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Bei der derzeitigen Hochstimmung dürfen es am Rand des Frankfurter Parketts auch schon mal zwei Bullen sein.

© dpa

Dax-Höhenflug: Skeptiker sind an der Börse kaum zu finden

Euphorie hat die deutsche Börse erfasst: Alle Indikatoren sprechen für weitere Kursgewinne.

Frankfurt am Main - Um exakt 10 Uhr 50 war es am Dienstag so weit: Die Anzeigetafel für den Deutschen Aktienindex (Dax) verzeichnete im Handelsaal der Frankfurter Börse mit 8155 Punkten einen neuen Höchststand. Im Verlauf des Handels ging es weiter nach oben – bis auf 8206 Zähler. Letztlich verhalfen gute Zwischenberichte unter anderem von der Allianz und Münchner Rück dem Börsenbarometer zum neuen Rekord, der sich schon in den letzten Tagen abgezeichnet hatte – vor allem wegen der Notenbanken, die versuchen, mit billigem Geld die Krise in Europa zu bremsen und die Konjunktur in den USA und Japan auf Trab zu bringen.

An den Start gegangen war der Dax, der die Aktien der 30 größten deutschen börsennotierten Unternehmen enthält, Ende 1987 mit 1000 Punkten. Im Jahr 2000 übersprang er erstmals die Schwelle von 8000 Punkten, das bisherige Hoch erreichte er am 13. Juli 2007 mit 8151 Punkten. Die Pleite der US-Investmentbank Lehman und die Finanzkrise sorgten danach bis März 2009 für einen erneuten Einbruch um fast 60 Prozent. Seitdem strebt der Dax fast ohne Pause nach oben. Und die Zuversicht ist ungebrochen: Viel Geld auf der Suche nach rentabler Anlage, extrem niedrige Zinsen, eine niedrige Inflation. Großanleger wie Versicherungen stehen unter großem Anlagedruck. Mit Anleihen können sie die notwendige Rendite nicht erzielen. Und derzeit haben sie weniger als fünf Prozent ihres Anlagekapitals in Aktien investiert.

Skeptiker sind an der Börse kaum auszumachen. Dafür hat vor allem die Europäische Zentralbank (EZB) mit der Senkung des Leitzinses auf 0,5 Prozent gesorgt. Zudem hat sie den Banken bis Mitte 2014 die unlimitierte Zuteilung von Zentralbank-Geld zu rekordtiefen Zinsen zugesichert. Dass der größte Teil dieser Milliarden an Verbraucher und Unternehmen fließt, ist unwahrscheinlich: Zum einen scheuen die Banken das Risiko, zum anderen fehlt bei Firmen und Verbrauchern das Vertrauen, um zu investieren und zu konsumieren.

Auch die Inflation wird allen Prognosen zufolge auf absehbare Zeit niedrig bleiben. Bei 1,2 Prozent lag die Preissteigerungsrate zuletzt in der Euro-Zone. Erst bei zwei Prozent sieht die EZB Inflationsgefahren und eventuell einen Anlass, die Zinsschraube wieder anzuziehen. Derzeit sind die Zinsen für Sparanlagen so niedrig, dass sie nicht einmal die Inflation ausgleichen. Selbst zehnjährige Bundesanleihen bringen dem Anleger kaum noch Rendite. Da bleiben fast nur Aktien. „Es gibt aktuell keine Alternative“, sagt Carsten Sommerfeld, Aktienhändler bei Tradegate.

Rückenwind für die Börse kommt aus den USA. Dort pumpt die Notenbank, ähnlich wie in Japan, Monat für Monat über den Kauf von Staatsanleihen dreistellige Milliardensummen in die Wirtschaft. Sommerfeld räumt ein, dass die Konjunktur in Deutschland derzeit nicht rund läuft und der Süden Europas tief in der Krise steckt. Aber 2014 gehe es wieder aufwärts. „Und an der Börse wird die Zukunft gehandelt.“ Zwar sei die Schuldenkrise längst nicht gelöst. Aber die Lage in Spanien, Italien oder Griechenland habe sich zumindest beruhigt. Schließlich betont er wie andere Experten auch, dass gute deutsche Aktien immer noch günstig bewertet sind. „Ohne euphorisch zu sein – 8500 bis 8800 Punkte sind 2013 im Dax möglich“, sagt Sommerfeld.

Oliver Roth, Händler bei CloseBrothersSeydler, dämpft die Zuversicht. „Wir haben keine Blase, aber es gibt Anzeichen.“ Das viele Geld der EZB lande nicht in der Realwirtschaft und schaffe letztlich keine echten Werte. Er verweist auf die Euro-Schuldenkrise, die Rezession in den Krisenstaaten, auch auf Gefahren in anderen Teilen der Welt, die den Dax schnell bremsen könnten. Wenn der überbewertete Immobilienmarkt in China zusammenbreche, könne das auch die Börsen in Europa auf Talfahrt schicken. Auch die Experten der Landesbank Berlin warnen: Die gute Entwicklung der Aktienkurse gründe sich vornehmlich auf die Liquiditätsschwemme. Die fundamentale Untermauerung lasse auf sich warten.

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