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Wirtschaft: „Der nächste Aufschwung kommt“

Herr Tebbe, Ihr Unternehmen hat drei Frachter – die „Maple Ingrid“, die „Maple Lotta“ und die „Maple Lea“, die Sie verchartern. Wie gut läuft das Geschäft?

Herr Tebbe, Ihr Unternehmen hat drei Frachter – die „Maple Ingrid“, die „Maple Lotta“ und die „Maple Lea“, die Sie verchartern. Wie gut läuft das Geschäft?

Heute ist es schwierig, große Renditen in der Branche einzufahren. Die Preise für Schiffe sind zwar bedeutend niedriger als früher. Doch zugleich sind auch die Einnahmen, die man im Frachtgeschäft erzielen kann, deutlich gesunken. Die Schifffahrt ist schon seit jeher eines der zyklischsten Geschäfte überhaupt. Als wir vor mehr als zehn Jahren in unserem Beruf angefangen haben, gingen Frachtraten und transportierte Ladungsmengen über Jahre steil nach oben. Wir kannten eigentlich nur Boom-Phasen in unserem Geschäft. Und seit fünf Jahren haben wir auf einmal die schwärzeste Krise, die man sich nur vorstellen kann. Es gibt jedoch viele Anzeichen und Gründe, dass der nächste Aufschwung nur eine Frage der Zeit ist. Zum Beispiel werden heute so viele Frachter verschrottet wie nie zuvor. Das wird über kurz oder lang zu einer Bereinigung des Marktes und somit wieder zu einem Ausgleich von Angebot und Nachfrage führen. Gerade in Krisenzeiten geht es daher darum, eine gute Grundlage für die Zukunft zu legen. Und nicht ums schnelle Geld.

Fahren Ihre Schiffe profitabler als andere?

Im letzten Jahr haben wir zwei noch sehr junge Schiffe für weniger als die Hälfte ihres Neubau-Preises ersteigert. Dadurch fahren wir zwar auch keine höheren Frachtraten ein, aber unsere Kostenquote ist vergleichsweise niedrig.

Warum beladen Sie Ihre drei Schiffe nicht selbst?

Heute vermieten wir unsere Schiffe an sogenannte Befrachter, die sie über die Weltmeere schicken. Der Grund dafür ist, dass wir mit nur drei Frachtern keine eigene weltweite Abdeckung erreichen können. Unser Ziel ist es daher, die heutige Krise als Chance zu verstehen und eine Flotte von zehn eigenen Schiffen anzukaufen. Um die Frachter richtig bestücken zu können, ist man zudem auf ein weltweites Netzwerk von Schiffsmaklern angewiesen, die die regionalen Märkte kennen. Perspektivisch ist besonders der chinesische Markt interessant für uns.

Warum sitzt Ihr Unternehmen in Deutschland und nicht einem Steuerparadies?

Wir sind gerade Anfang 30 und haben den vielleicht etwas altmodischen Wunsch, in unserem noch sehr langen Berufsleben etwas Nachhaltiges aufzubauen. Hier dienen uns nicht anglo-amerikanisch geprägte Finanzvehikel als Vorbild, sondern über Generationen denkende, hanseatische Kaufleute. Vertrauen ist die Basis, ohne die der Aufbau eines neuen Schifffahrtsunternehmens heute nicht funktionieren würde. Gerade in dieser schwierigen Zeit ist dieser traditionelle Wertekanon daher von enormer Bedeutung für uns.

Die Fragen stellte Reinhart Bünger

Alexander Tebbe (31) ist Schifffahrtskaufmann und gründete 2010, mitten in der Krise, gemeinsam mit Lucius Bunk (34) die Reederei Auerbach Schifffahrt mit Sitz

in Hamburg.

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