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Wirtschaft: Deutsche Bank denkt über Umzug nach

Vorstandssprecher Ackermann: Standort Deutschland international nicht gut genug/ Bank will ihre Ertragskraft stärken

Frankfurt (Main) (ro). Zumindest auf Sicht von einigen Jahren könnte die Deutsche Bank ihrem Heimatland den Rücken kehren. Nach den Worten von Vorstandssprecher Josef Ackermann ist dies zwar mittelfristig kein Thema. Aber sollte die Deutsche Bank bei einer neuen Konsolidierungswelle in der Branche eine andere europäische Großbank übernehmen oder Partner einer Fusion sein, „müssen wir uns die Frage stellen, ob ein solches Institut noch von Deutschland aus geführt werden kann".

Auf einem Bankenkongress in Frankfurt forderte Ackermann deshalb am Donnerstag rasch Gespräche zwischen Politik, Wirtschaft und anderen Entscheidungsträgern über die Rahmenbedingungen in Deutschland. Ackermann zählt dazu ein verlässliches und attraktives steuerliches Umfeld, einen flexiblen Arbeitsmarkt und ein reformiertes, effizientes Ausbildungssystem.

Gleichzeitig bekannte sich der seit Mai amtierende Vorstandssprecher aus heutiger Sicht aber eindeutig zum Sitz der Bank in Frankfurt. Nur wenn die Bank in ihrem Heimatmarkt stark sei, könne sie auch zu den führenden Banken der Welt gehören. „Deshalb wäre es abwegig, wenn wir Deutschland verlassen. Wenn, dann sicher nicht aus eigenem Willen“, sagte Ackermann.

Derzeit allerdings sind Fusionen und Übernahmen im Bankensektor für Ackermann kein Thema. Dazu seien die Märkte zu schwach und die Ertragslage der Banken zu angespannt. Die derzeitige Ertragskrise der Banken müsse zu neuen Strukturen führen. Sie könne sich aber auch zu einer allgemeinen Bankenkrise ausweiten.

Dem Deutsche-Bank-Chef geht es für sein Haus derzeit vor allem darum, die Ertragskraft weiter zu stärken, um künftig bei der Konsolidierung eine aktive Rolle spielen zu können. Vor einer Übernahme habe man keine Angst, sagte Ackermann.

Aber eine Eigenkapital-Rendite von derzeit 4,4 Prozent sei absolut nicht akzeptabel, genauso wenig wie ein Börsenwert der Deutschen Bank von nur 40 Milliarden Euro. Vor allem im internationalen Vergleich sei die Deutsche Bank nicht stark genug. Entscheidend für höhere Gewinne sei, so Ackermann, nicht das Geschäftsmodell, sondern die Position der Bank in den einzelnen Bereichen und Märkten.

In Deutschland will die Deutsche Bank in „zwölf bis 18 Monaten“ im Filialgeschäft so stark sein, dass pro Jahr mindestens eine Milliarde Euro verdient werden kann. Dies schafft derzeit allein die Citibank. .

Weltweit will die Deutsche Bank unter die führenden zehn Institute kommen. Derzeit steht sie nach Angaben von Ackermann etwa auf Platz 20, vor einem Jahr sei es nur Position 34 gewesen.

Bei der Entlohnung von Spitzen-Managern ist Ackermann, wie er erneut betonte, dagegen, in Deutschland eine generelle Obergrenze zu verankern. „Dies würde riesigen Schaden anrichten, die Welt ist anders.“ Er sei absolut für leistungsorientierte Bezahlung, die allerdings der Markt regeln müsse. Fünf-Jahres-Verträge für Spitzenmanager müssten aber abgeschafft werden. Wer schlecht sei oder nachhaltig Fehler mache, müsse „innerhalb von Minuten“ ersetzt werden können.

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