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Die Hauptstadt ist bundesweit Spitze beim Wachstum der Wirtschaft. Und auch für die nächsten Monate sieht es für Berlin gut aus - nicht nur wenn man vom Teufelsberg auf die Skyline schaut.

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Wirtschaft im Bundesvergleich: Das Wachstumswunderland Berlin

Die Hauptstadt ist bundesweit Spitze beim Wachstum der Wirtschaft. Und auch für die nächsten Monate sieht es für Berlin gut aus.

Das sonst so starke Bayern schafft es nur bis ins Mittelfeld, Baden-Württemberg schneidet noch schlechter ab – mit einem Minuswert. Ein Schwergewicht wie Nordrhein-Westfalen steht sogar ausgesprochen schlecht da. Und Berlin? Die Hauptstadt erreicht den Spitzenplatz, zusammen mit Hamburg.

Das ist überraschend – denn es geht ums Wirtschaftswachstum. Im ersten Halbjahr stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Berlin um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. So gut schnitt kein anderes Bundesland ab, wie das Statistikamt Berlin-Brandenburg am Dienstag mitteilte. Entsprechend war die Entwicklung in den alten Ländern (minus 0,3 Prozent) und in den neuen Ländern (minus 1,0 Prozent) weitaus dürftiger. Bereits 2012 hatte Berlin die übrigen Länder beim BIP überflügelt. „Berlin hat seinen Wachstumskurs trotz international schwieriger konjunktureller Lage beibehalten“, freute sich der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). „Dies bestätigt die hohe Wettbewerbsfähigkeit unserer hiesigen Unternehmen.“

Erneut war vor allem der Dienstleistungsbereich die Stütze des Aufschwungs in Berlin – also Handel, Verkehr, Gastgewerbe sowie Unternehmensdienstleister. Acht von zehn in der Stadt erwirtschafteten Euro gehen auf das Konto dieser Branchen. Dieses Plus glich das Minus aus, das die Industrie und der Bau im ersten Halbjahr melden mussten.

Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer ist zuversichtlich

Auch für den Rest des Jahres ist Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) zuversichtlich. Bei den Dienstleistungen werde es weiterhin „robustes Wachstum“ geben, Tourismus, Gesundheitswirtschaft oder die Informations- und Kommunikationstechnologien entwickelten sich positiv, sagte sie dem Tagesspiegel. „In der Industrie ist die Lage noch gedämpft. Hellt sich das außenwirtschaftliche Umfeld wieder auf und legen die Investitionen zu, dürften auch von Berlins Industrie weitere Impulse ausgehen." Für das Gesamtjahr rechnet Yzer mit einem Plus von rund 1,2 Prozent

Ein Schweißer im Blaumann arbeitet an einem Rohr, Funken sprühen.
Der Funke springt über. Die Industrie hofft wieder, denn Europas Krise geht zu Ende.

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Auch die gesamte deutsche Wirtschaft erwartet, dass die Zeiten besser werden. Der Ifo-Index, der die Stimmung der Unternehmen abbildet, stieg im September erneut leicht von 107,6 auf 107,7 Punkte. „Die deutsche Wirtschaft ist mit Zuversicht in den Herbst gestartet“, erklärte Ifo-Konjunkturchef Kai Carstensen. Sein Institut ermittelt den wichtigsten deutschen Wirtschaftsindex per Umfrage unter 7000 Unternehmen. Es war der fünfte Anstieg in Folge, nun ist der Index auf dem höchsten Stand seit eineinhalb Jahren.

Firmen etwas weniger zufrieden

Während die Firmen etwas weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Lage waren, rechnen sie mit einer günstigeren Entwicklung in den kommenden Monaten. Die neue Bundesregierung, wahrscheinlich unter der Führung von Angela Merkel (CDU), kann also zum Start auf Rückenwind von der Konjunktur hoffen.

Für Alexander Koch von der Hypo-Vereinsbank belegen die Ifo-Zahlen, dass es der Industrie wieder besser geht. Dies sei eine Folge der sich stabilisierenden Nachfrage aus aller Welt. Dies werde zu einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum im dritten Quartal von 0,5 Prozent führen, erklärte er – das wäre etwas weniger als die 0,7 Prozent vom zweiten Quartal.

Vor allem die Rezession in Europa hatte die Industriefirmen getroffen. „Europa als Deutschlands wichtigster Exportmarkt ist nach einer sehr langen Durststrecke endlich auf dem Weg der Stabilisierung“, sagte der Chefvolkswirt der staatlichen Förderbank KfW, Jörg Zeuner. „Davon profitiert Deutschland.“ Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung etwa rechnet von nun an mit einer steten Aufwärtsentwicklung, auch wegen der über Jahre immer wieder aufgeschobenen Investitionen der deutschen Unternehmen.

Für das deutsche Handwerk kommt die Erholung allerdings zu spät – es setzt angesichts eines schwachen ersten Halbjahres ein Fragezeichen hinter die Prognose für 2013. „Um 2013 noch die erwartete schwarze Null zu erreichen, ist im zweiten Halbjahr ein anhaltender kräftiger Aufschwung erforderlich“, sagte Holger Schwannecke, Generalsekretär beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Der Umsatz war in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent zurückgegangen. Vor allem das Kraftfahrzeug-Gewerbe hatte sich schwach entwickelt. (mit dpa)

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