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Wirtschaft: Der Kanzler soll Babelsberg helfen

Studio-Betriebsrat überreicht offenen Brief

Berlin - Der Betriebsrat des Babelsberger Filmstudios hat Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) am Donnerstag aufgefordert, sich für den Erhalt des traditionsreichen Standortes einzusetzen. In einem offenen Brief, den Betriebsratschef Jan-Peter Schmarje persönlich im Kanzleramt überreichte, schrieb er, nach dem Verkauf an zwei weithin unbekannte Investoren sei „die Zukunft des Produktionsstandortes und der damit verbundenen 200 festen sowie produktionsbedingt bis zu 2000 Arbeitsplätze“ gefährdet. Am Morgen waren die Beschäftigten in Babelsberg zu einer Betriebsversammlung zusammengekommen.

Der französische Konzern Vivendi habe den Verkauf der Studios an die Investoren Christoph Fisser und Carl Woebcken für einen symbolischen Euro zwar grundsätzlich vollzogen. Die Ausarbeitung des Vertrages biete aber „zahlreiche Möglichkeiten, Sicherungen für den Fortbestand des Studios, seiner Tradition und der Menschen, die dort arbeiten, zu vereinbaren“, schreibt der Betriebsrat. Er forderte Schröder deshalb auf, den Fall Babelsberg zur „Chefsache“ zu machen und die „guten Kontakte zu dem französischen Präsidenten Jacques Chirac für ein offenes Gespräch zu nutzen“. Berichten zufolge hatte die brandenburgische Landesregierung Vivendi gewarnt, an die beiden Käufer aus Berlin und München zu verkaufen, weil deren Angebot nicht ausreichend sei.

„Wenn wir jetzt nicht engagiert handeln, setzen wir zwölf harte Jahre des Aufbaus und der Konsolidierung aufs Spiel“, schreibt der Betriebsrat an den Kanzler. Studio Babelsberg, wo demnächst die Dreharbeiten für die Paramount-Produktionen „Mission Impossible III“ und „Aeon Flux“ beginnen, sei ein „wirtschaftlich wichtiges“ und „medienpolitisch einzigartiges Unternehmen“. Die neuen Eigentümer hätten bei ihren bisherigen unternehmerischen Engagements „Pleiten und Prozesse“ hinterlassen und verfügten im Filmgeschäft über „keinerlei Know-how“.

Carl Woebcken, Geschäftsführer der Berlin Animation Film GmbH (BAF), ließ am Donnerstag klarstellen, dass die BAF nicht an der Babelsberg-Übernahme beteiligt ist. Woebcken handele „ausschließlich als Privatinvestor“, teilte das Unternehmen mit. Die BAF produziert für einen von der Dresdner Bank aufgelegten Film-Fonds Zeichentrickfilme und ist wegen Terminverzögerungen und Qualitätsproblemen in Schwierigkeiten geraten. Die BAF versicherte, Woebcken habe als einer der beiden Geschäftsführer „den Fonds wieder ins richtige Fahrwasser“ gebracht.

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