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Wirtschaft: Deutsche Bank kündigt Investmentbankern

4000 Bankerjobs in London und New York bedroht/Seit 2002 insgesamt 19000 Arbeitsplätze abgebaut

Frankfurt am Main/Moskau - Die Deutsche Bank konkretisiert ihre Pläne für den angekündigten Stellenabbau. Nach Informationen aus Finanzkreisen sollen rund acht Prozent der weltweit 65000 Beschäftigten das Unternehmen verlassen. Dies wären über 5000 Beschäftigte. Dem Vernehmen nach liegen bei vielen betroffenen Investmentbankern in London und New York die Kündigungen bereits auf dem Tisch. Die Bank wollte das am Donnerstag nicht bestätigen.

Weltweit sind es im Investmentbanking des Instituts derzeit 31200 und damit fast die Hälfte aller Mitarbeiter beschäftigt. Vorstandssprecher Josef Ackermann will sich erst am 3. Februar auf der Jahres-Pressekonferenz äußern.

Zweifel am neuerlichen Personalschnitt bei der Deutschen Bank gibt es allerdings kaum. Nur wenn Ackermann die Kosten schnell und nachhaltig senkt, wird er die für das laufende Geschäftsjahr 2005 angekündigte und versprochene Eigenkapitalrendite von 25 Prozent vor Steuern erreichen können. Um mindestens weitere 750 Millionen Euro müssten die Kosten gedrückt werden, sagen Analysten. Nach den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres lag die Rendite bei rund 18 Prozent.

Überraschend kommen die neuen Streichungspläne deshalb nicht. Trotzdem sind sie für die weltweit noch rund 65000 Mitarbeiter der Bank ein weiterer Rückschlag. Erst Anfang Dezember hatten der Vorstandssprecher und sein neuer „Deutschland-Chef“ Jürgen Fitschen den Abbau von knapp 2000 Stellen in Deutschland angekündigt. Seit Ende 2001 und damit faktisch seit dem Amtsantritt Ackermanns im Mai 2002 hat die Deutsche Bank rund 19000 und damit fast ein Viertel ihrer Stellen gestrichen. Zu Ende ist dieser Prozess noch nicht: „2005 wird ein viel härteres Jahr als 2004“, sagt ein hochrangiger Manager aus der Zentrale der Deutschen Bank.

Die Strategie Ackermanns konzentrierte sich in den vergangenen Monaten fast ausschließlich auf Kostensenkungen. Analysten halten das aber für nicht ausreichend. „Eine Strategie mit Wachstumsperspektiven wie etwa bei der Schweizer UBS ist nicht zu erkennen“, hieß es in Frankfurt.

Banker äußern aber Verständnis für das von Ackermann gesetzte Renditeziel, weil er damit den Börsenwert der Bank erhöhen und eine mögliche Übernahme verhindern will. Die Bank soll weltweit wieder unter die Top Ten der Branche rücken, derzeit steht sie nur auf Platz 20.

Doch der Aktienkurs liegt immer noch etwa 15 Prozent tiefer als bei Ackermanns Amtsantritt. „Die Marke von 25 Prozent ist schon sehr ehrgeizig“, sagt ein erfahrener Banker in Frankfurt. Dieter Hein vom Analysehaus Fairesearch rechnet für 2004 mit 15,5 Prozent, für 2005 Jahr erwarten andere Beobachter allenfalls knapp 22 Prozent.

Der im Herbst an der Spitze vollzogene Umbau der Bank zeigt noch nicht die erhoffte Wirkung. Während Fitschen versucht, das Firmengeschäft in Deutschland zu stärken, sollen Anshu Jain und Michael Cohrs das Investmentbanking nach vorne bringen. In diesem Zusammenhang stehen die Streichpläne in London und New York und die Zusammenlegung des Anleihe- und Aktienhandels.

Unterdessen erfuhr das „Handelsblatt“ aus Finanzkreisen in Moskau, dass die Deutsche Bank ihr Engagement in Russland deutlich ausbauen will. So wollen die Frankfurter nach Angaben von Andrej Kostin, Chef der bisher staatlichen Vneshtorgbank (VTB), einen Anteil von zehn Prozent an der VTB erwerben. Darüber hinaus wolle die Deutsche Bank bereits in der kommenden Woche ein Gebot für die KMB-Bank abgeben, hieß es. Insider erwarten einen Kaufpreis von rund 80 Millionen Dollar. Die Bank wollte die Informationen nicht kommentieren.

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