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Wirtschaft: Daimler-Chrysler will Smart gesundsparen

Absatz steigt und Verlust sinkt, schwarze Zahlen aber erst 2007/Einführung des nächsten Modells in den USA noch offen

Göppingen/Frankfurt am Main - Zwei Monate nach der Vorlage eines drastischen Sparprogramms hat die Kleinwagenmarke Smart eine rasche Wende in Aussicht gestellt. Trotz schwacher Konjunktur will die defizitäre Daimler-Chrysler-Tochter im laufenden Jahr den Verlust verringern, sagte der neue Smart- Chef Ulrich Walker am Montag in Uhingen bei Stuttgart. „Im nächsten Jahr wollen wir den Verlust gegenüber den ursprünglichen Plänen vor dem Sparprogramm sogar halbieren.“ Daimler hatte bislang lediglich angekündigt, dass Smart 2007 wieder schwarze Zahlen schreiben soll. Im vergangenen Jahr fuhr Smart ein Minus von gut 500 Millionen Euro ein.

Daimler-Chrysler will die Kleinwagentochter mit einem rigiden Sparprogramm sanieren. Erst einmal kostet die Restrukturierung allerdings Geld: Die Smart-Sanierung verursachte in der Mercedes Car Group – zu der Mercedes, Smart und Maybach gehören – im ersten Quartal mit 954 Millionen Euro den höchsten Verlust der Firmengeschichte. Mercedes-Chef Eckhard Cordes hatte 800 Millionen Euro des 1,2 Milliarden Euro teuren Sanierungsprogramms in den ersten drei Monaten verbucht.

Smart-Chef Walker kündigte am Montag frühestens für 2006 die Entscheidung an, ob Smart mit der nächsten Generation des Zweisitzers Fortwo, der 2007 auf den Markt kommt, den Sprung in die Vereinigten Staaten wagen wird. „Ihn wirklich in den USA anbieten werden wir nur, wenn wir damit Geld verdienen.“ Der zurzeit gebaute Smart Fortwo entspricht nicht den in den USA geltenden technischen Normen.

Trotz des schwierigen Marktumfeldes steigt der Absatz. In den ersten fünf Monaten wurden 60800 Smart verkauft (plus 24,3 Prozent), die Zahlen sind jedoch verzerrt, da der Forfour erst im April 2004 auf den Markt kam. Die Auto-Analysten der WestLB erwarten insgesamt rund 160000 Neuzulassungen in diesem Jahr nach 140000 in 2004. Mercedes verkaufte in den ersten fünf Monaten 402000 Autos, 28000 weniger als im Vorjahreszeitraum.

Die Marke Smart braucht rasch mehr Volumen, um zu einem wirtschaftlichen Erfolg zu werden. Im Gegensatz zum Zweisitzer, der nach Worten von Mercedes-Chef Eckhard Cordes einen positiven Beitrag leistet, ist Daimler von der Gewinnschwelle beim Forfour noch weit entfernt. Dafür müsste Smart mindestens 90000 Viersitzer verkaufen. Im vergangenen Jahr waren es nicht mal 60000. Das Sanierungsprogramm soll das Ergebnis innerhalb der nächsten zwei Jahre um rund 600 Millionen Euro steigern und die Fixkosten um 30 Prozent senken. Der Abbau von zunächst 700 der knapp 2200 Stellen, weniger Modelle und deutlich reduzierte Fixkosten sollen dafür sorgen, dass die Marke erstmals seit dem Start im Jahr 1998 profitabel wird. Das Geschäftsmodell basiert künftig allein auf dem „Ur-Smart“ Fortwo sowie dem Viersitzer Forfour. Seit der Gründung vor sieben Jahren hat Daimler Schätzungen zufolge rund 2,6 Milliarden Euro in Smart investiert. Unterdessen teilte am Montag eine Sprecherin von Dow Jones mit, dass Daimler-Chrysler künftig nicht mehr im Dow Jones Global Titans 50 Index gelistet wird. Umsatz, Gewinn und Börsenwert seien zu mager, um weiter zu den größten 50 börsennotierten Unternehmen zu gehören. Neben Daimler wird auch die US-Firma Eli Lilly aus dem Titanen-Index genommen, dafür rücken die Ölfirma Conoco Philips (USA) und die spanische Telefonica auf. In dem Index, der vor allem symbolische Bedeutung hat, wird künftig mit Siemens nur noch ein deutsches Unternehmen vertreten sein. HB

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