Opel kommt nicht zur Ruhe. Wieder einmal geht es bei dem Autohersteller in der Dauerkrise um das große Ganze: An diesem Mittwoch tritt der Aufsichtsrat in Rüsselsheim zusammen. Beschlüsse werden zwar nicht erwartet. Insidern zufolge dürfte aber ein Thema ganz oben auf der Tagesordnung der Sitzung stehen: ein Geschäftsplan, der neue, drastische Einsparungen vorsieht. Es geht um die Schließung des Werks in Bochum mit 3000 Mitarbeitern, um den Verzicht auf Zuschläge, Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Das Ziel der Operation: Opel soll endlich profitabel arbeiten. Trotz aller Sanierungsbemühungen der Konzernmutter General Motors (GM) ist dies bislang nicht gelungen – warum nicht?
HOHE KOSTEN
Obwohl GM in Europa gerade erst 8000 von 48 000 Stellen gestrichen und das Werk in Antwerpen geschlossen hat, sind die Fabriken nicht ausgelastet. In den Werken Eisenach und Rüsselsheim läuft die Produktion mangels Nachfrage gedrosselt. Weil die Fixkosten aber gleich bleiben, hat Opel ein Problem. Autohersteller, die bei einer Kapazitätsauslastung von weniger als 90 Prozent produzieren, rutschen nach Expertenmeinung in die Verlustzone. Denn die Kapitalkosten für Maschinen und Anlagen sinken nicht. Hinzu kommt: „Das inflexible Opel-Produktionssystem treibt die Verkaufskosten über taktische Zulassungen weiter in die Höhe“, schreibt der Duisburger Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer. Um seine Fahrzeuge loszuwerden, habe Opel allein im vierten Quartal 2011 rund 42 Prozent aller neuen Fahrzeuge als Hersteller- und Händlerzulassungen mit hohen Preisabschlägen verkauft. Um effizienter zu werden, hat GM jüngst eine Allianz mit dem französischen Autobauer PSA Peugeot Citroën angekündigt. Beobachter fürchten, dass PSA davon mehr hat als Opel.

SCHWACHER MARKT
Die GM-Tochter ist auf den europäischen Markt angewiesen – und der ist im Vergleich zu Asien und den USA besonders schwach. Der deutsche Autoverband VDA schließt nicht aus, dass 2012 in Europa weniger Pkw als im Vorjahr verkauft werden. Im Februar sanken die Absatzzahlen in Westeuropa um zehn Prozent. Opel hat in den vergangenen Jahren stetig Marktanteile verloren – auch, weil viele Autokäufer unsicher sind, wie es mit der Marke in Zukunft weitergeht. Im Februar trugen nur gut sieben Prozent aller deutschen Neuzulassungen den Opel-Blitz. Zum Vergleich: VW kam auf einen Marktanteil von gut 23 Prozent. Hart getroffen wurde Opel auch von der Schuldenkrise, die die Nachfrage nach Klein- und Kompaktwagen vor allem in Südeuropa dramatisch einbrechen ließ. Gemessen an der Nachfrage werden zu viele Autos in Europa gebaut. GM-Chef Dan Akerson schätzt, dass es in Europa branchenweit sieben bis zehn Autowerke zu viel gibt. Andere Manager sprechen von 20 Prozent Überkapazität.
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