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Hochtief bleiben nur wenige Verteidigungsoptionen.

© dpa

Baukonzern: Bafin genehmigt Übernahmeangebot für Hochtief

Hochtief hoffte vergeblich: Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat grünes Licht für die Übernahme des deutschen Baukonzerns durch den spanischen Konkurrenten ACS gegeben.

Düsseldorf - Der Montag begann nicht gut für Hochtief: Im Abwehrkampf gegen den spanischen Großaktionär ACS musste der größte deutsche Baukonzern eine weitere Schlappe einstecken. Die australische Übernahmebehörde Takeovers Panel lehnte einen Antrag des Essener Unternehmens auch im zweiten Anlauf ab. Hochtief wollte ACS zwingen, für die australische Konzerntochter Leighton ein gesondertes Kaufangebot abzugeben. Dieses hätte die Übernahme des gesamten Hochtief-Konzerns enorm verteuert und die Finanzkraft des hochverschuldeten ACS-Konzerns möglicherweise überstiegen.

Hochtief zeigte sich nach der Niederlage in Australien kämpferisch: „Wir haben die Entscheidung zur Kenntnis genommen und prüfen nun sorgfältig, ob wir dagegen gerichtlich vorgehen werden“, sagte ein Sprecher.

Aber am späten Abend dann kam die schlechte Nachricht für Hochtief: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte über das freiwillige Übernahmeangebot von ACS entschieden – und genehmigte es.

ACS hatte am 16. September überraschend ein Übernahmeangebot für Hochtief angekündigt. Präsident Florentino Pérez will aus den beiden Unternehmen den drittgrößten Baukonzern der Welt schmieden, mit einem Umsatz von voraussichtlich gut 35 Milliarden Euro in diesem Jahr und mehr als 210 000 Mitarbeitern. Nur zwei chinesische Konzerne sind noch größer. Das Hochtief-Management fühlt sich überrumpelt und wehrt sich seitdem mit allen Mitteln gegen die als feindlich empfundene Übernahme.

Zwar waren am Wochenende starke Zweifel aufgetaucht, ob die BaFin die Offerte des spanischen Angreifers genehmigen würde. Nach Informationen des Handelsblatts ging es bei der Auseinandersetzung mit der Behörde vor allem um die Frage der Finanzierung: Die BaFin bemängelt demnach, dass ACS nicht genügend Sicherheiten für die übrigen Hochtief-Aktionäre biete. Anstoß hatte die Bonner Behörde vor allem an der bedingten Kapitalerhöhung von ACS genommen, die eine außerordentliche Hauptversammlung in Madrid am 19. November beschlossen hatte. Diese reicht nach Ansicht der Prüfer als Zahlungsmittel für das Übernahmeangebot nicht aus, da die entsprechenden Aktien physisch noch gar nicht existierten. Doch die Zweifler setzten sich am Ende offenbar nicht durch.

Insofern konnte Hochtief keinen Zwiwchenerfolg verbuchen bei dem Bemühen, die Spanier abblitzen zu lassen. Die Spanier hätten dann innerhalb eines Jahres kein erneutes freiwilliges Übernahmeangebot vorlegen können. So schreibt es das deutsche Übernahmegesetz vor. Diese Sperrfrist gilt jedoch nicht, sollte ACS seinen Anteil auf anderem Wege auf 30 Prozent aufstocken. Dazu benötigen die Spanier nur 14 000 Aktien. Beim aktuellen Kurs würde sie das rund 800 000 Euro kosten.

Das Erreichen dieser Kontrollmehrheit würde allerdings ein Pflichtangebot auslösen. Diese Variante käme ACS aber teurer zu stehen als das freiwillige Angebot: Die Spanier müssten den Hochtief-Aktionären wenigstens den gewichteten Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate anbieten. Sollten die Spanier die fehlenden Aktien sofort erwerben, die ihnen zur Kontrollmehrheit im Moment noch fehlen, müssten sie nach Berechnungen des Handelsblatts mindestens 60,70 Euro bieten. Beim aktuellen ACS-Kurs entspricht das dem Wert von 1,79 Aktien des spanischen Baukonzerns oder einem Aufschlag von knapp zwölf Prozent auf die freiwillige Übernahmeofferte.

Doch es lief gut für ACS – die Bonner Aufsichtsbehörde hat das 700 Seiten dicke Übernahmeangebot frei gegeben. Somit wird es umgehend veröffentlicht. Danach haben die Hochtief-Aktionäre Gelegenheit, ihre Anteile gegen die von ACS zu tauschen. Die Umtauschfrist beträgt mindestens vier bis höchstens zehn Wochen. Das Angebot ist äußerst unattraktiv: Die Hochtief-Aktionäre würden bei einem Tausch ihrer Anteile ein schlechteres Geschäft machen als beim Verkauf über die Börse. Gestern kosteten Hochtief-Aktien 55,93 Euro. 1,6 ACS-Anteile sind allerdings nur 54,35 Euro wert. Der Kampf um Hochtief ist noch nicht entschieden. HB

Marcus Hennes, Georg Weishaupt

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