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Aufruhr in Athen. Eine Goldmine treibt in diesen Tagen tausende griechische Demonstranten auf die Straßen.

© dpa

Bergbau in Griechenland: Athen will Goldmine schließen

Im Norden des Landes will die Athener Regierung eine Goldmine schließen – die Arbeiter leisten erbitterten Widerstand. Denn die Förderung des Goldes ist ihre einzige Zukunft. Syriza-Politiker Tasos Kourakis rät ihnen nun, lieber Bienen für ihren Unterhalt zu züchten.

Skouries, gelegen hoch im Norden Griechenlands auf der Halbinsel Chalkidiki, ist weit weg von Athen. Nur wenige Athener hat es bisher nach dort verschlagen. Deshalb kamen jetzt Tausende Menschen von Skouries in die Hauptstadt. Sie kämpfen um ihre Arbeitsplätze und die Zukunft ihrer Familien. Die Links-Rechts-Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras will eine Goldmine bei der Ortschaft schließen. Es geht um eine Investition von über einer Milliarde Euro – und den Lebensunterhalt von 1900 Familien.

Ein Schatz, von unermesslichem Reichtum: 230 Tonnen reines Gold

Rund 5000 Minenarbeiter und Mitglieder ihrer Familien kamen am Donnerstag in fast 100 Reisebussen nach Athen, um für den Erhalt ihrer Jobs zu demonstrieren. Im kommenden Jahr will das Unternehmen Hellas Gold, eine Tochter des kanadischen Konzerns Eldorado Gold, bei Skouries mit der Goldförderung beginnen. Schon in der Antike wurden auf der Halbinsel Chalkidiki Edelmetalle abgebaut. Den Bodenschätzen verdankte das Königreich Makedonien einst seine Vormachtstellung im damaligen Griechenland. Die Menschen der Bergdörfer lebten vier Jahrtausende lang vom Abbau der Edelmetalle. Nachgewiesene Vorkommen von 230 Tonnen reinem Gold gebe es bei Skouries, sagt die Minengesellschaft. Der Marktwert liegt bei fast zehn Milliarden Euro. Läuft alles nach Plan, könnte Griechenland in einigen Jahren zum größten Goldproduzenten Europas aufsteigen. Doch der Schatz spaltet die örtliche Bevölkerung. Auf der einen Seite stehen die Minenarbeiter und ihre Familien, auf der anderen Tourismusunternehmer und Landwirte. Sie fürchten Umweltschäden durch den Goldabbau.

Schon als Oppositionspartei bekämpfte das Linksbündnis Syriza das Projekt. Jetzt an der Regierung, wollen Ministerpräsident Alexis Tsipras und sein Umweltminister Panagiotis Lafazanis die Mine schließen. Das Ministerium hat dem Konzern, der seit 2012 bereits rund 400 Millionen Euro in das Projekt gesteckt hat und weitere 700 Millionen investieren will, vorläufig die Betriebsgenehmigung entzogen. Das Unternehmen sieht darin einen einseitigen Bruch geschlossener Verträge. Andere ausländische Investoren beobachten die Kontroverse sehr aufmerksam. Sie gilt als Testfall für die Vertragstreue der neuen Links-Rechts-Regierung und für ihr Interesse an privaten Investitionen, die Griechenland gerade jetzt angesichts der Krise so dringend braucht.

6500 Jobs hängen an der Miene

Hellas Gold bestreitet die angeblich katastrophalen Folgen des Goldabbaus. So soll, anders als von den Gegnern behauptet, das gefürchtete Zyanid bei der Goldgewinnung gar nicht zum Einsatz kommen, versichert Firmensprecher Kostas Georgantzis. Stattdessen werde man eine umweltverträgliche Methode anwenden, das „Flash Smelting“, bei dem das Gold unter hohen Temperaturen aus dem Gestein herausgeschmolzen wird.

Rund 2000 Mitarbeiter beschäftigt Hellas Gold bereits, weitere 1000 Arbeitsplätze sollen hinzukommen, sobald die Förderung beginnt. Insgesamt würden durch die Mine in der Region 6500 neue Jobs geschaffen, sagt der Lokalpolitiker Christos Pachtas. Doch das zählt für die Gegner des Projekts nicht. Der Kampf um das Gold wird mit viel Fanatismus und Brutalität ausgetragen. Vor zwei Jahren stürmten maskierte und mit Gewehren bewaffnete Männer das Gelände der Firma Hellas Gold bei Skouries. Sie überwältigten zwei Nachtwächter, fesselten sie an einen Telegrafenmast, übergossen die Männer mit Benzin und drohten, sie bei lebendigen Leib zu verbrennen. Dann steckten die Eindringlinge die Büros und den Fahrzeugpark der Firma in Brand. In den vergangenen Wochen kam es mehrfach zu Straßenschlachten zwischen Befürwortern und Gegnern des Projekts. Polizeiminister Giannis Panoussis warnt: „Es könnte Tote geben.“ Minenarbeiter berichten, sie und ihre Familien würden bedroht und unter Druck gesetzt, die Gegend zu verlassen.

Umweltminister Lafazanis verhöhnt die Arbeiter als "Papageien"

Umweltminister Lafazanis, der zugleich Wortführer des linksextremen Flügels der Regierungspartei Syriza ist, verhöhnt die Arbeiter: Sie seien nichts weiter als „Papageien“, die nachplappern, was ihnen ihr Arbeitgeber einredet. Die Parteizeitung „Avgi“ bezeichnet die Minenarbeiter verächtlich als „Söldner“. Lafazanis bleibt dabei: Die Mine soll geschlossen werden. Auf die Frage, womit dann die Beschäftigten von Hellas Gold ihren Lebensunterhalt verdienen können, weiß der Syriza-Politiker Tasos Kourakis eine Antwort: Sie sollen sich der Bienenzucht widmen.

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