vor Weihnachten habe sich gezeigt, wie groß das Vertrauen der Beschäftigten des Konzern sei, so Hartmut Friedrich, der für Verdi im Aufsichtsrat der Bankgesellschaft sitzt. Friedrich bezeichnet den angekündigten Rückzug der Finanzsenatorin als herben Rückschlag.

Jetzt sei vieles wieder offen, so Friedrich, der den möglichen Nachfolger, den PDS-Politiker Harald Wolf, ausdrücklich lobt: "ein sehr fundierter Kenner der Materie und Gesprächspartner". Die Gewerkschaft will sofort nach der Senatsbildung Anfang Januar auf ein Gespräch mit der Politik über die Zukunft der Bankgesellschaft dringen.

Und auch die Gespräche mit dem Vorstand über die Kostensenkung werden im Januar aufgenommen. Verdi hat bereits eine Tarifkommission gebildet. Eines aber ist für Helmut Tesch bereits klar: "Die immer wieder genannten Einkommenseinbußen von bis zu 30 Prozent wird es nicht geben. Darüber ist nie geprochen worden, diese Zahl ist völlig aus der Luft gegriffen."

Daniel Rhee-Piening

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