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Datenschutz: Magazin: Bahn schnüffelte 1000 Mitarbeiter aus

Spitzelskandal bei der Bahn? Das Unternehmen spähte angeblich 1000 Mitarbeiter aus. Vor einem halben Jahr war noch von gut 40 Fällen die Rede gewesen.

Die Deutsche Bahn hat in den vergangenen Jahren angeblich in großem Stil Mitarbeiter ausforschen lassen. Das berichtet der "Stern". Davon seien mehr als 1.000 Personen betroffen gewesen, darunter ein Großteil des oberen Managements, berichtet das Magazin am Donnerstag.

Nach den Skandalen bei Lidl und der Deutschen Telekom müsse sich auch die Bahn massiven Vorwürfen von Datenschützern stellen, heißt es. Der Konzern habe die Ermittlungsaktionen und mögliche Probleme beim Datenschutz eingeräumt. Ein Vergleich mit Datenschutzskandalen wie bei der Telekom sei jedoch "völlig falsch und abwegig".

Korruptionsbekämpfung?

Das Magazin beruft sich auf interne Auftragsunterlagen: In allen Fällen sei die Network Deutschland GmbH aktiv gewesen, dieselbe Detektei, die auch bei der Telekom für Spitzeldienste eingesetzt wurde. Die Konzernrevision der Bahn habe Network zuletzt 2007 beauftragt. Die Aktionen liefen dem Bericht zufolge im Namen der Korruptionsbekämpfung. Unter anderem wurde demnach geprüft, ob Top- Manager oder Ehepartner außerhalb des Unternehmens wirtschaftlich engagiert waren. Dies sei ohne konkrete Verdachtsmomente erfolgt.

Der zuständige Datenschutzbeauftragte von Berlin, Alexander Dix, sagte dem "Stern": "Wir haben bei der Bahn erhebliche Verstöße gegen das Bundesdatenschutzgesetz festgestellt." Die Behörde prüfe, ob das Unternehmen ein Bußgeld zahlen und ob die Staatsanwaltschaft eingeschaltet werden müsse.

43 Fälle eingeräumt

Bereits vor einem halben Jahr hatte sich die Bahn vehement gegen Vorwürfe gewehrt, illegale Daten von Network Deutschland bezogen zu haben. Das "Handelsblatt" hatte damals berichtet, dass sich die Arbeiten des Subunternehmens für die Telekom und Bahn bis ins Detail glichen. Die Bahn räumte ein, von 1998 bis 2007 mit Network zusammengearbeitet zu haben. Es soll sich um 43 Fälle gehandelt haben, die Aufträge seien im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität und Korruption von der Konzernrevision vergeben worden.

Die neuen Vorwürfe wies die Deutsche Bahn zurück. Die vom "Stern" beschriebene Überprüfungen von Führungskräften im Zuge der Korruptionsbekämpfung seien der Öffentlichkeit seit Juni 2008 bekannt, sagte der Antikorruptionsbeauftragte der Bahn, Wolfgang Schaupensteiner, am Mittwoch in Berlin. "Es gibt keine neuen Fälle, keinen neuen Sachstand", fügte er hinzu. (td/dpa)

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