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Wirtschaft: Deutsche Bank kommt glimpflich davon

Beim Krisenfonds Grundbesitz-Invest ist der Abwertungsbedarf mit 2,4 Prozent geringer als befürchtet

Berlin - Der Wertverlust beim Krisenfonds der Deutschen Bank, Grundbesitz-Invest, ist deutlich geringer als befürchtet. Statt der ursprünglich erwarteten zehn Prozent liegt der tatsächliche Abwertungsbedarf nur bei 147 Millionen Euro oder 2,4 Prozent des Gesamtvolumens. Das berichtete die Deutsche-Bank-Tochter DB Real Estate am Donnerstag unter Berufung auf die Gutachten unabhängiger Sachverständiger.

Nach der Neubewertung wird der Wert eines Fondsanteils auf voraussichtlich 37,17 Euro festgelegt. Bei der Schließung im Dezember 2005 hatte er 39,67 Euro betragen. Die Deutsche Bank versicherte erneut, dass alle Anleger für mögliche Verluste entschädigt werden sollen. Die dafür getroffenen Rückstellungen von 200 Millionen Euro reichten aus.

An diesem Freitag soll der mehr als fünf Milliarden Euro schwere Immobilienfonds wieder geöffnet werden. Dann könnten auch die 300 000 Eigner erstmals wieder ihre Fondsanteile verkaufen. Branchenkenner rechnen mit erheblichen Verkäufen enttäuschter Anleger. Die DB Real Estate hatte den Fonds am 13. Dezember vergangenen Jahres wegen der anstehenden Neubewertung geschlossen und damit eine Massenflucht aus offenen Immobilienfonds ausgelöst. Die Deutsche Bank-Tochter bekräftigte am Donnerstag, dass der Fonds jetzt auf jeden Fall geöffnet bleibe.

„Eine Milliarde Euro wird abfließen“, schätzt Stefan Loipfinger, Herausgeber des Branchendienstes „Fondstelegramm“. „Einige Anleger sitzen schon auf heißen Kohlen“, glaubt auch Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), „viele sind verärgert“. Das liege vor allem am schlechten Krisenmanagement durch die Deutsche Bank. „Wir haben bis heute nicht verstanden, warum der Fonds überhaupt geschlossen wurde“, kritisierte Kurz.

Die Anleger, die vorübergehend um ihr Erspartes gefürchtet hatten, befinden sich jetzt in einer recht komfortablen Situation. „Der Fonds ist jetzt realistisch bewertet“, glaubt Kurz. Unterm Strich hätten die Anleger keine Verluste erlitten. „Wer offenen Immobilienfonds positiv gegenübersteht, kann seine Grundbesitz-Invest-Anteile halten und auf künftige Gewinne hoffen“, empfiehlt der Anlegerschützer.

Auch der Branchenverband BVI reagierte erleichtert auf den geringen Abwertungsbedarf. „Das ist ein klarer Schritt zu einer weiteren Normalisierung“, sagte BVI-Sprecher Andreas Fink. Im Januar und Februar hatten die Anleger insgesamt 7,3 Milliarden Euro aus offenen Immobilienfonds abgezogen. Im Februar hat sich der Mittelabfluss jedoch bereits deutlich abgeschwächt.

DB Real Estate-Geschäftsführer Holger Naumann verteidigte die Schließung des Fonds. „Dies war die einzige Möglichkeit, den aktuellen Anteilswert verlässlich zu ermitteln und damit eine Gleichbehandlung der Anleger sicherzustellen“, sagte der Chef der Fondsgesellschaft. Naumann kündigte an, die Struktur des Fondsvermögens zu verändern. Statt wie bisher zu 60 Prozent in Deutschland und zu 40 Prozent im europäischen Ausland investiert zu sein, soll der Fonds künftig eine hälftige Immobilienmischung haben.

Die ausländischen Immobilien haben dafür gesorgt, dass die Korrektur bescheiden ausgefallen ist. Während die deutschen Objekte im Schnitt um 5,7 Prozent herabgestuft worden sind, sind die ausländischen um 3,3 Prozent aufgewertet worden. Nach Tagesspiegel-Informationen hat es bei einzelnen Immobilien in Deutschland Abwertungen von bis zu 25 Prozent, im Ausland dagegen Aufwertungen von bis zu zehn Prozent gegeben.

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