zum Hauptinhalt
Ein Logo in der Lounge-Area in der Delivery-Hero-Zentrale in Berlin .

© John MACDOUGALL / AFP

Delivery Hero im Dax: Wie die Berliner Wirtschaft auf den Aufstieg reagiert

Dass mit Delivery Hero ein in der Hauptstadt gegründetes Unternehmen im Dax ist, stärkt den Start-up-Standort Berlin. Denn auch hier gibt es noch viel zu tun.

Dass Delivery Hero aus Berlin nun ein Dax-Unternehmen geworden ist, steht exemplarisch für die gewachsene Bedeutung der Start-up-Wirtschaft in der Hauptstadt. So zumindest sieht das der Unternehmerverband Berlin-Brandenburg (UVB).

Es zeige, „dass es innovative technologiegeprägte Geschäftsmodelle aus der Hauptstadt binnen weniger Jahre in die Spitzengruppe der deutschen Wirtschaft schaffen können.“ Berlin gehöre damit zu den Gewinnern im Strukturwandel. Um diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben, müsse die Stadt allerdings weiter an den Standortbedingungen für Start-up-Firmen arbeiten.

Delivery Hero ist auch als Beispiel für die wichtige Plattform-Ökonomie interessant. Sie wird bislang von US-Unternehmen geprägt. Der Kern des Geschäftsmodells ist die IT. Mehrere tausend Spezialisten bei Delivery Hero betreiben von Berlin aus das weltweite Datenmanagement.

"Investoren aus aller Welt"

UVB-Geschäftsführer Sven Weickert nennt den Aufstieg eines weiteren Berliner Unternehmens ein wichtiges Signal. „Dadurch bekommt die Stadt zusätzliche Aufmerksamkeit bei Investoren aus aller Welt“, sagt Weickert, „außerdem stärken die Zentralen großer Unternehmen Wachstumskraft und Wertschöpfung ganz erheblich, weil sie Folgeaufträge für viele verschiedene wirtschaftsnahe Dienstleister auslösen.“

Die Zahl der Unternehmen in der Hauptstadtregion ist deutlich gewachsen. Laut Statistischem Landesamt Berlin Brandenburg ist die Zahl der Unternehmen mit Beschäftigten von 159.042 im Jahr 2009 auf 185.206 im Jahr 2018 gestiegen.

Auch die Start-up-Branche ist ein Grund dafür. Laut der „Berliner Start-up-Map“ der Senatsverwaltung für Wirtschaft und Betriebe gibt es derzeit rund 3000 Start-ups in Berlin. 78.000 Menschen sind in solchen Jungunternehmen beschäftigt, in den vergangenen zwei Jahren sind schätzungsweise 19.000 Jobs durch Start-ups in der Hauptstadt entstanden. Nicht umsonst hat Berlin den Ruf der Start-up-Hauptstadt. Im vergangenen Jahr gab es zwölf Gründungen je tausend Einwohner – mehr als in allen anderen Bundesländern.

Warum erst jetzt?

Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) sagte, nachdem man lange in Berlin auf die Ansiedlung eines Dax-Unternehmens gehofft hatte, steige nun mit Delivery Hero ein in Berlin gegründetes Unternehmen in den Dax auf. Das zeige die „beeindruckende Entwicklung der Berliner Wirtschaft und unsere Stärke als Standort der Digitalwirtschaft.“

Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) sieht man den Aufstieg von Delivery Hero nicht ganz so euphorisch. Die Frage sei: Warum erst jetzt? Warum hat sich Berlin so schwer damit getan, Heimatort für Großunternehmen zu werden?

Seit die Dotcom-Blase geplatzt ist, sind 20 Jahre vergangen. In dieser Zeit habe sich die Wirtschaftspolitik zu sehr auf etablierte Branchen verlassen und erst spät die Bedeutung der Start-up- und Tech-Branche begriffen. Dabei sind sich die Experten einig, dass in wenigen Jahren vier oder gar mehr Dax-Unternehmen in Berlin ihren Sitz haben werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false