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A380-Krise: Bundesregierung setzt sich für deutsche Standorte ein

Angesichts der Krise beim europäischen Flugzeugbauer Airbus hat die Bundesregierung vor einseitigen Sparmaßnahmen an deutschen Standorten gewarnt.

Berlin/Hamburg - "Ich gehe davon aus, dass die unvermeidlichen Schritte zur Kostensenkung für alle Standorte ausgewogen erfolgen und gegebenenfalls Lasten fair verteilt werden", erklärte Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU). Am Donnerstag wollte Glos mit dem neuen Airbus-Chef Christian Streiff zusammentreffen. Der Konzernbetriebsrat von Airbus Deutschland machte Fehler der Geschäftsführung für die Verzögerungen bei der Auslieferung des neuen Großraumflugzeuges A380 verantwortlich.

Die Airbus-Muttergesellschaft EADS hatte am Dienstag zum dritten Mal die Auslieferungstermine für das größte Passagierflugzeug der Welt verschieben müssen. Im Schnitt müssen die Kunden damit nochmals ein Jahr länger auf den A380 warten. Wegen der Schwierigkeiten muss der europäische Rüstungs- und Luftfahrtkonzern nach eigener Einschätzung von 2006 bis 2010 Gewinneinbußen in Höhe von 4,8 Milliarden Euro hinnehmen. Das Unternehmen kündigte Spar- und Umbaumaßnahmen an, mit denen ab 2010 jährlich mindestens zwei Milliarden Euro eingespart werden sollten. Im Rahmen dieser Sparpläne wird derzeit laut Medienberichten erwogen, die Produktion des A380 am deutschen Airbus-Standort Hamburg zu beenden und im französischen Toulouse zu konzentrieren.

"Wesentliche Beiträge" von Bund und Ländern

"Eine solche Verlegung könnte die deutsche Politik nicht widerstandslos hinnehmen", sagte der CDU-Wirtschaftsexperte Laurenz Meyer der "Bild"-Zeitung. Der Erfolg von Airbus "hängt eng damit zusammen, dass hier die Europäer zusammen etwas auf die Beine gestellt haben", fügte er im Gespräch mit N24 hinzu. Der Flugzeugbauer dürfe kein französisches Unternehmen werden.

Der Grünen-Wirtschaftsexperte Matthias Berninger drohte laut "Bild"-Zeitung sogar mit der Rückforderung staatlicher Finanzhilfen: "Das Unternehmen sollte bei fairer Arbeitsteilung bleiben, statt Probleme durch Missmanagement beim A380 auf Hamburg abzuwälzen." Ansonsten solle die Stadt prüfen, ob sie EADS ihre erheblichen Vorleistungen in Rechnung stellen kann.

Bund und Länder hätten in den vergangenen Jahrzehnten "wesentliche Beiträge zur Erfolgsgeschichte von Airbus geleistet", erklärte Glos. Die Fortsetzung des Engagements sei aber nur dann vertretbar, "wenn ein ausgewogenes Gesamtkonzept zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit realisiert wird." Frankreichs Regierung schaltete sich ebenfalls in die Debatte ein: EADS und Airbus müssten alles tun, um die Arbeitsplätze zu erhalten, sagte Premier Dominique de Villepin.

Lufthansa fordert Entschädigung

Die IG Metall Küste und der Konzern- und Gesamtbetriebsrat von Airbus Deutschland warfen der Airbus-Geschäftsführung realitätsferne Vorgaben für das A380-Programm vor. Warnungen der Arbeitnehmervertreter habe die Airbus-Führung in Toulouse ignoriert, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.

Die ersten A380-Kunden denken inzwischen laut über Abbestellungen nach. Die australische Fluggesellschaft Qantas teilte mit, sie habe "eine neue Untersuchung des Bedarfs im Lichte des neuen Zeitplans von Airbus" begonnen. Die britische Fluggesellschaft Virgin Atlantic, die sechs A380-Flugzeuge bestellt hatte, will in der kommenden Woche die Entscheidung nochmals überdenken. Thai Airways drohte, bei neuen Verzögerungen seine A380-Bestellung mit Flugzeugen des Airbus-Konkurrenten Boeing ersetzen zu wollen.

Die Lufthansa verhandelt nach Angaben einer Sprecherin mit Airbus über Entschädigungen. Die Kranich-Airline bestellte zudem vorsorglich fünf Airbus-Maschinen vom Typ A330. Singapore Airlines teilte mit, es werde von Airbus Entschädigungen für die Verzögerung der Lieferung erhalten.

Die Krise bei Airbus ließ auch die EADS-Aktie fallen. In Paris verlor das Papier zum Handelsauftakt über zehn Prozent auf 20,23 Euro, um 14:30 Uhr stand das Papier mit 21,43 Euro noch 5,4 Prozent im Minus. (tso/AFP)

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