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Wirtschaft: Call-Center in Brandenburg gefährdet

Die Telekom verspricht, keine Arbeitsplätze zu streichen – doch Verdi ist skeptisch

Berlin - Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi befürchtet, dass die Deutsche Telekom ihre Call-Center in Potsdam und Frankfurt an der Oder schließen will. Das Call-Center in Berlin könnte jedoch von den Sparmaßnahmen verschont bleiben. Bundesweit betreibt der Bonner Konzern in rund 60 Städten Call-Center zur Betreuung der Kunden. Am Sonntag hatte die Telekom bekannt gegeben, kleinere Call-Center in größere Standorte zu integrieren. Offenbar betrachtet die Telekom Standorte mit weniger als 400 Angestellten als nicht wettbewerbsfähig. Nach Angaben von Mike Döding, dem Fachbereichsleiter Telekommunikation von Verdi in der Region, haben die Call-Center in Potsdam und Frankfurt an der Oder weniger als 400 Beschäftige, das Call-Center in Berlin ist dagegen größer. Die Telekom will Einzelheiten zu den Sparplänen erst am Donnerstag bekannt geben. Bisher versicherte der Konzern nur, jedem betroffenen Mitarbeiter einen gleichwertigen Arbeitsplatz anzubieten und keine Stellen ins Ausland zu verlagern. Verdi befürchtet jedoch, dass etliche Mitarbeiter arbeitslos werden. „Viele Beschäftigte können es sich nicht leisten, in die größeren Städte zu pendeln“, sagte Döding.

Der Gewerkschafter kritisierte zudem den Trend zu einer immer stärkeren Konzentration: „Vor kurzer Zeit sagte die Telekom noch, es müssten mindestens 20 Mitarbeiter sein, dann 50, schließlich 200 und jetzt ist die Schwelle plötzlich bei 400.“ Auf dem Land sei die Telekom kaum noch vertreten. Döding kündigte an, sich auf jeden Fall gegen die Umstrukturierung zu wehren.

Die Telekom hat angekündigt, zunächst die betroffenen Kommunen über die Schließung von Standorten zu informieren. Bislang hat sich der Konzern jedoch weder in Potsdam noch in Frankfurt gemeldet. „Wir haben versucht, Informationen aus Bonn zu erhalten, aber wurden auf Donnerstag vertröstet“, sagte Sven Heseker, Sprecher der Frankfurter Stadtverwaltung.

Insgesamt arbeiten in den 60 Call-Centern der Telekom 18 000 Menschen. Wie viele Mitarbeiter von der Umstrukturierung betroffen sein werden, wollte die Telekom noch nicht sagen. Der Konzern hat in Brandenburg in den vergangen Jahren bereits viele Stellen abgebaut. Laut Verdi arbeiteten beispielsweise in Cottbus 1995 noch 2800 Menschen. Mittlerweile wurde das Call-Center an Bertelsmann verkauft und bietet nur noch etwa 200 Jobs. In Frankfurt verkleinerte die Telekom die Belegschaft von 2000 auf unter 400. Andere Standorte schloss sie komplett. Insgesamt hat das Unternehmen seit der Privatisierung rund 120 000 Stellen gestrichen. Frederic Spohr

Frederic Spohr

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