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ch Finger weg. Ein mit selbststeuernder Technik ausgerüsteter Jeep bewegt sich von allein. Der Fahrer übernimmt nur das Steuer, wenn er Lust dazu hat, und kann sich anderen Dingen widmen. Die „Freude am Fahren“ wird neu definiert.

© picture alliance / dpa

Das Auto der Zukunft: Gemeinsam im Robocab

Roland Berger hat sich die Zukunft der Autoindustrie angeschaut: Autonomes Fahren wirbelt die Branche durcheinander.

Als in der Führungsspitze von VW über einen möglichen Einstieg ins Carsharing diskutiert wurde, griff Martin Winterkorn ein. „Wir wollen Autos verkaufen und nicht verleihen“, blaffte der Vorstandsvorsitzende seine Manager an. Schluss mit der Debatte.

Der kleine Vorfall liegt ein paar Jahre zurück, Winterkorn ist inzwischen in Rente und in der Autoindustrie bahnen sich gravierende Veränderungen an. „Werden heute noch über 70 Prozent der weltweit gefahrenen Kilometer mit Privatfahrzeugen zurückgelegt, so werden in den kommenden zehn Jahren Carsharing- und Mitfahrmodelle einen immer größeren Anteil haben“, schreibt die Beratungsfirma Roland Berger in einer Studie über die „Automobilindustrie im Wandel“. Die Berater wollen herausgefunden haben, dass bis 2030 „autonom fahrenden Taxis, so genannte Robocabs, auf knapp 30 Prozent zunehmen“. Gleichzeitig würden nur noch 45 Prozent aller Fahrten im privaten Pkw zurückgelegt. Die berühmte „Freude am Fahren“, ein langjähriger BMW-Slogan, „tritt immer stärker in den Hintergrund“.

Die USA erlauben den Computer am Steuer

Nachdem die Verkehrssicherheitsbehörde der USA jüngst den Computer als möglichen Fahrer zugelassen habe, sei der Trend zum selbstfahrenden Auto nicht mehr zu stoppen. Wer indes keine Freude am Fahren empfindet, der braucht auch kein Auto. „Robocabs werden sich deshalb in den Großstädten sukzessive als kostengünstige und bequeme Alternative zum eigenen Auto etablieren“, glauben die Berger-Berater. Für die deutschen Autohersteller, die mit BMW, Mercedes, Audi und Porsche den Weltmarkt in der Premiumklasse dominieren und mit dem Mehrmarkenkonzern Volkswagen den zweitgrößten Hersteller der Welt stellen, könnte das dramatische Folgen haben. „Die margenträchtigsten Geschäftsmodelle finden sich künftig im Bereich der Mobilitätsdienstleistungen“, glaubt Wolfgang Bernhart, Partner von Roland Berger und Studienautor.

Berger warnt vor "Silodenken"

Das Auto, mit dem die deutschen Konzerne im vergangenen Jahr einen zweistelligen Milliardengewinn erwirtschafteten, wird demnach unwichtiger. „Statt Produktinnovation steht Prozessinnovation im Mittelpunkt.“ Und der Gewinnanteil der Autohersteller könnte sich bis 2030 ebenso halbieren wie bei den Zulieferern. „Sicher ist allerdings, dass die traditionellen Automobilhersteller nicht mehr allein auf dem Markt sein werden“, schreibt Berger. Tatsächlich beschäftigen sich die großen Internetkonzerne aus den USA mit der Entwicklung fahrerloser Fahrzeuge. Die Berger-Strategen warnen nun die deutschen Automanager vor einem „Silodenken“, mit dem sie ihre tradierten Geschäftsmodelle fortzusetzen versuchten. „Kooperative Geschäftsmodelle“ seien gefragt und eine stärkere Kundenorientierung, beispielsweise durch neue Apps für umfassende Mobilitätsangebote. Schließlich seien auch Strukturen und Arbeitsprozesse in den Fabriken der Autohersteller überholt. „Weg von starren, hierarchisch geprägten Strukturen hin zu einer Kultur, die auch für Digital Natives attraktiv ist“ – so stellen sich die Berger-Leute die Zukunft vor.

Lastwagen fahren als Platoon - eng nacheinander

Autos ohne Fahrer wird es vermutlich schon bald geben – aber Lastwagen? Theoretisch ist auch das möglich, aber der Sicherheitsaufwand ist deutlich höher. Als Zwischenschritt haben die Lkw- Hersteller „Platooning“ ausgemacht: Die Lastwagen fahren mit Hilfe von technischen Assistenzsystemen eng hintereinander; das erste Fahrzeug gibt Geschwindigkeit und Fahrtrichtung vor, über Car-to-Car-Kommunikation werden die erforderlichen Steuerbefehle zu den nachfolgenden Fahrzeugen geschickt. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) startete am Montag ein entsprechendes Pilotprojekt bei der VW-Tochter MAN und sprach dabei von einer „Symbiose aus Automatisierung und Vernetzung“. Der Verkehr werde sicherer und flüssiger.

Dieser teilautomatisierte Lkw-Verkehr wird von der niederländischen Regierung im Rahmen ihrer EU-Präsidentschaft gefördert. Auch aus Umweltgründen: Da die Lkw eng nacheinander und damit im Windschatten fahren, lassen sich Dieselverbrauch und CO2-Emissionen um bis zu zehn Prozent reduzieren.

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