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Benzinpreise

© dpa

Teurer Kraftstoff: Benzin wird zum Luxus

Am Freitag sind die Benzinpreise in Deutschland auf Rekordhöhen geklettert. Und ein Ende der Preissteigerungen ist nicht in Sicht. Auch Diesel ist an der Tankstelle kaum noch günstiger.

Berlin - „Die goldenen Zeiten für Autofahrer sind vorbei“, sagte ADAC-Sprecher Maximilian Maurer. Das war kurz nach der Euro-Einführung, als das Benzin wenig mehr als einen Euro kostete. Am Freitag sind die Benzinpreise in Deutschland – und in Berlin – auf Rekordhöhen gestiegen. Und eine Umkehr des Aufwärtstrends ist nicht erkennbar, im Gegenteil. Mit durchschnittlich 1,52 Euro pro Liter Super und 1,48 Euro für Diesel kosteten beide Sorten so viel wie nie zuvor. Beim Verkehrsclub Deutschland hält man einen Literpreis von zwei Euro in den kommenden fünf Jahren für möglich. Besonders betroffen sind derzeit die Besitzer von Dieselfahrzeugen. Vor gut einem Jahr war Diesel noch rund 15 Cent günstiger als Benzin, nun liegen die Kraftstoffe nur noch wenige Cent auseinander.

„Wir können schon froh sein, wenn sich die Preise irgendwann stabilisieren“, sagt ADAC-Sprecher Maurer. Den scharfen Anstieg der Dieselpreise erklärt er mit der weltweit verstärkten Nachfrage nach dem Kraftstoff. Die Zahl der Dieselfahrzeuge nehme weltweit zu, auch der Güterverkehr sei kräftig gestiegen. Schließlich kauften die Amerikaner verstärkt Diesel auf dem Weltmarkt, weil sie Probleme mit den heimischen Raffinerien hätten. In der Folge habe am Freitag der Preis für eine Tonne Diesel in Rotterdam mit 1260 Dollar um 200 Dollar über der Tonne Superbenzin gelegen. Dies habe unter anderem den Preis für Diesel in Rotterdam am Freitag um mehr als 200 Dollar über den von Benzin getrieben. „Das beobachten wir normalerweise nur in den Wintermonaten“, sagt Barbara Meyer-Bukow, Pressesprecherin des Mineralölwirtschaftsverbandes.

„Die Märkte kennen gegenwärtig nur eine Richtung – nach oben.“ Von den Marktteilnehmern würden derzeit nur Meldungen wahrgenommen, die den Preis nach oben treiben. Dabei habe die Internationale Energieagentur gerade erneut ihre Verbrauchsprognosen gesenkt, und die Lagerbestände in den USA seien gewachsen. „Doch das wird von den Märkten ignoriert“, sagt Meyer-Bukow. „Die Rohstoffmärkte insgesamt sind vom Finanzmarkt getrieben. Vielleicht ändert sich das, wenn der Dollar wieder stärker wird und die Anleger an die ’normalen Börsen’ zurückkehren“, hofft die Sprecherin des Mineralölwirtschaftsverbandes. Eine Prognose wagt sie allerdings nicht. „Das könnte als Preisempfehlung ausgelegt werden und wäre damit kartellrechtlich unzulässig.“ Am Freitag ging es jedenfalls weiter nach oben. Im New York notierte ein Barrel (159 Liter) bei gut 127 Dollar und damit drei Dollar teurer als am Vortag; die Nordseesorte Brent kostete 125 Dollar. Vor allem wegen der steigenden Nachfrage in China und Indien rechnen viele Experten mit weiter steigenden Preisen.

Dabei sind die Autofahrer in Berlin noch relativ gut dran. Sie profitieren von den regionalen Unterschieden. „In Berlin wohnen Leute, die den Cent zweimal umdrehen, bevor sie ihn ausgeben“, sagt ADAC-Sprecher Maurer, „da lassen sich Preiserhöhungen nicht so leicht durchsetzen.“ Auch bei Aral erklärt man die regionalen Preisunterscheide mit dem Preisbewusstsein der Autofahrer. Zudem sei der Wettbewerb der Anbieter in der Stadt besonders groß. Manchmal genüge schon ein branchenfremder Anbieter wie etwa die Tankstelle eines Supermarktes, die durch extrem niedrige Preise die Kunden in ihrem Markt bewegen wolle und die Verluste an den Zapfsäulen durch Gewinne im Hauptgeschäft ausgleiche. Die Tankstellen in der Umgebung seien dadurch gezwungen, ihr Preisniveau an das des Billiganbieters anzupassen.

Barbara Meyer-Bukow spricht von „regionalen Preistrichtern“ und berichtet von einem Fall in Oldenburg im vergangenen Jahr. Dort lagen die Kraftstoffpreise 2007 monatelang unter dem deutschen Durchschnittsniveau. Der Grund: Eine neue Großtankstelle war eröffnet worden, und die „alten“ Tankstellen versuchten, ihre Kunden zu halten. Preisunterschiede bei lokalen Anbieter halten sich indes nur für kurze Zeit.

Und nicht jeder Weg lohnt, um Tankgeld zu sparen. Unter www.clever-tanken.de findet sich im Internet ein Rechner, der dem Autofahrer angibt, bis zu welcher Entfernung sich der Weg zu einer billigeren Zapfsäule noch rechnet. Unter dieser Adresse werden auch 20 besonders günstige Tankstellen in Berlin aufgelistet.

Der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) ermutigt derweil die Autofahrer, auf Alternativen umzusteigen. Der letzten Mobilitätsstudie zufolge sind die Hälfte aller Autofahrten nicht länger als sechs Kilometer, fünf Prozent sogar weniger als ein Kilometer. Auf solchen Entfernungen, so der VCD, bewege man sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad günstiger und vor allem auch klimafreundlicher. Auch bei der Auslastung der Autos sieht der Verkehrsclub noch Sparpotenzial. Statistisch betrachtet sitzen im Schnitt 1,4 Personen im Auto. Es ist also noch Platz, der zum Beispiel über die Bildung von Fahrgemeinschaften gefüllt werden könnte.

Das Verhalten der Autokäufer ist von der Benzinpreisentwicklung offenbar unabhängig. „Nach allen Umfragen ist der Verbrauch das wichtigste Kriterium beim Autokauf“, sagt VCD-Sprecher Daniel Kluge. „Das spiegelt sich in der Kaufentscheidung dann aber nicht wieder.“ Auch dem Diesel hat der Preisschub bislang kaum geschadet. In den ersten vier Monaten hatten 45,9 Prozent der hierzulande neu zugelassenen Autos einen Dieselmotor, das waren nur 0,8 Prozent weniger als vor einem Jahr.

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