zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Bayer fasst wieder Tritt

Konzern steigert den Gewinn, kann die Börse aber nicht zufrieden stellen

Berlin - Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat im zweiten Quartal deutlich mehr verdient als im Vorjahresquartal. Als Grund nannte der Konzern neben einer niedrigen Steuerquote die starke Nachfrage im Industriegeschäft sowie in der Pflanzenschutz- und der Chemiesparte. Bei Arzneimitteln musste Bayer dagegen Einbußen verkraften.

Insgesamt zeigte sich Konzernchef Werner Wenning zufrieden „Es hat sich im zweiten Quartal gezeigt, dass unsere neue strategische Ausrichtung und die damit verbundenen Maßnahmen Früchte tragen“, sagte er am Dienstag bei der Vorlage der Quartalszahlen. Bei den Börsianern kam die Nachricht offenbar nicht an: Die Bayer-Aktie verlor in einem schwachen Gesamtmarkt bis zum Dienstagabend 2,56 Prozent auf 20,97 Euro und gehörte damit zu den größten Verlierern im Dax.

Bayer macht derzeit den größten Umbau seiner mehr als 140-jährigen Geschichte durch. Nach dem Milliardenverlust des Vorjahres ist der größte Teil des Chemie- und Kunststoffgeschäfts in der neuen Gesellschaft Lanxess zusammengefasst worden. Sie soll Anfang 2005 im Rahmen einer Abspaltung (Spin-off) an die Börse gebracht werden. In der Gesundheitssparte hat Bayer vor kurzem vom Schweizer Wettbewerber Roche für 2,38 Milliarden Euro das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten gekauft. Die Zahl der Mitarbeiter sank seit Jahresbeginn konzernweit um 1800 auf 117500.

Im zweiten Quartal steigerte Bayer den Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4,5 Prozent auf knapp 7,6 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) kletterte auf 524 Millionen Euro, das waren 10,3 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Bereinigt um Sondereinflüsse wie Restrukturierungskosten stieg das Ebit sogar um 44,1 Prozent auf 660 Millionen Euro.

„Operativ lag das Ergebnis über den Erwartungen, der Nettogewinn war dagegen wegen unerwartet hoher Sonderabschreibungen enttäuschend“, sagte Ludger Mues, Pharmaanalyst von Sal. Oppenheim. Als weiteren Grund für den Einbruch des Aktienkurses nannten Händler den drohenden Rauswurf von Bayer aus dem europäischen Index Stoxx 50. Die Entscheidung darüber fällt morgen.

Das Pharmageschäft entwickelte sich im zweiten Quartal nur schwach. Die Umsätze sanken im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4,4 Prozent. Bayer nannte als Grund hohe Markteinführungskosten für das neue Potenzmittel Levitra. Die Marktentwicklung blieb nach Bayer-Angaben aber hinter den Erwartungen zurück, was Analysten mit Sorge betrachten. Einen Umsatzeinbruch gab es erwartungsgemäß beim Anti-Milzbrandmittel Cipro, dessen Patent kürzlich abgelaufen ist. Auch die Klagen in Zusammenhang mit dem zurückgezogenen Cholesterinsenker Lipobay belasten das Unternehmen. Bislang wurden 2825 Fälle außergerichtlich beigelegt. Dafür zahlte Bayer bislang rund 1,08 Milliarden Dollar (896 Millionen Euro).

Maren Peters

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false