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Wirtschaft: Brauen, Bauen, Immobilien und Dienstleistungen - Der 38-jährige Stefan Schörghuber hat die Gruppe neu geordnet

Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein deutscher Konzernchef bei Temperaturen nahe null Grad Celsius im Swimmingpool eines Luxushotels sitzt und eine Pressekonferenz abhält. Stefan Schörghuber (38) bewahrt aber sogar in dieser frostigen Atmosphäre Haltung.

Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein deutscher Konzernchef bei Temperaturen nahe null Grad Celsius im Swimmingpool eines Luxushotels sitzt und eine Pressekonferenz abhält. Stefan Schörghuber (38) bewahrt aber sogar in dieser frostigen Atmosphäre Haltung. Immerhin gehört das noble Haus wie vieles andere im Münchner Arabellapark ihm selbst. Im feinen Zwirn sitzt der Unternehmer am Podium im Pool und referiert über seinen Geschäftsbereich Hotelwesen, für den er das modernisierte Fünf-Sterne-Luxushotel als künftiges Flaggschiff auserkoren hat. Überhaupt eignet sich die Luxusherberge ideal als Symbol für das Firmenimperium des Milliardärs. Erbaut hat es die Bayerische Hausbau GmbH. Besitzer ist die Bayerische Immobilien AG. Das Hotel selbst leitet die Arabella Sheraton Hotelmanagement GmbH. Das sind alles Firmen, die Schörghuber ganz oder mehrheitlich gehören. Zudem erhält das Hotel ein Restaurant namens Paulaners. Auch die gleichnamige Brauerei ist im Besitz des 38-jährigen. Wenn ab April die ersten Gäste im runderneuerten Luxustempel absteigen, ist es gut möglich, dass sie mit einem von 29 Airbus- oder Boeing-Jets anreisen, die die Bavaria International Aircraft Leasing GmbH vermietet. Auch die ist Eigentum des Bajuwaren.

"Wir haben Synergieeffekte in der Gruppe," beschreibt Konzernsprecher Ulrich Körner das Zusammenspiel ihrer einzelnen Teile. Für Blicke der Öffentlichkeit war sie wie viele andere Familiengesellschaften lange Zeit nicht bestimmt. Seit der gebürtige Münchner Stefan 1995 nach dem Tod seines Vaters und Firmengründers Josef Schörghuber das Ruder übernommen hat, weht aber ein anderer Wind. Überraschend schnell ist der schlitzohrig wirkende Sohn in die großen Schuhe seines Vaters hinein gewachsen und drängt nun mit Teilen seines Mischkonzerns an die Börse. In einem ersten Schritt hat Schörghuber junior sein Imperium "ruhig, aber energisch", wie es in seiner Umgebung heißt, in die vier Bereiche Brauen, Bauen, Immobilien und Dienstleistungen neu geordnet. Zum Brauereigeschäft zählen die Brauereien Paulaner und Hacker-Pschorr sowie Thurn und Taxis und der Auerbräu mit zusammen gut einer halben Milliarde Mark Umsatz. 49 Prozent hält Schörghuber ferner an der Kulmbacher-Biergruppe, die weitere 366 Millionen Mark erlöst, sowie fast ein Drittel an einer chilenischen Brauerei mit einer Milliarde Mark Umsatz. Es gibt ehrgeizige Pläne: Paulaner soll mit Weizenbier zur nationalen Nummer eins aufsteigen. Derzeit rangieren die Münchner noch hinter der Konkurrenz aus Erding. Außerdem will der neue Chef seiner Gruppe noch eine führende nationale Pilsmarke einverleiben. Wie weit die laufenden Gespräche gediehen sind, bleibt vorerst offen. Klarer sind die Pläne für die Berliner Coca-Cola Erfrischungsgetränke (CCE) AG. An diesem größten deutschen Cola-Abfüller mit 2,8 Milliarden Mark Umsatz ist Schörghuber zu gut einem Viertel beteiligt. 2001 soll die CCE an die Börse.

Aufs Parkett drängt auch die 1999 etwa 50 Millionen Mark Vorsteuergewinn abwerfende Bayerische Immobilien AG, in der der Jungmanager gerade sein ganzes Geschäft mit Bestandsimmobilien gebündelt hat. Bis zu einem Viertel der Aktien sollen bis 2002/03 frei gehandelt werden. Bislang ist es rund ein Prozent. Mit dem frischen Geld soll die Immobiliengruppe national expandieren. Schon jetzt beträgt der Verkehrswert ihrer Gewerbeimmobilien rund 4,5 Milliarden Mark. 85 Prozent davon liegen in und um München.

Wachstumspläne hegt Schörghuber auch im jährlich rund 250 Millionen Mark umsetzenden Hotelgeschäft, das er seit 1998 zusammen mit dem US-Partner ITT Sheraton Corporation betreibt. Der Umbau des Arabella Sheraton Grand Hotel München ist dazu nur ein weiterer Schritt. An deutschen Standorten wie Hamburg oder Berlin sollen weiße Flecken auf der Schörghuber-Landkarte getilgt werden. Auch im Ausland bestehen Pläne zum Ausbau der 20 Luxushotels. Insgesamt setzt die Schörghuber-Gruppe allein bei ihren Mehrheitsaktivitäten mit etwa 5000 Mitarbeitern knapp drei Milliarden Mark um. Alle Aktivitäten zusammen genommen sind es wohl eher 4,5 Milliarden Mark Umsatz und 6500 Mitarbeiter. Mit Angaben zum Gewinn ist der Konzernchef zurückhaltend. Aber vielleicht bricht er demnächst auch mit dieser Tradition.

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