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Wirtschaft: Bei Playmobil und Lego wird das Spielzeug knapp

Das Weihnachtsgeschäft der Spielwarenbranche läuft so gut, dass die Firmen kaum mit ihrer Produktion nachkommen

Berlin - Eltern im Stress: Wer erst jetzt damit beginnt, den Wunschzettel seiner Kinder abzuarbeiten, kann eine böse Überraschung erleben. „Bei einigen unserer Produkte gibt es Engpässe“, sagte Andrea Schauer, Geschäftsführerin des Zirndorfer Spielwarenherstellers Playmobil, dem Tagesspiegel. Auch beim Konkurrenten Lego ist ähnliches zu hören: Bei der „Nachlieferung besonders abverkaufstarker Artikel“ sehe man sich seit Anfang des Monats „Problemen“ gegenüber, räumt Dirk Engehausen, Lego-Geschäftsführer für Zentral- und Südeuropa ein.

Was Eltern, Großeltern und Paten Sorgen bereiten kann, versetzt die Spielwarenbranche in Euphorie. Nach sinkenden Umsätzen in den vergangenen Jahren zieht das Geschäft in Deutschland wieder an: „Es spricht alles dafür, dass die Trendwende geschafft ist“, heißt es in der Branche. Zwar wisse man erst im Januar, wie das Weihnachtsgeschäft gelaufen ist, doch „die Zeichen stehen gut“, berichtet Steffen Kahnt, stellvertretender Geschäftsführer des Bundesverbandes des Spielwareneinzelhandels. 40 Prozent ihres Jahresumsatzes macht die Spielwarenindustrie in den Monaten November und Dezember, kein Wunder, dass Hersteller und Händler besonders gespannt auf die Umsatzentwicklung in diesen Monaten achten.

Was sie bisher sehen, gefällt ihnen. „Es sieht recht gut aus“, sagt Playmobil-Chefin Schauer. Zwischen fünf und neun Prozent dürfte der Umsatz, der im vergangenen Jahr bei 361 Millionen Euro lag, in diesem Jahr steigen – wieder einmal. Anders als die Branche legt die fränkische Traditionsfirma schon seit Jahren zu. Und das nicht nur in Deutschland. In Spanien sind Playmobil-Klassiker wie der Bauernhof, die Arche Noah und der Tierpark bereits komplett ausverkauft. „Wir sind stärker gewachsen als gedacht“, erklärt Schauer die Lieferschwierigkeiten.

Auch in Deutschland kann es zu Problemen kommen. Das gilt vor allem für die Playmobil-Neuheit, das Krankenhaus. Obwohl die Klinik mit einem Ladenpreis von knapp 140 Euro nicht gerade billig ist, ist sie in einigen Läden ausverkauft. „Der Handel war eher skeptisch“, berichtet die Playmobil-Chefin, „und hat zu wenig geordert“. Obwohl die Zirndorfer jetzt ihr Lager leer räumen und die Maschinen im fränkischen Dietenhofen, wo Playmobil seit jeher zum Großteil produziert, auf Hochtouren laufen, lässt sich nicht mehr jede Nachbestellung rechtzeitig vor Weihnachten erledigen. Selbst bei der brandneuen Dinosaurier-Serie, die erst seit gut einer Woche im Handel ist, zeichnen sich bereits Engpässe ab: Vor allem der Triceratops ist begehrt. Auch das Ausweichen auf den Playmobil-Online-Shop würde nichts helfen. „Wir erledigen alle Bestellungen der Reihe nach. Es gibt keine Sonderbehandlung für unseren Online-Shop“, betont Schauer.

Das hat einen Grund: Man will den Einzelhandel vor Ort nicht brüskieren. Denn die Spielwarenläden sehen die Online-Aktivitäten der großen Spielwarenhersteller nicht gerne. Sie fürchten ausgebootet zu werden. Vor allem dann, wenn die Produzenten ihre Waren im eigenen Internetstore billiger anbieten als der stationäre Handel. Jüngstes Beispiel: der Göppinger Modelleisenbahnhersteller Märklin, der sich mitten im Weihnachtsgeschäft mit seinen Fachhändlern zerstritten hatte. Die angeschlagene Modellbahnfirma, die erst vor kurzem vom britischen Finanzinvestor Kingsbridge gerettet worden war, hatte den Verkauf über das Internet und im werkseigenen Museumsladen stark ausgebaut – sehr zum Verdruss der Händler.

Auch Lego will es sich mit dem Handel nicht verderben. Die Dänen, die mit ihren Stecksteinchen einst die Spielzeugwelt revolutioniert hatten, haben schwere Jahre hinter sich. Seit einem Jahr geht es wieder bergauf. 2005 stieg der Umsatz in Zentraleuropa um 6,6 Prozent auf 213 Millionen Euro, in diesem Jahr könnte der Absatz um weitere sechs bis zehn Prozent zunehmen – wenn Lego voll lieferfähig wäre, sagt Dirk Engehausen. Wichtiger als „kurzfristige Umsatzgenerierung“ sei aber eine „langfristig ausgewogene und stabile Produktion, die auf das gesamte Jahr den richtigen Output liefert“, betont der Lego-Geschäftsführer.

Um aus der Identitäts- und Absatzkrise herauszukommen, hat sich Lego auf seine Wurzeln besonnen. Das Sortiment wurde gestrafft, die klassischen Linien gestärkt. Topseller dieses Jahr: der Lego-Duplo-Zoo für die Kleinen ab zwei, der Lego-City-Güterzug für Kinder ab sechs und der große schwarze Abschlepptruck von Lego-Technic. Gedacht ist dieser zwar für Kinder ab elf, sagt Lego-Sprecherin Katharina Sutch, aber Große basteln gern mit: „Das ist auch was für die Väter.“

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