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© dpa

Machtkampf: Continental: Am Ende gehen beide

Im Machtkampf um die Führung der Continental AG zeichnet sich kurz vor der entscheidenden Aufsichtsratssitzung am Mittwoch ein Kompromiss ab. Neben Vorstandschef Neumann muss wohl auch der Conti-Aufsichtsratsvorsitzende Koerfer abtreten

Zwar will Großaktionär Schaeffler bei der Sitzung weiterhin den Vorstandsvorsitzenden Karl-Thomas Neumann ablösen und durch den Schaeffler-Mann Elmar Degenhart ersetzen. Allerdings sind die Schaefflers wohl im Gegenzug bereit, ihren Vertrauten Rolf Koerfer als Conti-Aufsichtsratsvorsitzenden abzulösen. Zudem könnte ein Conti-Mann neuer Finanzvorstand werden, hieß es. Laut früheren Plänen sollte eigentlich Schaeffler-Finanzvorstand Klaus Rosenfeld den Posten in Personalunion mit übernehmen.

In den vergangenen Tagen war der Machtkampf zwischen Conti und seinem Großaktionär Schaeffler weiter eskaliert, nachdem vor zehn Tagen eine Aufsichtsratssitzung äußerst turbulent verlief. Großaktionär Schaeffler und die Kapitalseite wollten damals schon Neumann absetzen, doch die Arbeitnehmervertreter waren dagegen. Nun steht am Mittwoch der zweite Versuch an.

Umstritten war zuletzt vor allem die Frage, ob eine Abwahl Neumanns gegen die Investorenvereinbarung zwischen Conti und Schaeffler verstößt. Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), der bereits vor einem Jahr als Überwacher oder Garant der Investorenvereinbarung gewonnen wurde, hatte Koerfer bis zum gestrigen Montag eine Frist zur Beantwortung diverser Fragen gesetzt. In Unternehmenskreisen hieß es am Montagnachmittag, dass Schröder nach Ablauf der Frist nicht aktiv geworden sei, deute auf einen Kompromiss kurz vor der entscheidenden Sitzung hin. Wie es in Conti-Kreisen hieß, „mussten sich alle Seiten stark bewegen“. Es sei eine „Kompromisslinie“ gefunden, erfuhr der Tagesspiegel aus Aufsichtsratskreisen, doch sei es keineswegs sicher, ob dieser Kompromiss auch tatsächlich am Ende der Aufsichtsratssitzung stehen werde.

„Eine einigermaßen friedliche Gesamtlösung ist wichtig für die Zukunft beider Unternehmen“, hieß es im Umfeld der Konzerne. Das Opfer der Schaefflers, also des Conti-Hauptaktionärs, heißt dabei Rolf Koerfer. Der Anwalt war von Anfang an nicht unumstritten, da er ein Vertrauter der Familie Schaeffler ist. Zudem musste Koerfer nach der chaotischen Aufsichtsratssitzung Ende Juli viel Kritik einstecken. Im Umfeld der Verhandlungen hieß es am Montag, Koerfer habe den Aufsichtsratsvorsitz ohnehin nicht langfristig übernehmen wollen.

Auch Conti-Aufsichtsrat Hans-Olaf Henkel wies in einem Gespräch mit der „FAZ“ darauf hin, dass Koerfer schon bei seinem Amtsantritt gesagt habe, dass er „diese Aufgabe nicht auf ewig übernimmt“. Laut Branchenkreisen könnte Koerfer den Aufsichtsratsvorsitz spätestens im September abgeben. Bei der Bestellung des Vorstandsvorsitzenden setzt Schaeffler voraussichtlich seinen Kandidaten durch. „Es gibt keinen Zweifel daran, dass das Degenhart wird“, hieß es in Industriekreisen. Es gebe für Schaeffler keinen Grund, von ihm abzurücken. Er bringe das notwendige Rüstzeug mit und sei auch in Hannover auf positive Resonanz gestoßen. Am heutigen Dienstag treffen sich die beiden „Bänke“ im Conti-Aufsichtsrat, also die Arbeitnehmer- und die Kapitalvertreter, jeweils separat zu Vorgesprächen. Bereits in den vergangenen Tagen soll es am Telefon jede Menge Abstimmungsgespräche gegeben haben. Der niedersächsische IG- Metall-Chef Hartmut Meine, der auch im Aufsichtsrat sitzt, brach wegen des Theaters an der Conti-Spitze sogar seinen Urlaub ab.

Wenn dann die Personalfragen geklärt sind, kann weiter an der Struktur des künftigen Schaeffler/Conti-Konzerns unter einem Holdingdach gearbeitet werden. Darunter fällt dann der fusionierte Bereich Autozulieferung von beiden Firmen, die Conti-Reifensparte sowie das Industriegeschäft von Schaeffler. alf/HB

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