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In Feierlaune. Am Montag hat der Online-Versandhändler Zalando sein Börsendebüt hingelegt.

© Reuters

Börsengang: Euphorie über Zalando-Aktie hält sich in Grenzen

Eine solche Aufregung gab es zuletzt beim Börsengang der Telekom: Seit heute ist die Zalando-Aktie auf dem Markt. Doch an ihrem ersten Tag an der Börse erlebte sie eine Achterbahnfahrt.

Ein Spalier aus schick gekleideten Schaufensterpuppen neben Packtischen und Regalen voller Flip-Flops und Tücher und überall Zalando-Pakete: Passanten in der Frankfurter Innenstadt konnten am Mittwochmorgen den Eindruck gewinnen, dass der Berliner Online-Modehändler Zalando mitten in der City ein neues Outlet eröffnet. Dabei war all das nur die Staffage für den Börsengang des Unternehmens.

Auch drinnen in der Börse sind die Makler-Theken mit Zalando-Artikeln übersät. Neben der großen Tafel für die Dax-Kurve thront sogar ein Riesenpaket, auf der Treppe haben sich sechs lächelnde Models postiert, überall Schuhe und Kleider. Spätestens hier wird klar, dass das Berliner Unternehmen diesmal keine Mode verkaufen will. Alles dreht sich an diesem Tag um die Aktie: Punkt 9.22 Uhr steht der erste Preis fest. 24,10 Euro – ein Plus von zwölf Prozent auf den Ausgabepreis von 21,50 Euro. Robert Gentz, Rubin Ritter und Daniel Schneider strahlen. Die drei Zalando-Chefs schütteln die große Börsenglocke, Makler, Banker und Journalisten werden mit Konfetti überschüttet. Applaus brandet auf, Schreie hallen durch den Saal.

Lässige Hemden, keine Krawatte

Einen solchen Auflauf habe er zuletzt beim Börsengang der Telekom erlebt, sagt Robert Halver, erfahrener Händler der Baader Bank. Das ist fast 20 Jahre her. Martin Wiesmann, Chef der Deutschland-Sparte der US-Bank J.P. Morgan, schwärmt im Gedränge auf dem Parkett: Es sei ein schöner Tag und hoffentlich der Aufbruch zu weiteren Börsengängen in Deutschland.

Gentz, Ritter und Schneider plaudern um kurz nach neun mit Börsenchef Reto Francioni. Der ist standesgemäß im dunklen Anzug, weißen Hemd und mit roter Krawatte bekleidet. Die drei Zalando-Macher in Jeans, lässigen Hemden, ohne Krawatte, an den Füßen modische Sneakers. Ihre Gesichter zeigen eine gewisse Nervosität; die löst sich langsam, als um 9.11 Uhr auf der großen Tafel an der Stirnseite des Handelssaals die erste Preisspanne für die Papiere angezeigt wird: ZAL 111 Zalando SE - 24 bis 27 Euro. Es dauert weitere zehn Minuten bis sich die Spannung endgültig löst. 24,10 Euro lautet der erste Kurs, den Baader Bank-Makler Jan Verbsky ermittelt und an der Tafel notieren lässt. Gentz, Ritter und Schneider strahlen, Sekt-Gläser werden gefüllt, die Zalando-Models stolzieren übers Parkett. Ritter spricht von einem „großen Erfolg“ und einem „Meilenstein“, der Preis zeige das große Interesse an Zalando. „Es fühlt sich ein bisschen an wie die Einschulung“ sagt Gentz. „Jetzt müssen wir nur noch gute Noten schreiben.“

Am Donnerstag folgt der große Auftritt von Rocket Internet

605 Millionen Euro hat der Berliner Modehändler eingenommen, mit dem bislang größten Börsengang in diesem Jahr und dem siebtgrößten eines deutschen Unternehmens überhaupt. 28 Millionen Aktien werden über die Kapitalerhöhung verkauft und damit elf Prozent der Anteile. An der Börse ist Zalando fast sechs Milliarden Euro wert und damit fast soviel wie Lufthansa. Oliver Samwer, Gründer und Großaktionär, lässt sich nicht auf dem Parkett blicken. Sein großer Auftritt kommt am Donnerstag, wenn die Aktie seines Unternehmens Rocket Internet das erste Mal gehandelt wird.

Mancher Börsianer ist vom ersten Zalando-Kurs enttäuscht, schließlich sei die Aktie vorbörslich mit bis zu 33 Euro gehandelt worden. Andere finden es gut, dass der Kurs nicht in die Höhe geschossen ist und sich die Euphorie in Grenzen hält. Das bestätigt sich in den ersten Handelsstunden: Die Zalando-Aktie steigt erst auf 24,48 Euro, sackt aber bis auf 21,55 Euro ab, bevor sie sich gegen 11 Uhr bei Kursen um die 22 Euro einpendelt. Zu Börsenschluss notierte die Aktie bei 21,50 Euro.

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