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Bankwesen: Entscheidung über Postbank im Frühjahr

Die Deutsche Bank steht mit ihrem offensiv bekundeten Interesse nicht allein. Aber von der Politik muss sie nichts befürchten. Sollten die Häuser zusammenkommen, wäre es die Fusion zur größten deutschen Privatbank.

Frankfurt amMain - „Natürlich ist die Postbank für uns ein interessanter Partner. Wenn uns jemand fragt, sind wir zu Gesprächen bereit.“ Dass sich ein Großbanker und noch dazu Josef Ackermann, der Chef der Deutschen Bank, so weit aus dem Fenster lehnt wie am vergangenen Donnerstag, ist ungewöhnlich. Normalerweise werden Übernahmen dieser Dimension in kleinem Kreis erörtert, festgezurrt und erst dann verkündet. Doch die Post-Tochter Postbank gilt als besonders attraktiv, und da gelten die üblichen Regeln nicht.

Sollten die beiden Häuser tatsächlich zusammenkommen, wäre es die Fusion zur größten deutschen Privatkundenbank mit der stattlichen Zahl von rund 22 Millionen Privat- und Geschäftskunden – rund acht Millionen von der Deutschen Bank und etwa 14 Millionen von der Postbank. Und es wäre der schon lange als überfällig geltende Schritt bei der Konsolidierung der deutschen Bankenlandschaft. Die Entscheidung zu der weitreichenden Verbindung könne schon im Frühjahr fallen, heißt es in Finanzkreisen. Ein Käufer müsste nach Analystenschätzungen etwa sechs Milliarden Euro aufbringen, um die Mehrheit an der Postbank übernehmen zu können.

Beobachter halten die Idee für schlüssig. Es wäre ein Durchbruch für das erstarrte deutsche Bankensystem, in erster Linie für das Privatkunden- und Filialgeschäft. Mit einem Schlag hätte die Deutsche Bank ein zusätzliches riesiges Vertriebsnetz, über das sie vor allem Spar- und Fondsprodukte und Konsumentenkredite verkaufen könnte. Noch hat die Deutsche Bank einen Marktanteil von nur rund sechs Prozent. So wie nach der Übernahme der Berliner Bank würde es Ackermann gerne bundesweit sehen: In der Hauptstadt kommt die Deutsche Bank auf eine Quote von 15 Prozent.

„Die Deutsche Bank würde sich ein zweites Standbein zulegen, in einem Segment, in dem sie bislang wenig vertreten ist“, sagt der renommierte Bankenexperte Wolfgang Gerke. Vor allem das Vertriebsnetz mit 850 eigenen Postbank-Ablegern und mehreren tausend Post-Filialen wäre interessant. Allerdings müsste die Deutsche Bank laut Gerke viel Geld in die Erneuerung der Filialen und die Schulung der Postbanker stecken. Immerhin: Einen massiven Personalabbau würde es nach Einschätzung von Gerke nicht geben, die Überschneidungen zwischen beiden Instituten seien nicht sehr groß. Ohnehin wäre es nach Ansicht des Bankenexperten sinnvoll, wenn die Marke Postbank beibehalten würde, so wie es die Deutsche Bank auch bei der Berliner Bank und der Norisbank praktiziert.

Auch Analysten sehen in der Fusion der Postbank mit einem anderen Großinstitut einen sinnvollen Schritt, auch als Antwort auf die geschlossene Front der Sparkassen, die sich bislang gegen Kooperationen oder gar Fusionen mit Privatbanken sperren. „Das ist absolut möglich“, sagt Robert Minde von der BHF Bank. Das Massengeschäft interessiere jede der Großbanken, sagt auch Dieter Hein von Fairesearch. Schließlich sind Dresdner Bank und Commerzbank mit je fünf Millionen Kunden auch keine überragenden Spieler auf dem deutschen Markt. Und auch der ING-Diba mit etwa sechs Millionen Privatkunden würde eine Fusion mit der Postbank gut ins Konzept passen.

Die Politik würde die Entwicklung zur größten deutschen Privatkundenbank ausdrücklich billigen, auch um Druck auf das öffentlich-rechtliche Lager, vor allem auf die Landesbanken auszuüben, heißt es in Frankfurt. „Die Bundesregierung steht dahinter, sie will endlich auch einen nationalen Bankenchampion, der nicht beim kleinsten Windstoß umfällt“, sagt ein Beobachter.

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