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EY schickte in Düsseldorf am Donnerstag vergangener Woche rund 1500 Mitarbeiter nach Hause.

© Martin Gerten/dpa

Covid-19 in Unternehmen: Diese Firmen haben mit Corona infizierte Mitarbeiter gemeldet

Deutschlandweit sind tausende Arbeitnehmer nach Hause geschickt worden, weil ein Kollege positiv auf das Virus getestet wurde. Es trifft immer mehr Branchen.

Die Coronavirus-Epidemie greift in Deutschland um sich. Die Zahl der bestätigten Infektionen erreichte nach Angaben des Robert Koch Instituts am Dienstag 188. Die meisten Fälle gibt es weiterhin in Nordrhein-Westfalen, wo inzwischen 101 Erkrankte bekannt sind. Neben Kitas und Schulen ist das Virus auch in Unternehmen angekommen. Um den Ausbruch abzumildern, schicken die Firmen ihre Mitarbeiter ins Homeoffice oder schließen ganze Standorte. Folgende Unternehmen haben infizierte Mitarbeiter gemeldet:

Wirecard

Bei dem Dax-Konzern ist ein Beschäftigter positiv auf das Covid-19-Virus getestet worden. Zudem ist ein Mitarbeiter eines externen Dienstleisters daran erkrankt. Beide Personen würden derzeit in Krankenhäusern behandelt, teilte das Unternehmen aus Aschheim bei München mit. 20 Mitarbeiter, die in den vergangenen 14 Tagen Kontakt mit den Infizierten hatten, bleiben bis auf weiteres zu Hause. Sämtliche Angestellte könnten auf freiwilliger Basis im Homeoffice arbeiten. Wirecard betonte, die Aktionen hätten keine Auswirkungen auf den laufenden Betrieb, da dieser durchgängig digitalisiert sei. Es sei auch nicht davon auszugehen, dass die Viruserkrankung nachhaltig negativ das Geschäft belaste.

BMW

Ein Mitarbeiter des Forschungs- und Entwicklungszentrums (FIZ) von BMW in München wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers befinden sich nun rund 150 seiner Kollegen für zwei Wochen zu Hause in Quarantäne.

DMG Mori

Der Werkzeugmaschinenbauer hat am Montag nach einer Corona-Erkrankung eines Mitarbeiters am Standort Pfronten das Werk für zunächst zwei Werktage geschlossen. Alle Mitarbeiter sollen bis einschließlich Dienstag zu Hause bleiben. Der Konzern beschäftigt 1600 Menschen an dem bayerischen Standort.

ProSiebenSat1

Beim dem Fernsehsender wurde am Düsseldorfer Standort ein Mitarbeiter positiv getestet. Nach Angaben einer Sprecherin wurden die Kontaktpersonen ausgemacht und daraufhin deutschlandweit 200 Mitarbeiter vorsorglich ins Homeoffice geschickt.

Aixtron

Ende Februar wurde ein Beschäftigter des Chipanlagenbauers am Hauptsitz bei Aachen positiv auf Corona getestet. Das Management schickte die Mitarbeiter, die mit ihm Kontakt hatten, ins Homeoffice. Der Fachbereich wurde desinfiziert. Der Geschäftsbetrieb ging Firmenangaben zufolge ohne Einschränkung weiter.

Ernst & Young

Die Unternehmensberatung EY schickte am Donnerstag 1500 Mitarbeiter am Standort Düsseldorf nach Hause, nachdem ein Mitarbeiter positiv getestet worden war. Die Büros wurden inzwischen großflächig desinfiziert, bestätigte ein Sprecher nun. Die meisten Angestellten können bald wieder zurück an ihren Arbeitsplatz. 15 Personen, die näheren Kontakt mit dem Infizierten hatten, bleiben vorerst in Quarantäne.

Webasto

Ende Januar meldete der Autozulieferer in Stockdorf bei München die ersten Fälle von Corona-Infektionen in Deutschland. Mehrere Mitarbeiter hatten sich bei einer chinesischen Seminarleiterin angesteckt. Der Hersteller von Cabriodächern und Sitzheizungen schloss daraufhin seine Firmenzentrale südwestlich von München für rund zwei Wochen. Mehr als 1000 Beschäftigte arbeiteten von zuhause, 180 Beschäftigte wurden getestet. Insgesamt infizierten sich acht Mitarbeiter und vier Familienmitglieder, alle haben das Krankenhaus inzwischen verlassen.

Deutliche Folgen für die Flugwirtschaft und Modebranche

Mehrere Airline-Chefs berichteten bei einem Branchentreffen am Dienstag von einem starken Rückgang der Buchungszahlen. „Es ist klar, dass wir noch nicht die vollen Auswirkungen von Covid-19 erkennen können“, sagte Air-France-KLM-Vorstand Benjamin Smith.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr erklärte, „die Situation ist sehr dynamisch“. Derzeit blieben wegen der Viruskrise rechnerisch 23 von 200 Langstreckenmaschinen am Boden. „Die Aussichten hängen sehr von der Entwicklung in Europa in den nächsten Tagen ab.“ Derzeit rechnet der Konzern damit, sein Angebot auf Kurz- und Mittelstrecken in den nächsten Wochen um 25 Prozent zu reduzieren. Ryanair-Chef Michael O'Leary erwartet eine sehr schwache Nachfrage „in den nächsten zwei, drei Wochen“. Wenn sich die Infektionswelle dann nicht verstärke, würden die Menschen irgendwann genug von den Warnungen haben: Im Juni und Juli „wird das Paniklevel sinken“, lautete O'Learys Prognose.

Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) beobachtet dramatische Folgen für die gesamte Branche, nicht nur Fluggesellschaften. Er fordert daher finanzielle Hilfe vom Bund. „Um die Branche und ihre drei Millionen Mitarbeiter und mehreren Hunderttausend meist mittelständischen Unternehmen zu stützen, muss die Tourismuswirtschaft zwingend Teil eines Konjunkturprogramms der Bundesregierung sein“, sagte BTW-Präsident Dr. Michael Frenzel. Unmittelbar notwendig sei es zudem, die Kriterien für Liquiditätshilfen betroffener Betriebe deutlich zu vereinfachen.

Und auch wenn die Schaufenster der Innenstädte noch unverändert aussehen, dürfte auch der Modehandel die Auswirkungen des Virus mitbekommen. Nach einer Umfrage des Modeverbandes Deutschland GermanFashion rechnen zwei Drittel der im Verband zusammengeschlossenen Hersteller spätestens mit den Herbst- und Winterkollektionen mit steigenden Beschaffungspreisen. Die Kleidungsstücke werden ab Juni geliefert. Mehr als die Hälfte erwartet Verzögerungen. Ein Drittel geht sogar von Stornierungen aus. Verbandspräsident Gerd Oliver Seidensticker hofft allerdings, dass die Verbraucher „angesichts der Fülle des Angebots“ die Probleme kaum merken. Gemessen am Einfuhrwert stammt rund ein Viertel der Modeimporte Deutschlands aus China. Dort arbeiteten zuletzt weniger als ein Drittel der Textilbetriebe mit voller Belegschaft. (dpa/rtr/mum)

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