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Wirtschaft: Chinese kauft Flughafen Parchim

Unternehmer will 100 Millionen Euro investieren und 1000 neue Jobs schaffen

Parchim - Die mecklenburgische Kleinstadt Parchim war bislang nicht als Mekka der Investoren bekannt. Doch das soll sich ändern: Für 30 Millionen Euro will der chinesische Millionär Pang Yuliang, Chef der Firma Link Global Logistics, den gesamten Flughafen der Kleinstadt 50 Kilometer östlich von Schwerin übernehmen. Nach Angaben des Finanzdezernenten des Landkreises Parchim, Helmut Kresch (CDU), sind zusätzlich Investitionen von rund 70 Millionen Euro geplant. Die Startbahn soll verlängert und ein neuer Tower gebaut werden.

Für die dünnbesiedelte Region zwischen den Metropolen Berlin und Hamburg wäre das chinesische Engagement im Erfolgsfall ein Glücksgriff. Die Arbeitslosenquote liegt bei 18 Prozent. Bislang hoben in Parchim nur sporadisch Fracht- und Ferienflieger ab. Die Übernahme durch die Chinesen könnte der Region über 1000 Arbeitsplätze bringen, hofft Finanzdezernent Kresch. Für die Chinesen sei dies „die untere Grenze“. Gebraucht würden Flughafenpersonal, Produktionsarbeiter und Lastwagenfahrer, die die chinesischen Produkte ausliefern sollen.

Anfangs sollen täglich zwei Frachtflieger von der 3000 Meter langen Piste starten, später bis zu 15 Maschinen der Link Global Logistics. In Parchim dürfen die Flieger immer noch rund um die Uhr landen, was als Standortvorteil gilt. Ob die Stadt mit den Flughäfen in Hamburg und Berlin zusammenarbeiten wird, konnte Parchims Finanzdezernent nicht sagen.

Die Chinesen wollen Parchim nicht nur als Frachtdrehkreuz nutzen, sondern im angrenzenden Gewerbegebiet auch ein Tanklager und Hallen unter anderem für die Endfertigung von Textilien, Elektroartikeln und möglicherweise auch für Motorräder und Autos errichten. Obwohl die Privatisierung des einst größten sowjetischen Militärflugplatzes in der DDR seit 1990 mehrfach scheiterte, ist Finanzmann Kresch sicher, „dass Pang es ernst meint“.

Link Global Logistics muss bis Mitte Juli den Kaufpreis überweisen und eine 15 Millionen Euro Bürgschaft hinterlegen, um den Betrieb des Flughafens notfalls bis 2010 abzusichern. Die Übernahme zum 1. Juli muss formal noch vom Schweriner Innenministerium genehmigt werden.

Die Chinesen, die vor allem im Bereich Luft- und Seefracht weltweit engagiert sind, planen für den Airport rund 150 Kilometer nordwestlich von Berlin auch Passagierflüge nach China. Einmal wöchentlich ist ein Flug nach Zhengzhou in der zentralchinesischen Provinz Henan vorgesehen, wo acht Millionen Chinesen leben.

Bund und Land hatten seit 1992 über 55 Millionen Euro an Fördergeldern ausgegeben, um den Flugplatz zu sanieren und auszubauen. Dennoch war seine Privatisierung bislang gescheitert. Zuletzt versuchte sich die britische Wiggins Group am Betrieb des Flughafens. Sie blieb aber Teile des Kaufpreises schuldig, so dass der Landkreis 2005 die Anlage übernahm. Seitdem wurde der Betrieb mit rund zwei Millionen Euro im Jahr bezuschusst.

Pang ist nicht der erste Chinese, der sich im Landkreis Parchim engagieren will. Vor zehn Jahren hatte eine chinesische Bleistift-Fabrik im nahen Neustadt-Glewe eröffnet. Sie musste aber nach wenigen Monaten geschlossen werden. Die Investitionsfördergelder wurden zurückgezahlt.

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