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Feierlich. NDB-Präsident Kundapur Kamath bei der Eröffnungsrede.

© REUTERS

Entwicklungsarbeit: Brics-Staaten starten eigene Bank

Es ist eine Kampfansage an die Weltbank: Die fünf Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika haben am Dienstag den Startschuss für eine eigene Entwicklungsbank gegeben.

Beinahe auf den Tag genau ein Jahr ist vergangen, seit sich die Regierungen der Brics-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) auf die Gründung einer gemeinsamen Entwicklungsbank, der New Development Bank (NDB), geeinigt haben. Am Dienstag nun hat das Institut seine Arbeit in Shanghai aufgenommen. Wieso, weshalb, warum – die wichtigsten Fragen im Überblick.

DER PLAN

Mit Darlehen, Kapitalgarantien und anderen Finanzinstrumenten der NDB sollen in den Mitgliedsstaaten vor allem Infrastruktur-Projekte finanziert werden. Die Anteilseigner lassen sich das Projekt einiges kosten: Insgesamt wurden Einlagen von 100 Milliarden Dollar eingesammelt. Den Löwenanteil übernimmt China mit 41 Milliarden, während Russland, Brasilien und Indien jeweils 18 Milliarden beisteuern. Südafrika begnügt sich mit Einlagen in Höhe von fünf Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Die Weltbank kommt mit ihren 188 Mitgliedsländern lediglich auf ein Stammkapital von 223 Milliarden Dollar.

DIE GRÜNDE

Obwohl das Wirtschaftswachstum der Brics-Staaten in der vergangenen Dekade atemberaubend war, schlug sich das nicht in internationalen Finanzinstitutionen wie Weltbank oder Internationalem Währungsfonds (IWF) nieder. So wird zwar mittlerweile mehr als ein Fünftel des Welthandels von den Brics-Staaten gestemmt – beim IWF wird ihnen aber lediglich elf Prozent der Stimmrechte zugestanden. Egal, ob es um Kredite für den Straßenbau, Schulen oder Krankenhäuser geht – das letzte Wort haben letztendlich die USA und Europäer. Mit der NDB soll sich das nun ändern: Man werde den Stimmen der Entwicklungsländer mehr Gehör verschaffen, versprach Chinas Staatspräsident Xi Jinping. Ganz verscherzen will man es sich mit den bisherigen Institutionen aber auch nicht: „Wir wollen das bisherige internationale Finanzsystem nicht herausfordern, sondern es ergänzen“, beschwichtigte der NDB-Chef Kundapur Vaman Kamath am Dienstag bei der Eröffnungsfeier.

DIE GESCHÄFTSAUSSICHTEN

Wie stehen die Erfolgschancen für das Projekt? Kurz gesagt: blendend. Die Weltbank geht davon aus, dass es in Entwicklungsländern eine Finanzierungslücke von sage und schreibe einer Billion Dollar gibt. Den Weltbank-Experten zufolge könnten regionale Entwicklungsbanken gut 40 Prozent dieser Lücke füllen. Und zu tun gibt es mehr als genug: So lebt in Ostasien ein Viertel der Bevölkerung ohne Zugang zu aufbereitetem Wasser, während in Subsahara-Afrika fast 70 Prozent der Menschen ohne Elektrizität auskommen müssen.

DER HAKEN

Die Zerstrittenheit der Bank-Eigner könnte noch für Ärger sorgen. Besonders die dominante Rolle Chinas wird von den anderen Brics-Nationen mit Argusaugen beobachtet. Aber nicht nur bei der NDB, auch andernorts sind sich die Staaten nicht immer einig. So sind derzeit gleich mehrere Dutzend Handelsstreits der Entwicklungsländer vor der Welthandelsorganisation (WTO) anhängig. Mittelfristig könnte das auch für die Arbeit der neuen Entwicklungsbank negative Folgen haben.

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