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Der Professor. Axel Weber lehrte ab 2001 das Fach Internationale Ökonomie in Köln. Für seine Zeit an der ab 2004 Bundesbank war er beurlaubt.

© dapd

Bundesbank: Axel Weber: Zurück an die Uni

Bundesbank-Präsident Axel Weber sah sich in Europa isoliert. Jetzt geht der Professor wieder nach Köln. Die Frankfurter Banker sind erschüttert über die Umstände seines Abganges.

Frankfurt am Main - Bundesbank-Präsident Professor Axel Weber wird nach seinem Ausscheiden zunächst wieder an die Universität Köln zurückkehren und dort wieder in Lehre und Forschung eintreten. Das erfuhr der Tagesspiegel am Samstag aus Notenbank-Kreisen. Weber war nach seinem Amtsantritt bei der Bundesbank Ende April 2004 von der Uni nur beurlaubt worden. Diese Zeit ende mit dem Ausscheiden aus der Bundesbank. Weber habe allerdings zunächst ein Freisemester beantragt und werde demnach zum Wintersemester wieder an die Uni Köln aktiv werden, hieß es. In Köln habe er dann auch genug Zeit, sich um mögliche Angebote aus der Privatwirtschaft zu kümmern. Dazu könne auch eine Offerte der Deutschen Bank zählen.

Schon bei seinem überraschenden Abschied im April 2004 als Professor für Internationale Ökonomie in Köln, wo er seit 2001 gelehrt hatte, war man dort überzeugt, dass er nach seiner Zeit als Bundesbank-Präsident bestimmt zurückkomme. Weber sei nur beurlaubt und bleibe der Fakultät erhalten. Sie ist mit etwa 10 000 Studenten und fast 60 Professoren die größte wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fakultät in Deutschland. Webers damaliger Kollege Juergen Donges zeigte sich überzeugt, dass sich Weber als Bundesbank-Präsident „von der Politik nicht in die Enge treiben lässt.“

Weber selbst macht allerdings weiter keine konkreten Angaben zu seinen Zukunftsplänen. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ sagte der 53-Jährige, er wolle sich erst einmal eine Karenzzeit gönnen. Vor 2012 wolle er nicht irgendeine neue Aufgabe übernehmen. Solange er im Amt sei führe er keine Gespräche über seine berufliche Zukunft. Weber bestätigte allerdings, dass er für das mögliche Amt als Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) mehr und mehr die politische Unterstützung aus der Regierungen der Euro-Staaten schwinden sah. In etlichen wichtigen Punkten habe er eine Minderheitsmeinung vertreten. Mehr und mehr sei er deshalb zur Überzeugung gekommen, dass er nicht EZB-Chef werden wolle. Bereits im Oktober habe er der Regierung signalisiert, dass es für ihn mehrere berufliche Optionen gebe. Im Januar habe er darüber konkret mit der Bundeskanzlerin gesprochen, danach sei dann seine Entscheidung gereift.

Beobachter in Frankfurt bestätigten den Eindruck, der Bundesbank-Chef habe sich zunehmend gesorgt, dass die EZB im Sog der Politik geschwächt werde. Er habe offensichtlich befürchtet, dass er dann nicht mehr seinen strikten geld- und stabilitätspolitischen Überzeugungen hätte folgen können. Weber sehe die Geldpolitik, so heißt es, vor einer sehr schwierigen Phase.

Gleichwohl schüttelt man in Frankfurter Bankenkreisen den Kopf über das „Kommunikationsdesaster“, das Weber mit seiner mehrtägigen Sprachlosigkeit angerichtet und durch das er sein Ansehen beschädigt habe. Weber selbst sagte am Samstag, er habe zu allererst seine Vorstandskollegen informiert. Erst danach wurde die Bundeskanzlerin am Mittwochvormittag in Kenntnis gesetzt. Die Öffentlichkeit allerdings erfuhr erst am Freitagnachmittag konkret von Webers überraschenden Rückzug und dies nicht von ihm selbst, sondern von Regierungssprecher Steffen Seibert.

Wer Webers Nachfolge antritt, will die Regierung kommende Woche entscheiden. Chancen haben Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret, Klaus Regling, Chef des Euro-Rettungsschirms und EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark. In Frankfurter Finanzkreisen wird zudem Merkels Wirtschaftsberater Jens Weidmann hoch gehandelt. Für den mit 42 Jahren noch recht jungen Experten spricht unter anderem, dass er schon Leiter der Abteilung Geldpolitik und monetäre Analysen in der Bundesbank war, bevor der Parteilose ins Kanzleramt ging. Das Argument, man müsse vorher im Vorstand der Notenbank gesessen haben, um an dessen Spitze aufzurücken, greift nicht: Auch Weber kam direkt von der Uni.

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